Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anubis - Wächter im Totenreich

Anubis - Wächter im Totenreich

Titel: Anubis - Wächter im Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Familie ging, sprang er über seinen eigenen Schatten. Er wurde mutig, denn sein Vater hatte ihn immer gelehrt, daß das Leben aus Kampf bestand und man gewinnen mußte, um zu überleben.
    Als er den Niedergang erreichte, blieb er für einen Moment stehen und schaute die Holzstufen hoch. Sie endeten dicht vor der Luke. Ihre Umrisse zeichneten genau den Ausschnitt eines dunkelblauen Himmels nach, auf dem Ghamal drei glitzernde Sterne zählte. Vorsichtig ging er die Stufen hoch. Er kam sich selbst vor wie ein Pirat, denn er hatte den Holzgriff des Fischmessers zwischen die Zähne gesteckt, und die Klinge der Waffe schimmerte naß. Stufe für Stufe ließ er hinter sich. Leise konnte er nicht auftreten, da sich das Holz bei jedem Druck durchbog und entsprechende Geräusche verursachte. Ghamal war vorsichtig. Er zögerte noch, bevor er seinen Kopf über den Lukenrand steckte. Er hatte das Gefühl, daß an Deck jemand auf ihn lauerte, und er wollte diesem Unbekannten nicht in die Falle laufen. Irgendwann mußte er einfach hoch, schaute über den Rand, drehte seinen Kopf zuerst nach links und danach nach rechts. Er sah nichts.
    Keine Gefahr, die auf ihn lauerte. Wie leergefegt wirkte das Deck an dieser Stelle.
    Hatte Ghamal zuvor gezögert, so wurde er jetzt sehr schnell. Er stieß sich kraftvoll ab und brauchte nur einen Sprung um auf den Decksplanken zu stehen.
    Dort wartete er geduckt, öffnete den Mund, und das Messer fiel heraus, wobei er es mit der rechten Hand geschmeidig auffing. In dieser Haltung lauerte er.
    Sein Blick glitt über ein Deck, das leer war. Wenigstens sah er keinen Menschen. Auch seinen Vater nicht. Und das machte ihn nicht nur stutzig, es ließ auch wieder die Angst in ihm hochkeimen. Wo konnte er sein?
    Ghamal drehte sich. Die Sicht zum Heck war ihm durch die Aufbauten verwehrt. Zudem nahm ihm das Segel ebenfalls einen Großteil der Sicht, und er mußte sich um den Aufbau herumbewegen.
    Ghamal nahm die rechte Seite, hatte die Hälfte der Strecke so gut wie unhörbar passiert, als er etwas entdeckte, das nicht zum Inventar des Fischerbootes gehörte.
    Es war ein länglicher, auf den Planken liegender Gegenstand, der sich als kompakter Schatten abhob.
    Ein Mensch!
    Ghamal dachte nur an seinen Vater. Aus seinem offenen Mund drang ein verzweifelt klingender Laut, als er voranging und Kurs auf die Gestalt nahm.
    Getäuscht hatte Ghamal sich nicht. Es war tatsächlich sein Vater, der tot auf dem Deck lag. Sein bleiches Gesicht schimmerte, die Augen standen weit offen, der Blick war gebrochen.
    Ghamal hatte schon oft genug einen Toten gesehen, so daß er hier genau Bescheid wußte. Für einen Moment verzerrte sich sein Gesicht. Der ihn aufwühlende Schmerz zeichnete sich auf seinen Zügen ab, aber er dachte sofort an den oder die Täter.
    Wer hatte das getan?
    Ghamal wirbelte herum. Trauer konnte er später zeigen, jetzt mußte er sich um den oder die feigen Mörder kümmern.
    Noch in der Drehung nahm er die Bewegung wahr. Er befand sich nicht allein an Deck, denn dort war noch jemand, der jetzt hinter den Aufbauten hervorkam.
    Ghamal glaubte seinen Augen nicht trauen zu wollen, als er näher hinschaute. Das war kein Mensch, sondern ein Monstrum, das sich ihm näherte.
    Ein unheimliches Wesen, eingepackt in Tücher und Binden, und dabei wie eine lebende Puppe gehend.
    Der junge Mann hatte genug über die Geschichte des Landes erfahren, um zu wissen, um wen es sich bei diesem Wesen handelte. Um eine Mumie.
    Eine Mumie, die lebte, die allen Gesetzen der Natur widersprach, weil sie gehen konnte.
    Schritt für Schritt näherte sie sich dem Mann. Einen Mord hatte sie auf dem »Gewissen«, einen zweiten wollte sie folgen lassen. Aber Ghamal war nicht wie sein Vater. Obwohl ihn Angst und Schrecken lähmten, hatte er sich entschlossen, zu kämpfen. Wäre der Mord nicht gewesen, er wäre vielleicht ins Wasser gesprungen und geflohen, so aber wollte er sich dem Grauen stellen. In der linken Hand hielt er das scharfe Fischmesser. Eine kaum zu verfolgende Bewegung, das Messer flog durch die Luft, blieb in seiner Rechten liegen.
    Die Mumie kam.
    Ghamal starrte in die Augen, die gut durch den Bindenschlitz zu erkennen waren. Es waren unheimliche, leuchtende Punkte. Grausam, kalt und ohne Erbarmen.
    »Komm doch her, du Bestie!« zischte der Achtzehnjährige mit tränenerstickter Stimme. »Verdammt, komm her, dann kann ich dich killen!«
    Es war ihm, als hätte die Mumie seine Worte genau verstanden, denn sie dachte

Weitere Kostenlose Bücher