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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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eingeschlossen war, musste aus dem Spiegelzimmer entkommen sein, damals, als die Bewohner und das Barrington House noch jünger gewesen waren – bevor das Gebäude gealtert war wegen der unheilvollen Kräfte, die zwischen diesen mürbe gewordenen Mauern wohnten.
    Er hatte nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass es im gleichen Moment angefangen hatte, als das Leben überhaupt begann, und dass dieses Gebäude nur ein Schlupfloch war, durch das ein paar von diesen bösen Dingen in die Wirklichkeit eingedrungen waren. Aber er konnte nur vage Gedanken fassen über die unsichtbaren Wege, auf denen sie ihren zerstörerischen Einfluss ausübten. Hessen hatte diese Kräfte benutzt, um Verbündete zu finden und Feinde zu vernichten. Von dort, wo jene grausigen Ausgeburten des Wahnsinns oder menschlicher Albträume Gestalt angenommen hatten, konnten diese Dinge nur von Menschen wie Hessen in unsere Wirklichkeit gelockt werden. Nur leider war es nicht möglich, sie einfach wieder zurückzuschicken.
    Hessen hatte fünfzig Jahre lang warten müssen, bis jemand sich seiner unerledigten Angelegenheit annahm. Er war viel mächtiger als Seth, der sich seinem Willen nicht verweigern konnte. Er hatte lange auf diese Gelegenheit gewartet. Hatte sogar Mrs. Roth und die Shafers mit einem Bann belegt, um sie in der Nähe zu halten, während er abwartete. Und niemals vergaß, was er sich vorgenommen hatte. Und niemals vergab. Er hatte die ganze Zeit sein Ziel verfolgt, mit der Beharrlichkeit eines Künstlers.
    Seth stolperte hinter seinem Pult hervor und durchquerte die Eingangshalle, um Apryl zu begrüßen. »Sie sind mit einem Taxi gekommen. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie das nicht tun sollen. Ich hab Ihnen doch gesagt, Sie sollen kein Aufsehen erregen.«
    »Hab ich doch gar nicht. Ich habe nur bis zur Sloane Street ein Taxi genommen und dann bin ich zu Fuß gegangen. So wie Sie es mir gesagt haben.«
    Er sah in ihre hübschen Augen, ließ seinen Blick kurz auf den rot schimmernden Lippen ruhen, die in wunderbarem Kontrast zu ihrer hellen Haut standen, und glaubte ihr. An diesem Gebäude fuhren ständig Taxis vorbei, die in diesem reichsten Teil der Stadt nach Fahrgästen suchten. Das war alles. Er war halt schrecklich nervös.
    »Haben Sie die Schlüssel?«, fragte sie.
    Er zog sie aus seiner Tasche, hielt sie ihr hin und ließ sie ein bisschen klimpern. »Und vergessen Sie nicht, wenn Sie irgendjemandem begegnen oder wenn der Chefportier Sie bemerkt, dann sagen Sie nichts von Apartment sechzehn. Ich glaube nicht, dass er auftauchen wird. Nur für alle Fälle.«
    »Alles klar, geht in Ordnung.« Sie war nervös, das sah man ihr an. Er mochte das. Idiotischerweise verspürte er das Bedürfnis, sie zu küssen, bevor sie dort hineinging. Der Gedanke an den Ort, den sie nun betreten wollte, machte ihn beinahe panisch. Er musste sich zwingen, nicht die Beherrschung zu verlieren.
    »Ich hole nur meinen Pieper, dann können wir die Treppe nehmen. Der Aufzug ist zu laut. Und manchmal bleibt er stecken. Ich möchte nicht, dass irgendwas dazwischenkommt.«
    »Seth, was Sie da tun – das muss endlich aufhören. Das wissen Sie doch. Wir werden die Sache jetzt zu einem Ende bringen. Gemeinsam. Das ist Ihnen doch klar, oder? Was Sie gerufen haben, kann auch wieder zurückgeschickt werden. Irgendwie muss das gehen.«
    So wie sie ihn dabei ansah, traf es ihn tief in seinem Innern. Mitten ins Herz. Er erschauerte auf eine angenehme Art. Spürte einen leichten Schwindel. Sie war eine der Frauen, die man einfach gern anschaute. Für immer.
    Aber sie hatte natürlich keine Ahnung.

38
    Sie folgte ihm durchs Treppenhaus. Stieg hinter diesem Mann mit den schmalen Schultern, dem blauen Blazer und den dünnen Beinen, die in zerknitterten Flanellhosen steckten, die Stufen hinauf. Er ging schnell, und wenn er auf dem Treppenabsatz um die Ecke ging, sah sie, wie furchtbar blass sein Gesicht war. Und wie hastig er die Lippen bewegte, während er ununterbrochen vor sich hinredete.
    Sie atmete schwerer, als sie wollte oder als sie sollte, während sie die zahllosen, mit grünem Teppich bedeckten Stufen hinaufging. Zweimal hätte sie auf ihren schmalen Absätzen beinahe das Gleichgewicht verloren, eilte aber weiter hinter ihm her und versuchte die ganze Zeit, ihre Angst im Zaum zu halten. Bei dem Gedanken, dass sie nun dieses Apartment betreten würde, wurde ihr beinahe schon übel vor Aufregung. Zwar war sie an Hessens gewaltsamem Ende und der

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