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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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Leben zu fristen.
    Der Kühlschrank begann zu summen und zu vibrieren. Drei Fertiggerichte waren noch da. Er würde den Eintopf nehmen. Er hatte keine Lust auf Curry heute Abend, nachdem er den ganzen Tag Piotrs Schweiß in der Nase gehabt hatte. Wenn er fertig war, würde Janet die Makkaroni mit Käse bekommen, aber erst, wenn das Essen wieder abgekühlt war. Sie konnte ihm nicht mehr mitteilen, wenn es zu heiß war. Er musste es von ihren Augen ablesen.
    Während die Mikrowelle vor sich hinschnurrte, ging er ins Wohnzimmer und schaltete mit der Fernbedienung den Fernseher ein. Gleich darauf drehte er die Lautstärke runter. Dann löste er langsam den Knoten seiner silbernen Krawatte, knöpfte die Manschetten auf und krempelte die Hemdsärmel hoch. Janet sah ihm dabei zu.
    Aus dem kleinen Schränkchen, das über dem Kamin hing, holte er eine Flasche Single Malt, die Mr. Alfrezi ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Es war die letzte Flasche, aber die Hausbewohner waren zu Weihnachten immer sehr spendabel. Man kümmerte sich um sie, und sie revanchierten sich, erklärte er seinen Untergebenen immer. Genau das würde er Seth ans Herz legen, wenn er ihm die Wohnung hier unten übergab. Er würde ihm ein paar einfache Instruktionen und ein paar Tipps geben – seit zehn Jahren wartete er auf diesen Tag. Bald würde es so weit sein.
    Stephen nahm zwei Schlucke aus der Flasche und verzog das Gesicht, als der Alkohol in seiner Kehle brannte. Ja, diesmal würde Weihnachten bestimmt gut werden.
    Im letzten Jahr hatte er dreitausend Pfund Trinkgeld bekommen, außerdem vier Flaschen Champagner, zwei gute Rotweine und acht Single Malts. Dieses Jahr würde es bestimmt noch besser werden. Seine Frau war sehr krank, das wussten alle. Außerdem hatte er mit dem plötzlichen Ableben von Mrs. Roth und dem alten Tom Shafer zu tun gehabt und die Angelegenheiten mit »viel Einfühlungsvermögen« geregelt, wie Mr. Glock gesagt hatte. Betty Roths Tochter hatte sogar seine Hände ergriffen und sich mit Tränen in den Augen bei ihm bedankt. Offenbar war ihre Mutter ihm sehr gewogen gewesen. Was er allerdings nie bemerkt hatte.
    Er setzte sich laut seufzend auf das Sofa neben Janets Sessel. Dann legte er seine Füße auf den gepolsterten Hocker, nahm die Brille ab und rieb sich die Augen.
    Janet blickte auf den Boden vor sich. Ihr Gesicht war ausdruckslos. Sie reagierte kaum noch in letzter Zeit. Außer auf eine Sache. Das brachte immer noch ein bisschen Leben in sie.
    Er nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche und seufzte zufrieden. »Weißt du was, Liebling, ich bin wirklich froh, dass ich nie zu Gesicht bekommen habe, was du da oben gesehen hast. In dieser Wohnung. Seth geht heute Nacht wieder dorthin, weil der Junge ihn dazu gedrängt hat. Und er wird diese scharfe Schnalle mitnehmen. Die hübsche Kleine, die Lillians Wohnung geerbt hat. Die Nichte, du weißt schon. Und dann bin ich hier weg, meine Liebe. Ich hau ab. Ich mach die Fliege.«
    Janet starrte weiter zu Boden. Er hatte wirklich langsam die Schnauze voll von ihr. Wenn er ehrlich war, hatte er eigentlich nie besonders viel Spaß mit ihr gehabt. Aber als sie geheiratet hatten, wusste er es eben nicht besser. Damals hatte man sowieso nicht so viele Möglichkeiten gehabt wie die jungen Leute heutzutage. Aber mit etwas mehr Weitsicht wäre einiges vielleicht schon anders gekommen. Aber er hatte ja immer noch Zeit dazu. Ein bisschen Zeit, um hier rauszukommen und ein wenig Spaß zu haben. Statt in diesem demoralisierenden Schuhkarton dahinzuvegetieren und von reichen Idioten wie Glock und Betty Roth abhängig zu sein.
    Er nickte in ihre Richtung und setzte eine gewichtige Miene auf. »Wir wissen doch beide nur zu gut, was passieren kann, wenn man mit diesen Dingen da drin zu sehr rummacht, oder, Liebling? Ich hab’s schon mal gesagt, und ich sag es wieder, was tot ist, soll auch tot bleiben. Wenn man einen Toten zurückholt, bringt das nur Ärger. Aber du hast ja nicht hören wollen. Stimmt’s?«
    In der Küche ertönte das Signal der Mikrowelle. Stephen stand auf und ging hinüber. Als er die heiße Abdeckung vom Eintopf abnahm, sprach er über die Schulter hinweg weiter mit ihr. »Du musstest ja unbedingt mit der guten alten Lilly da hochgehen und in dieser Wohnung nach unserem Sohn suchen. Wenn du das nicht getan hättest, wäre nie etwas passiert. Also würde ich mal sagen, dass es alles deine Schuld ist. Das musst du zugeben. Wenn du unseren braven Sohn nicht zurückgeholt

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