Anubis - Roman
beiden anderen – wenn auch in größer werdendem Abstand – kamen näher, und Mogens begann sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie er sie am besten abweisen konnte, ohne allzu unhöflich zu wirken und damit sein ohnehin nicht gerade gutes Verhältnis zu seinen neuen Kollegen noch mehr zu belasten.
Er fand keine. Es hätte ihm vermutlich auch nichts genutzt, wie ihm spätestens beim ersten Blick in Mercers Gesicht klar wurde. Es wirkte noch rosiger als sonst, und seineAugen hatten einen wässrigen Glanz. Er wankte mindestens so heftig hin und her, wie es der Ford vor einer Minute getan hatte. Mercer war betrunken. Mogens hoffte nur, dass er nicht am Steuer gesessen hatte.
»Wir haben Sie vermisst, Professor«, fuhr Mercer in aufgeräumtem Ton fort. »San Francisco ist eine großartige Stadt! Das nächste Mal müssen Sie uns unbedingt begleiten.«
Mogens sagte immer noch nichts, aber Mercer ließ sich auch davon nicht beeindrucken, sondern hievte seine gewaltige Körperfülle schnaubend die kleine Treppe herauf, und Mogens trat hastig zur Seite, da er fast befürchten musste, von ihm überwalzt zu werden. »Wir dürfen doch hereinkommen, nur auf einen kleinen Plausch unter Kollegen?«
»Sicher.« Mogens trat einen weiteren Schritt zurück und machte eine einladende Bewegung in Richtung der beiden anderen. McClure warf ihm ein rasches, um Verständnis heischendes Lächeln zu, während er in Hyams’ Gesicht vergeblich zu lesen versuchte. Allerdings spürte er die Ablehnung, die die Archäologin ihm entgegenbrachte, deutlicher denn je.
Mercer marschierte fröhlich an ihm vorbei und nahm uneingeladen auf dem einzigen Stuhl Platz, den es im Zimmer gab. »Das nächste Mal müssen Sie uns unbedingt begleiten, Professor«, sagte er noch einmal und mit noch schwererer Zunge. »Wenn unser Zerberus Sie gehen lässt, heißt das.«
»Zerberus?«
»Graves«, erklärte McClure. »Mercer liebt es, Doktor Graves so zu nennen – vor allem, wenn er zu tief ins Glas geschaut hat, wie heute. Und natürlich, wenn er es nicht hören kann.«
Mercer reagierte mit einem breiten Grinsen. »Sie sind ein Spielverderber, McClure«, sagte er. »Warum gönnen Sie einem armen alten Mann nicht einmal dieses kleine Vergnügen?«
Der Art nach zu schließen, auf die Mercer sprach, dachte Mogens, war es wohl eher ein ziemlich hochprozentiges Vergnügen gewesen. Wieder begegnete er jenem halb verständnisvollen, ein ganz kleines bisschen aber auch mitleidigen Lächeln in McClures Augen, als er den Paläontologen ansah.
»Wir wollen Sie auf keinen Fall stören«, sagte McClure. »Sie haben gewiss einen anstrengenderen Tag hinter sich als wir.«
Zumindest was Mercer anging, hatte Mogens da gewisse Zweifel. »Sie stören keineswegs, Doktor«, sagte er. »Ich fürchte nur, ich kann Ihnen nichts anbieten – außer einem Becher kalten Kaffees vielleicht.«
»Aber das ist doch vollkommen in Ordnung«, versicherte Mercer, während er sich bereits schnaufend vorbeugte und nach der Kanne griff. Es gab nur die eine Tasse, aus der Mogens gerade getrunken hatte, woran Mercer aber keinen Anstoß zu nehmen schien. Ungeachtet des längst kalt gewordenen Restes, der sich noch darin befand, schenkte er sich nach und griff anschließend unter seinen Mantel, um eine flache Schnapsflasche hervorzuziehen, aus der er einen kräftigen Schuss in den Kaffee goss. McClure runzelte missbilligend die Stirn, enthielt sich aber jeden Kommentars, sondern wandte sich mit einem leicht verlegenen Lächeln wieder direkt an Mogens.
»Und wie haben Sie Ihren ersten Tag hier verbracht, Professor?«
»So wie Sie vermutlich auch«, antwortete Mogens. »Doktor Graves hat mich herumgeführt und mir alles gezeigt.«
Er sah nicht hin, aber er registrierte dennoch den scharfen, fast feindseligen Blick, den Hyams ihm aus den Augenwinkeln heraus zuwarf. Aber auch sie sagte nichts, sondern drehte sich nach einer Sekunde weg und trat an das Bücherregal heran. Mogens war nicht wohl dabei, aber ihm fiel kein plausibler Grund ein, sie zurückzuhalten.
McClure blieb ihm die Antwort auf seine indirekt gestellte Frage schuldig.
»Das hat er doch, oder?«, hakte Mogens nach.
McClure druckste einen Moment herum und antwortete schließlich, ohne ihm in die Augen zu sehen: »Wir sprechen außerhalb der Grabungsstelle nicht über unsere Arbeit. Doktor Graves wünscht es nicht.«
»Und Sie tun und lassen zweifellos immer alles, was Doktor Graves wünscht«, gab Mogens zurück. Der
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