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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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diesem Augenblick zerriss ein schauriges Geheul die Luft.
    »Meine Güte«, sagte Hunter. »Was zum Teufel ist denn das?«
    Brees Auto war gänzlich in weißen Nebel gehüllt. Die gelben Augen der Hunde funkelten unheimlich durch die Rückfenster. Sascha knurrte. Ein nur zu vertrauter, entsetzlicher Gestank hing in der Luft.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, befahl Hunter.
    Bellum und Miles brachen in Gebrüll aus – anders konnte man es nicht nennen –, ein wildes, animalisches Gebrüll, vor dem alle anderen Geräusche der Nacht verstummten. Hunter spannte all seine Muskeln an, schob Bree hinter sich und legte die Hand auf seine Pistole. Der Nebel, der Brees Auto umgab, geriet plötzlich in eine wirbelnde Bewegung, driftete nach oben und verflüchtigte sich.
    »Das sind Miles und Bellum«, erklärte Bree mit zittriger Stimme. »Die habe ich sozusagen geerbt.«
    Die Hunde beruhigten sich wieder.
    »Ein Verwandter hat Ihnen diese Monster hinterlassen?«, fragte Hunter.
    Bree schob Sascha auf den Beifahrersitz. Dann stieg sie ein und suchte nach den Autoschlüsseln. Im Auto war der Leichengeruch noch stärker. In der Nähe des Gaspedals lag ein Schmutzklumpen. Sie beugte sich nach unten, erschauderte, als sie die schleimige Masse anfasste, und warf sie zum Fenster hinaus. Hunter spähte in den Fond des Wagens. Miles und Bellum starrten ihn unverwandt an.
    »In gewisser Weise.«
    Hunter schlug mit der flachen Hand gegen die Wagentür und trat zurück. »Meine Güte«, sagte er noch einmal, um mit der Andeutung eines Lächelns hinzuzufügen: »Fahren Sie nicht zu schnell, okay? Wenn ein Streifenpolizist im Dunkeln mit diesen Burschen da konfrontiert wird, macht er sich vor Angst in die Hosen.«
    Bree lächelte zurück. Markham beobachtete sie mit finsterem Blick von der Haustür aus. »Oder sie«, erwiderte Bree. »Machen Sie’s gut, Lieutenant.«

Lasciate ogne speranza, voi ch’intrate’.
Lasst, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren!
Dante, Die Hölle
    Sie sehen aus wie etwas, das die Katze ins Haus geschleppt hat«, stellte Goldstein fest. »Wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Sie dürfen.« Bree hatte schlecht geschlafen und von dem Schiff auf dem Gemälde sowie von ihrer Mutter geträumt, deren Gesicht von den Flügeln eines riesigen Vogels verschattet gewesen war. Das heißt, nicht von Francesca, sondern von Leah. Sie hatte sich das Haar nicht wie sonst zu Zöpfen geflochten, sondern es oben auf dem Kopf zu einem Knoten geschlungen, aus dem sich einzelne Strähnen gelöst hatten und ihr über die Ohren hingen. »Das ist ein ziemlich schwieriger Fall, Goldstein. Ich brauche ein bisschen Hilfe.«
    Der Engel der Registratur spitzte die Lippen. »Ich werde sehen, was ich tun kann. Innerhalb gewisser Grenzen natürlich.«
    Das Archiv in der sechsten Etage des fünfstöckigenGerichtsgebäudes von Chatham County sah genauso aus wie vor vier Tagen, als Bree und Ron sich dort die Unterlagen des Falles Probert Chandler geholt hatten. Die Mönche waren über ihre hölzernen Schreibpulte gebeugt und kritzelten mit Federkielen vor sich hin. Die Fackeln brannten hell und warfen Lichtpfützen auf die sorgfältig geschrubbten Steinplatten des Fußbodens. Durch die Buntglasfenster, die die große Halle säumten, fiel Sonnenlicht herein, das infolge der kräftigen Farben allerdings stark abgeschwächt wurde. Bree fragte sich, was sie wohl sehen würde, wenn sie durch eines der Fenster hinausblickte. Eine himmlische Stadt? Die Himmlische Stadt? Oder den altvertrauten Front Street Market von Savannah und die Straßenmusikanten, die dort spielten?
    Goldstein räusperte sich laut. »Vielleicht sollten Sie lieber nach Hause gehen und sich ein bisschen aufs Ohr legen.«
    Mit einem Ruck kam Bree wieder zu sich. »Entschuldigung. Hier ist es so friedlich, dass man leicht einschlafen könnte.«
    »Das ist keine gute Idee«, gab er voller Entschiedenheit zurück. »Das können Sie mir glauben. Es passiert ab und zu, dass Erdbewohner, die hier Nachforschungen anstellen, dabei eindösen. Sehen Sie mal – dort drüben.«
    Bree drehte sich um und erblickte einen schlafenden Mann mittleren Alters, der einen Richtertalar trug und vor einem dicken Stapel von Pergamentblättern saß. »Das ist Richter Crater«, flüsterte Goldstein. »Wenn er aufwacht, wird er sehr überrascht sein, in welchem Jahrhundert er sich befindet.«
    »Ach du liebe Zeit.« Bree unterdrückte ein Kichern. »Hm. Tja, falls ich auch eindösen sollte, dann kneifen Sie

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