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Anubis - Wächter im Totenreich

Anubis - Wächter im Totenreich

Titel: Anubis - Wächter im Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dachte daran, daß das Leben weiterging, auch ohne seinen Vater, dessen Erbe er in dieser Stunde übernommen hatte. Ghamal wollte das Segel straffen und in den Heimathafen fahren. Seine Familie mußte von Vaters Tod erfahren. Man würde das Begräbnis vorbereiten, man mußte… Seine Gedanken stockten. Während der letzten Sekunden hatte er über das fast schwarze Wasser geblickt. Aus südlicher Richtung und mit dem Strom kommend, schob sich etwas heran. Es war noch ziemlich weit entfernt, dennoch konnte Ghamal erkennen, um was es sich dabei handelte.
    Daß es ein Schiff war, lag auf der Hand. Ihm jedoch kam es auf den genauen Typ an, denn so eines konnte und durfte es gar nicht mehr geben.
    Es sei denn, auf uralten Zeichnungen oder im Museum, wo sie zum Teil nachgebaut waren.
    Dieses hier war echt. Nur gehörte es nicht mehr in die moderne Zeit, denn bei dem Schiff handelte es sich um eine Totenbarke aus der Frühgeschichte…
    ***
    Zuerst die lebende Mumie, dann das Schiff.
    Es war zuviel für Ghamal. Er stand da und konnte es kaum glauben. Der Anblick, so schaurig und ungeheuerlich er auch war, faszinierte ihn, und er konnte seinen Blick einfach nicht von dieser riesigen Totenbarke lösen.
    Sie war noch weit entfernt. Das Mondlicht jedoch ließ seine Umrisse genau erkennen, den hohen, geschwungenen Bug und dahinter, auf dem sich verbreiternden Deck, einen kabinenähnlichen Aufbau, in den die alten Ägypter auch Tote gelegt hatten, damit diese sicher über den großen Fluß ins Jenseits gebracht werden konnten. Fuhr das Schiff über das Wasser?
    Ghamal konnte es nicht glauben, denn er sah keinen hell schäumenden Kamm einer Bugwelle. Also mußte die Barke über dem Nil schweben. Aber das widersprach allen Naturgesetzen.
    Ghamals Mund stand offen. Er schaute, starrte und konnte einfach nichts begreifen.
    Bei genauerem Hinsehen stellte er fest, daß die Barke keineswegs leer war. Sie besaß eine Besatzung.
    Sicher und irgendwie behäbig schwebte die Barke über dem Wasser und näherte sich immer mehr dem kleinen Segelboot, das jetzt dem jungen Mann gehörte. Ghamal empfand die Barke als feindlich. Er glaubte fest daran, daß die Mumie nur als Vorhut geschickt worden war und die Barke nun folgte.
    Was wollte sie?
    Der junge Mann wußte nichts. Es spielte im Moment auch keine Rolle, für ihn gab es nur die Flucht. Er mußte einfach weg, fort aus der Gefahrenzone, sonst würde ihn die Besatzung der Totenbarke noch erwischen, und dann war sein Leben verwirkt.
    Zu Lebzeiten war ihm der Vater ein guter Lehrmeister gewesen. Er hatte seinem Sohn beigebracht, wie man innerhalb kürzester Zeit Segel setzte, und Ghamal war nicht nur ein gehorsamer Sohn, sondern auch ein gelehriger Schüler gewesen.
    Die einzelnen Etappen, die Bewegungen, sie waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Er arbeitete fieberhaft und dennoch sehr genau. An seinen toten Vater dachte er nicht mehr. Er mußte ihn einfach aus seinen Gedanken verbannen, denn jetzt ging es um sein eigenes Leben. Das Dhau, wie auch das Fischerboot genannt wurde, schaukelte mächtig, und als der junge Mann das Segel in den Wind drehte, blähte sich das hellgraue Tuch auf wie ein gewaltiges Maul, in das Luft hineingepumpt wurde.
    Das Boot nahm Fahrt auf.
    Leider war der Wind flau, so daß Ghamals Schiff nur schwerfällig fuhr. Zum Glück half auch die Strömung nach, nur trieb sie ihn leider auch ab und der Strommitte entgegen.
    Was sich sonst zwei Männer teilten, das mußte Ghamal nun allein durchstehen. Es war nicht allein das Segeln, ihm saß auch der Verfolger im Nacken. Mehr als einmal warf er einen Blick auf die Totenbarke zurück, die ihren Kurs beibehielt und dem kleinen Fischerboot auf den »Fersen« blieb.
    Holte sie auf?
    Ghamal befürchtete es. Er zitterte und bebte, schrie nach dem Wind, doch er konnte ihn nicht herbeirufen.
    Die unheimliche Totenbarke war schneller.
    Wieder drehte sich Ghamal und warf einen Blick auf das ihn verfolgende Schiff.
    Er sah es jetzt klarer und deutlicher, und sein Herz übersprang vor Schreck einen Schlag.
    Wieder sah er den Schädel.
    Er leuchtete in einem giftigen Grün. Eine Mischung aus Schakal-und Hundekopf. So, das wußte Ghamal genau, war immer der Totengott Anubis dargestellt worden.
    Ein häßliches, widerliches Bild. Es stieß ihn ab und faszinierte ihn gleichzeitig.
    So etwas hatte er noch nie gesehen. Da wurden alte Legenden Wirklichkeit. Die längst vergessenen Zeiten und eine im Scharten der Vergangenheit liegende

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