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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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mir nämlich nicht sicher bin, ob es nur ein übler Trick ist oder ob du es wirklich bist, den ich da hinter den Mauern höre.
    Nachdem sie am späten Nachmittag das Heft zugeklappt hatte, ging Apryl auf Shoppingtour zu Harrod’s, um sich von den schrecklichen Wahnvorstellungen ihrer Tante abzulenken. Sie wollte sich in der Food Hall etwas Leckeres zu Essen besorgen und die Boutiquen an der Sloan Street und der King’s Road nach schicken Kleidern abklappern. Aber die Straßennamen und die Wege, die sie ging, erinnerten sie an die Wanderungen ihrer Tante Lillian in den Achtzigerjahren, als sie mit ihrem Hut, dem Schleier und den ausgetretenen Schuhen dort entlanggeirrt war.
    Als die Läden um acht Uhr schlossen, trieb der Regen sie zurück ins Barrington House. Sie spürte die kalten Tropfen unangenehm im Nacken und war froh, wieder im Trocknen zu sein. Immerhin war jetzt eine Menge von dem Krempel aus der Wohnung verschwunden, und der Flur war leer geräumt. Wenn sie am Freitag noch einmal alle Kraft zusammennahm, würde sie alles bis auf die Möbel und die Schmuckstücke aus den beiden Zimmern am Ende des Flurs rausschaffen. Was übrig blieb, würde sie verkaufen.
    Leider führte das Mehr an Platz nicht automatisch zu mehr Licht oder Bequemlichkeit. Obwohl Stephen ihr geholfen hatte, die Lampen zu säubern, und sie neue 100-Watt-Birnen eingedreht hatte, lag über allem immer noch dieser diffuse bräunliche Schimmer. Durch das hellere Licht sahen die Regale, Wände, Decken, Fliesen und Verkleidungen nur noch blasser aus. Sie wirkten wie uralte verblichene Ausstellungsstücke in den Vitrinen eines archäologischen Museums.
    Apryl hatte Angst, das ganze Zeug nicht mehr losschlagen zu können. Aber wenn sie es nicht hinauswarf, die Tapeten abzog und die Zimmer komplett neu renovierte, würde jeder, der hier einzog, sich fühlen wie auf einem alten Gemälde. Es war ein deprimierender Ort, der nach Staub und getrocknetem Schimmel roch, und er passte nur zu gut zu den Visionen, die ihre vereinsamte und verzweifelte Großtante bis zu ihrem Tod gequält hatten.
    Es war wirklich ziemlich schräg, dachte Apryl: Da befand sie sich nun in einem der ältesten und exklusivsten Wohnhäuser in einer der mondänsten Gegenden von London, immerhin einer der teuersten Metropolen der Welt, und musste zwischen fleckigen Wänden, von denen sich die Tapeten abschälten, ihr Dasein fristen, konnte nur eine uralte Badewanne benutzen und war umgeben von Krempel, der sich in einem Jahrhundert angesammelt hatte und von dem traurigen Dasein einer entfernten Verwandten erzählte.
    Um neun Uhr lag sie im Bett und las in einem weiteren Tagebuchband. Neben ihr auf dem Nachtschränkchen stand ein Glas Weißwein. Kaum hatte sie es sich bequem gemacht, war sie auch schon wieder völlig gebannt von den eigenartigen Dingen, die ihrer halluzinierenden Großtante widerfahren waren:
    Es bewegte sich wie ein Affe um mich herum …
    … Sie sagte: »Sie müssen schon bald hier sein. Sch-sch, ich glaube, ich höre sie schon«, und dann nahm sie die kleinen Dinger und hob sie an ihre verschrumpelte Brust …
    … Auf solchen Beinen lief es hinter mir her, klappernd …
    … Eingehüllt in ein fleckiges weißes Gewand, ohne Haare auf dem gelblichen Kopf, warf es die Arme in die Luft, als es mich bemerkte. Ich bin sicher, dass es mich auf der Straße gesehen hat. Das Haus war sehr alt und bei einem Fenster war ein Tuch vor den leeren Fensterahmen genagelt worden …
    … Jemand brachte mich nach Hause. Ich erinnere mich nicht an den Weg. Dann wurde ein Arzt gerufen. Aber nicht mein Arzt; stattdessen kam ein Mann, dessen Hände ich überhaupt nicht mochte …
    Und in diesem ganzen Geschreibsel entdeckte sie zweimal den Namen eines Mannes:
    … Ich habe an anderen Orten nach seinem Namen gesucht. Im Buchladen an der Curzon Street, wo Nancy gewohnt hat, habe ich alles bestellt, was sie für mich aus dieser Zeitspanne finden konnten. Aber er war nicht bekannt. Wie du mal gesagt hast: »Keine halbwegs anständige Galerie würde sich seine scheußlichen, abartigen Werke hinhängen.« Du hast immer gesagt, dass er verrückt ist. Und das muss er auch gewesen sein, wenn er von solchen Dingen fasziniert war. Aber über Hessen gibt es keine Bücher, und er wird auch nicht in Zeitschriften oder Katalogen erwähnt. Die Gründe, die ihn hierhergebracht haben, müssen privater Natur gewesen sein. Ich habe unsere letzten verbliebenen Freunde befragt, die sich mit Malerei

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