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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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beißende Spott in seiner Stimme tat ihm augenblicklich selbst Leid, umso mehr, als er sah, dass der Anteil von Verlegenheit in McClures Blick noch wuchs. Aber es war Hyams, die antwortete, nicht McClure.
    »In diesem Punkt sind wir mit Doktor Graves vollkommen einer Meinung, Professor VanAndt. So lange unsere Arbeit hier nicht abgeschlossen ist, ist absolute Verschwiegenheit das oberste Gebot. Wahrscheinlich haben Sie es noch nicht bemerkt, aber nicht alle sind mit dem einverstanden, was wir hier tun, und wir werden misstrauisch und äußerst aufmerksam beobachtet. Und wer weiß, vielleicht belauscht? Möchten Sie, dass Ihnen jemand die Früchte Ihrer Arbeit stiehlt?«
    Den letzten Satz sprach sie mit einer sonderbaren Betonung aus, fand Mogens. Und noch viel unangenehmer war der Blick, mit dem sie ihn dabei maß.
    »Selbstverständlich nicht«, antwortete er so ruhig, wie er nur konnte. »So wenig, wie ich selbst so etwas je tun würde.«
    »Sehen Sie, Professor, und so geht es jedem von uns«, antwortete Hyams kühl. Dann deutete sie auf das Bord und fragte: »Sind das Ihre Bücher?«
    »Einige«, antwortete Mogens. »Die meisten hat Graves herbeischaffen lassen.«
    »Eine sonderbare Auswahl«, sagte Hyams, während sie sich wieder vollends dem Bücherregal zuwandte. »Was, sagten Sie noch einmal, ist Ihr Fachgebiet?«
    »Archäologie«, antwortete Mogens, obwohl er sehr sicher war, dass Hyams dies ebenso gut wusste wie die beiden anderen und er selbst.
    Hyams nahm einige Bände heraus, studierte die Titel oder warf einen eher flüchtigen Blick hinein, bevor sie sie wieder zurückstellte. »Das Buch der toten Namen«, sagte sie. »Atlantis: Die vorsintflutliche Welt.« Sie maß ihn mit einem schwer zu deutenden, aber nicht sehr angenehmen Blick. »Was soll das sein? Braucht man so etwas neuerdings in der Archäologie?«
    »Nein«, antwortete Mogens, mühsam beherrscht. »Ich interessiere mich rein privat für diese Themen.«
    »Für Zauberei?«
    »Für Okkultismus«, verbesserte sie Mogens.
    »Und das ist ein Unterschied?« Hyams zog beinahe verächtlich die Brauen zusammen. »Das müssen Sie mir erklären, Professor.«
    Mogens schob es auf seine Einbildung, dass es sich für ihn so anhörte, als spräche sie das Wort »Professor« wie eine Beleidigung aus. Das machte ihn wütend. Er beherrschte sich aber und bemühte sich im Gegenteil, so ruhig und sachlich zu antworten, wie er nur konnte.
    »Mich interessiert der wissenschaftliche Aspekt dieser Dinge, Doktor«, sagte er. »Fast jeder Aberglaube geht auf einen realen Kern zurück. Die Medizin beginnt gerade zu entdecken, dass viele der alten Naturheilmittel keineswegs Hokuspokus, sondern im Gegenteil höchst wirksam sind.«
    »Das mag sein, oder auch nicht.« Hyams schob sein Argument mit einem Achselzucken zur Seite, das seinen Zorn noch weiter anstachelte. »Aber das ist wohl kaum das, worüber wir hier reden oder worum es in diesen Büchern geht. Was ist mit dem Glauben an Dämonen und heidnische Götter? Wo ist der wissenschaftliche Beweis für die Wirksamkeit von Zaubersprüchen? «
    »Nirgends«, gab Mogens unumwunden zu. »Allerdings gibt es auch keinen Beweis, dass sie nicht wirken.«
    »Das ist jetzt nicht Ihr Ernst«, ächzte Hyams. »Was soll an irgendwelchem sinnlosen Gestammel …«
    »Wer sagt Ihnen, dass es das ist?«, unterbrach sie Mogens und brachte die Ägyptologin mit einer fast befehlenden Geste zum Schweigen, falls sie ihm ihrerseits ins Wort fallen wollte. »Nein, ich weiß, was Sie jetzt sagen wollen, Doktor Hyams, aber bitte, hören Sie mir einfach einen kurzen Moment zu.«
    Hyams zog verächtlich die linke Augenbraue hoch, aber sie schwieg.
    »Ich denke, dass es weit mehr Kräfte in der Natur gibt, die wir nicht verstehen, als solche, die wir verstehen«, begannMogens. »Naturwissenschaftliche Kräfte, meine ich. Energie, Kraftfelder, Strömungen.« Er sah fragend von einem zum anderen. McClure nickte zögernd, und Mercer nahm einen weiteren Schluck Kaffee mit Rum – oder was auch immer sich in seiner Flasche befand –, während Hyams überhaupt nicht reagierte, sondern ihn nur weiter mit ausdruckslosem Gesicht anstarrte.
    »Einige dieser Kräfte verstehen wir und einige können wir sogar beherrschen«, fuhr Mogens fort. »Wir modifizieren Funkwellen, um Morsezeichen zu senden. Wir erzeugen elektrischen Strom, um unsere Häuser zu beleuchten, und wir erhitzen Wasser, um mit dem Dampf unsere Maschinen zu betreiben.«
    »Sie sprechen

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