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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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um und ging wieder zum Tor. Mogens erschauerte, als sein Blick eine der beiden gewaltigen Wächterstatuen streifte. Es konnte nur an dem unsteten Licht liegen, und dem Zustand seiner eigenen Nerven, aber für einen Moment schienen sich die armlangen Tentakel, die seinen Schädel säumten, zu bewegen, als wollten sie nach dem frechen Eindringling greifen.
    »Der Schlüssel ist hier«, sagte Graves erregt. »Ich weiß es! Er ist hier, direkt vor unseren Augen, Mogens! Wir brauchen nur danach zu greifen.«
    Mogens wünschte sich, er würde das nicht tun. Wieder glaubte er eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahrzunehmen, ein zitterndes Wogen und Greifen, als versuche etwas aus dem Bereich jenseits des Wirklichen sich an die Realität heranzutasten. Etwas kratzte wie mit harten Insektenklauen an seiner Seele. Aber er war einfach zu müde, um auch nur irgendetwas zu sagen. Der Kontakt mit jener schrecklichen uralten Macht hatte ihn nicht nur bis an den Grund seiner Seele erschreckt, sondern ihn auch ausgelaugt.
    »Es muss hier irgendwo sein!« Graves’ Stimme begann zu zittern, drohte vor Erregung gar zu brechen. »Ich kann es spüren, und du auch, Mogens! Ich weiß es! Sag es mir!«
    Es kostete Mogens fast seine ganze Kraft, zu antworten. »Jonathan, bitte! Wir sollten jetzt nichts Übereiltes tun. Lass uns zurückgehen und über das nachdenken, was wir gerade erlebt haben.«
    »Nein!«, schrie Graves. »Du weißt es! Du weißt, wie man dieses Tor öffnet! Aber du willst es mir nicht sagen!«
    Mogens sah alarmiert auf. In Graves’ Stimme war ein neuer, gefährlicher Unterton, der selbst durch den Schleier aus Müdigkeit und Furcht drang, der sich über Mogens’ Gedanken gelegt hatte.
    »Wo ist es?«, keuchte Graves. »Welches Wort öffnet diese Tür?«
    »Abrakadabra«, antwortete Mogens kopfschüttelnd. »Du bist ja verrückt.«
    Graves stieß einen zischenden Laut aus, bewegte sich drohend auf ihn zu und prallte erneut im letzten Moment zurück, bevor er aus den Schatten heraustreten konnte.
    Aber vielleicht doch nicht rechtzeitig genug.
    Es war vielleicht nur ein einzelnes Bild, nur die winzige Zeitspanne zwischen dem Heben und Senken eines Lidschlags, und doch war es so entsetzlich, dass Mogens nur deshalb nicht aufschrie, weil er selbst dazu zu erschrocken war.Und dabei war es nicht einmal Graves’ Gesicht, das er sah. Es war seine Hand, die für eine halbe Sekunde oder weniger in den Bereich des verräterischen Lichts geriet, sodass Mogens sie erkennen konnte. Aber war es wirklich noch die Hand von Jonathan Graves? War es überhaupt die Hand eines Menschen?
    Mogens glaubte es nicht. Was er sah, das war eine schwielige Pfote, größer als jedwede menschliche Hand, die er je gesehen hatte, und mit schrecklichen Klauen bewehrt. Borstiges, dickes Haar, das auf dem Handrücken begann, hüllte das Gelenk ein und verschmolz mit den Schatten dahinter.
    Mogens blinzelte, und als er die Augenlider wieder hob, hatte Graves – Graves?  – den Arm zurückgezogen, und die grässliche Klaue war wieder in barmherzigen Schatten verborgen. Mogens’ Herz jagte.
    »Sag es mir!«, kreischte Graves. »Du bist es mir schuldig!«
    Er schrie nicht wirklich. Er … blubberte . Seine Stimme hatte kaum noch etwas Menschliches, sondern war zu einem nassen, schaumigen Sabbern geworden, dem Kreischen einer tollwütigen Bestie mit haarigen Pfoten und Klauen. Wieder kam er näher, und wieder prallte er zurück, aber diesmal schien es Mogens, als pralle er tatsächlich von dem Licht zurück, ein mythisches Ungeheuer, das sich mit rasender Wut gegen die Barriere aus schützender Helligkeit warf, ohne sie durchdringen zu können. Aber wie lange noch?
    Fast ohne sein Zutun machte Mogens rasch zwei, drei Schritte zurück und starrte die unheimliche Gestalt in den Schatten an. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Er versuchte sich mit aller Macht einzureden, dass es nur seine Nerven waren, die ihm einen Streich spielten, zusammen mit der Erschöpfung und dem verwirrenden Spiel von Licht und Dunkelheit hier unten, und ein Teil von ihm wollte diese Erklärung auch glauben, ja, klammerte sich mit fast verzweifelter Kraft daran, weil alles andere bedeutet hätte, seinen letzten Halt in der Realität loszulassen und endgültig in den Wahnsinn abzugleiten. Aber ein anderer Teil von ihm wusste, dass es nicht so war. Das … Ding da vor ihm war nicht mehr Graves.
    Mogens begriff die Gefahr, die in diesem Gedanken lauerte, und tat das Einzige, wozu er

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