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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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haben. Dass ich Rechtsanwältin bin, steht auch auf meiner Visitenkarte.«
    Mel Jensen schien kein Mensch zu sein, der zu Hassgefühlen fähig war. Er hatte weiche, ängstliche Gesichtszüge und das Gebaren eines Hündchens, das mit jedem gut Freund sein möchte. Doch jetzt sah er Bree angewidert an. »Das war nicht schön«, sagte er. »Überhaupt nicht. Shirley ist eine gute Mitarbeiterin, und ihre kleine Tochter ist ein nettes Kind. Sieht dieser Lindsey ähnlich, das so auszunutzen … « Er verstummte und biss sich auf die Lippe.
    »Lindsey kommt hierher? Häufig?«
    »Dazu würde ich lieber nichts sagen.«
    »Klar«, meinte Bree. »Aber wissen Sie was? Ich hätte es mir denken können. Sie wissen doch, dass Mrs. Chavez vor Gericht gesagt hat, dass sie die Anzeige gegen meine Klientin zurückzieht. Die Chandlers sind eine sehr mächtige Familie, Mr. Jensen.«
    Jensen bewahrte eisernes Schweigen.
    »Was Shirley angeht, so sind wir ihr natürlich sehr dankbar. Nur ein wirklich netter Mensch hätte die Anzeige zurückgezogen, meinen Sie nicht auch?« Oder jemand, der mit einer beträchtlichen Summe bestochen worden ist, dachte Bree.
    »Trotzdem ist sie immer noch Zeugin eines Delikts«, wandte Jensen mit unerwartetem Scharfsinn ein. »Vielleicht sollten Sie also lieber nicht mit ihr sprechen.«
    »Sie will Sophie gänzlich aus der Sache heraushalten und hat sich geweigert, das Mädchen beim Prozess aussagen zu lassen. Die Staatsanwaltschaft hat ihre und Sophies Aussage, die Aufnahme der Überwachungskamera sowie die Aussagen der Mädchen, die mit meiner Klientin zusammen waren. Damit werden sie vor Gericht gehen.«
    Eine voluminöse Frau in Trainingshosen, Flipflops und schlabbrigem Sweatshirt baute sich demonstrativ vor ihnen auf und sagte: »Entschuldigung.«
    Jensen setzte ein strahlendes Lächeln auf. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Die Frau hatte einen kleinen Toaster unter dem Arm, den sie Jensen jetzt hinhielt. »Diese Dinger hier sind im Sonderangebot, und das ist der Letzte. Der hat ohne Karton im Regal gestanden und ist von allen angefasst worden. Ich will aber einen … frischen.«
    Jensen machte seinen Scanner vom Gürtel los, gab den Strichcode ein und teilte der aufgebrachten Kundin mit, dass ein neuer Toaster auf dem Weg vom Lager sei. »Dauert etwa zwei Tage«, sagte er. »Ab Freitag können Sie vorbeikommen und ihn abholen.« Als eine andere Kundin seinen Scanner bemerkte, kam sie entschlossen heranmarschiert.
    »Tut mir leid, dass ich Sie von der Arbeit abhalte«, entschuldigte sich Bree. Jensen trat aus dem Gedränge und verwies die zweite Kundin an eine Verkäuferin am anderen Ende des Ganges. Bree folgte ihm.
    »Tja«, sagte er mit gezwungenem Lächeln, »wenn ich Ihnen sonst noch irgendwie weiterhelfen kann … «
    »Chad Martinelli«, sagte Bree unvermittelt. »Er ist möglicherweise in einen anderen Fall verwickelt, an dem ich arbeite.«
    »Chad?« Jensen wirkte erstaunt. »Ein kluger Bursche. Was ist mit ihm?«
    »Gibt es mit ihm –als Angestelltem –irgendwelche Probleme?« Bree hätte zu gern gefragt, ob er Drogen nahm, traute sich aber nicht.
    »Nein, nein. Er gehört zwar nicht zu den zuverlässigsten Angestellten, aber wie schon gesagt, er ist ein kluger Bursche. Außerdem sind er und Miss Chandler … « Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich glaube aber, wir haben uns jetzt lange genug unterhalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Martinelli irgendetwas mit dieser Sache zu tun hat. Und ich verstehe überhaupt nicht, warum Sie Shirley schikanieren wollen.«
    Bree legte ihm die Hand auf den Arm. »Wir haben nicht die Absicht, irgendjemandem wehzutun, Mr. Jensen. Ehrlich nicht. Ich würde nur gern mit ihr sprechen. Bitte! Wenn sich die Dinge so entwickeln, wie sie sollten, dann würde die Familie ihr sicher ihre Dankbarkeit erweisen.«
    Jensen fummelte nervös an seiner Krawatte herum – ein kleiner, überarbeiteter Mann, der lediglich versuchte, seinen Job zu erledigen. Bree brachte es einfach nicht übers Herz, ihn noch mehr unter Druck zu setzen.
    »Na ja, Ihnen kann ich’s ja verraten. Sie hat noch einen zweiten Job, wissen Sie.«
    »Dann sollte ich sie vielleicht lieber zu Hause aufsuchen.«
    »Nein, nein. Das ist keine gute Idee. Ihr Mann ist nämlich wegen dieser Sache ziemlich aufgebracht. Hält das Ganze für eine Beleidigung seines Kindes. Am liebsten würde er diese Lindsey nach Strich und Faden verklagen –was ich ihm auch nicht verdenken

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