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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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Seth hat die Sache erledigt. Ziemlich schnell sogar. Er ist ganz schön kaltblütig.
    Also gebe ich der Sache noch mal zwei Wochen und bring dich dann auch dort hoch. Zum letzten Mal. Ein einziger Ausflug dorthin wird bestimmt ausreichen. Ich werde dich auf dem Laufenden halten, das ist nur fair, aber das genaue Datum weiß ich noch nicht. Ich muss abwarten und auf das reagieren, was kommt. Hab also bitte Geduld. Und danach kannst du mit unserem Jungen so viel Zeit verbringen, wie du willst.«
    Janet versuchte, sich nach vorn zu beugen. Ihre Augen traten vor Anstrengung hervor. Stephen sah sie gar nicht an, sondern drückte nur mit einer Hand gegen ihre Brust und schob sie zurück. Sie schnappte nach Luft und blieb ruhig.
    »Was danach kommt, weiß ich genauso wenig wie du. Es ist nur eine Vermutung, immerhin herrschen da oben ja andere Regeln, aber Seth wird bestimmt nicht mehr sehr weit von diesem Gebäude wegkommen. Der gute alte Seth bekommt lebenslänglich. Er wird in dieser Wohnung hier unten wohnen, bis er verreckt. Aber dir wird’s nicht so ergehen, Liebes. Deinem Körper vielleicht, wenn es vorbei ist, wenn sie da oben getan haben, was sie wollen. Aber du wirst hier unten nicht mehr alt werden. Du gehst da hin, wo auch unser Junge und die alte Roth und der alte Shafer hingegangen sind. Vielleicht könnt ihr da ja was zusammen unternehmen. Dort, wo er und die anderen jetzt rumhängen. Die lange traurige Zeit hier unten war doch schlimm genug, und ich möchte dich wirklich nicht in diesen Bildern im Treppenhaus wiederfinden. Das hält keiner aus. Ich denke, vor allem du wirst das zu schätzen wissen.«
    Stephen setzte sich neben sie und nahm einen weiteren Schluck aus der Whiskyflasche. Janet fing an, ein rhythmisches Schluchzen von sich zu geben.
    »Es bringt doch nichts, wenn ausgerechnet du dich aufregst. Das alles hatte nichts mit uns zu tun, bis du es zu unserer Sache gemacht hast.«
    Er stand wieder auf und ging zu ihr hin. Janet zuckte zusammen. Er löste die Bremsen ihres Rollstuhls und schob sie von der Wand weg in Richtung Schlafzimmer. »Ich weiß wirklich nicht, was mit euch Frauen manchmal los ist, wirklich nicht. Immer müsst ihr eure Nase in Dinge stecken, die euch nichts angehen. Und dann beklagt ihr euch und jammert, wenn euch plötzlich alles zu viel wird.«
    Er schob den Rollstuhl in das kleine Schlafzimmer und stellte ihn in eine Ecke neben dem Bett. »Ich möchte jetzt allein sein. Bin den ganzen Tag auf den Beinen gewesen. Ich wechsle deine Sachen morgen früh. Jetzt hab ich keine Geduld dafür.«
    Stephen schloss die Tür hinter sich und ließ seine Frau im Dunkeln zurück. Als er sich auf das Sofa setzte, kam ihm der Gedanke, dass die Hausbewohner in diesem Jahr zu Weihnachten vielleicht besonders großzügig sein würden, wenn er vorher bekannt gab, dass er seinen Posten als Chefportier abgab.

37
    Als Apryl um ein Uhr morgens dort ankam, war das Barrington House in feuchtkalte Dunkelheit gehüllt. Die Lichter in den meisten Apartments waren gelöscht. Nur der Eingangsbereich, die Treppenhäuser und die Korridore wurden noch diffus beleuchtet. Das Licht wirkte kein bisschen warm oder heimelig, sondern eher kraftlos, und trotz der Nässe draußen hatte man nicht das Bedürfnis, in dem Gebäude Schutz zu suchen.
    Vom Ende der Eingangshalle her sah Seth zu, wie Apryl durch das Eingangsportal spähte, dorthin, wo er sich immer aufhielt, wenn die Sonne untergegangen war. Um ihre Silhouette herum mischten sich verschwommen Spiegelungen mit der Tiefe der Nacht wie eine Kombination von innerer und äußerer Welt. Beides traf sich auf der dünnen Glassscheibe.
    Sie trug einen langen, dunklen Mantel, und ihr Haar wurde von einem Tuch verdeckt, das sie sich über den Kopf gezogen hatte. Fast konnte er sie riechen. Diesen süßen, süßen Duft. Sogar jetzt schon, wo sie sich auf der anderen Seite der Tür befand und den Einlass-Code noch nicht eingegeben hatte, konnte er ihren Duft wahrnehmen.
    Hinter Apryls schlanker Gestalt verschwanden die Umrisse eines schwarzen Taxis, das mit einem zischenden Geräusch davonfuhr. War sie damit gekommen? Er hatte ihr doch gesagt, sie solle das nicht tun. Niemand sollte sie sehen, wenn sie an diesem Abend in das Gebäude trat. Sie sollte auch niemandem erzählen, wohin sie ging. Das war ihre Abmachung. Wer wusste schon, was heute Nacht dort oben passieren würde? Schon allein der Gedanke daran machte ihn krank.
    Er sah zur Decke. Etwas von dem, das dort oben

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