Anwaltshure 3
sah den Speer nicht, der sich genau auf sein Herz richtete ...
Voller Begeisterung redete er sich bei den Damen um Kopf und Kragen. »Bradford ist doch ein Frauen-Sammler ... vor allem vergebene Frauen interessieren ihn. Das wissen wir ja aus den Unterlagen.« Seine Blicke wanderten durch die Runde und blieben bei Derek hängen. Er machte den Eindruck eines Schülers, der einen schwierigen Beweis in Mathematik zum Besten gibt. »Was spricht also dagegen, Derek mit seiner Einladung hinmarschieren zu lassen und mit Emma als seiner Freundin im Schlepptau? ... Wenn unsere Einschätzung stimmt, dann wird er versuchen, Emma zu verführen.« Er riss sich von Derek los und sah mich an. Ich zuckte innerlich zusammen.
»Du musst nach unserer Einschätzung genau sein Typ sein. Nicht zu groß, kurvig, mit dicken Titten.«
Jetzt stand er auch auf meiner Liste ...
»Außerdem bist du gescheit und hast Humor und Witz. Aber! Du musst dich von ihm jagen lassen. Du darfst dich nicht gleich vögeln lassen.«
Jetzt schien er auch auf MacNeills Liste gelandet zu sein ...
Der Einzige, der vollkommen unbewegt seinen Ausführungen lauschte, war Derek. Auch das Kampf-Wiesel schien besänftigt. Die Blondine hingegen musterte mich aus den Augenwinkeln, offensichtlich interessiert an meinen Reaktionen auf diese ziemlich unverfrorene Analyse meiner Eigenschaften.
»Bradford liebt die Jagd. Das Spiel mit der Gefahr sozusagen. Und genau da setzen wir den Hebel an.«
Derek nickte, und seine Zustimmung irritierte mich, denn ich wollte doch gern wissen, welchem Teil der Ausführungen er so zustimmte.
»Das ist doch idiotisch. Emma als sanfte Falle ...«, stieß MacNeill hervor und O’Leary sah ihn verwundert an.
»Ja – was denn sonst? Deswegen haben wir sie doch hier hoch gebracht!«
MacNeill schüttelte energisch den Kopf. »Das Ganze war eine Schnapsidee«, knurrte er.
Der Namenlose sah zu Derek hin, dem es offensichtlich oblag, die Auseinandersetzung zu beenden.
»O’Leary hat recht. Wir haben Emma geholt, weil sie eine exzellente Hure ist ...« Sein Atem reichte noch für mehr Worte, doch verschluckte Derek sich fast, als das Kampf-Wiesel verhalten sagte: »Daran gibt es wohl keinen Zweifel.«
Zu O’Leary blickend sagte ich: »Hast du ein Problem mit mir?« Dass ich dabei klang, wie ein lauernder Wolf, war beabsichtigt.
»Wer? Ich?«, stieß O’Leary erschrocken hervor.
»Nein. Der junge Herr hier neben mir«, zischte ich.
Das Kampf-Wiesel saugte hörbar die Luft ein und wollte gerade weiterreden, als der Namenlose sagte: »Schluss mit dem Unsinn. Wenn ihr rumzicken wollt, macht das woanders.«
Damit war klar, dass wir eine Rechnung miteinander offen hatten. Wobei ich noch immer schwankte, ob Derek sie schon gebumst hatte oder ob sie sich nach ihm die Finger leckte. Mein Magen zog sich bei jedem Blick zusammen, den er dem Kampf-Wiesel schenkte.
»Also, ich finde deine Idee gut. Sehr gut sogar«, sagte der Namenlose.
»Und was meint Emma?«, fragte die Blondine und überraschte mich mit dieser Frage außerordentlich.
Also straffte ich meinen Rücken, richtete mich auf und zeigte mich des in mich gesetzten Vertrauens würdig! »Wie ganz richtig festgestellt wurde, bin ich eine Nutte. Also habe ich kein Problem damit, mit einem mir unbekannten Mann ins Bett zu gehen. Mich stört dabei nur, dass ich keine Ahnung habe, warum ich diesen Zauber veranstalten soll.«
Sie schauten sich fragend an. Offensichtlich wollte niemand Derek zuvorkommen.
Und dieser reagierte pflichtschuldig. »Also ... die Idee ist gut und im Prinzip ja auch das, was wir die ganze Zeit vorhatten. So machen wir es jetzt. Du und ich – wir gehen gemeinsam zu Bradford und nehmen als Pärchen an der Hausparty teil. Du siehst zu, dass du ihn rumkriegst. Die Idee dabei ist, dass Bradford der größte Karpfen im Teich ist. Wenn du es schaffst, seine feste Geliebte zu werden, weiht er dich vielleicht in seine Interna ein ...«
»Davon gehe ich aus«, flüsterte das Kampf-Wiesel.
»... oder du kannst uns Zugang zu seinen Unterlagen verschaffen«, fuhr Derek unbeeindruckt fort.
»Tut mir leid. Aber ich glaube nicht an solche Tricks«, bemühte ich mich, alle wieder von ihrem Enthusiasmus zu befreien. »Ich bin jetzt seit geraumer Zeit Hure und ich habe es nie erlebt, dass ein Klient, wie lange ich auch mit ihm ins Bett gegangen bin, mir irgendetwas von seinem Job erzählt hat. Diese Männer nehmen sich doch Frauen wie mich, um nicht an ihren Beruf denken zu
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