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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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zurück?«, hat eine Frau mich gefragt. Durch ein Loch in der Bretterwand konnte ich sehen, wie sich ihre Rippen und die Wirbelsäule unter der Haut abzeichneten.
    »Ich kann sie nicht sehen und finde sie nicht«, hat eine andere uralte Gestalt mir immer wieder zugeflüstert. Ich konnte nicht erkennen, ob es sich bei dem Wesen, das da hinter ein paar Mülleimern auf allen vieren hockte, um einen Mann oder eine Frau handelte. Mit ihren milchigen Augen scheinen sie mich nicht sehen zu können. Es ist auch sinnlos, sie anzusprechen, sie können nichts wahrnehmen, bis auf ihr eigenes Leid, aber manchmal scheinen sie mich trotzdem zu bemerken.
    Oh, Liebling, ich befinde mich zur Hälfte in dieser und zur anderen Hälfte in der anderen Welt. Genau wie du am Schluss. Jetzt verstehe ich dich und bitte dich um Verzeihung, dass ich jemals an dir gezweifelt habe. Ich habe die Dinge, die an seiner Wand hingen, nie lange genug angeschaut, so wie du und die anderen es getan haben. Ich habe nie gehört, wie er gesprochen hat, so wie du. Du bist es ja auch gewesen, der ihn zur Rede stellte. Vielleicht war mein Anteil an der Sache ja so gering, dass diese Seuche viel länger brauchte, um mich zu erfassen. Aber vielleicht hatte er ja recht, so wie du am Schluss vermutet hast, und alles, was er uns erzählt hat, stimmte.
    Aber wie konnten sie von dort unten, wo sie mit ihm waren, wieder hochkommen? Wie konnten sie auf den Dingen erscheinen, die wir an die Wand gehängt haben, und in den Spiegeln? Wie ist es möglich, dass sie am helllichten Tag vor meine Augen treten? Muss ich jetzt schweigend zwischen leeren Wänden mein Dasein fristen und darf keinen Weg benutzen, durch den sie hereinkommen können? Ist die Hölle etwa so überbevölkert, dass sie alle zurückkommen?
    Das ging seitenlang so weiter. Lange Listen von seltsamen und erschreckenden Visionen, die ihre arme kranke Tante auf den Straßen gehabt hatte, die früher für sie Orte der Kontaktaufnahme gewesen waren, mit Verabredungen zum Mittagessen, zu Dinnerpartys, Einkaufsbummel und Klubbesuchen. Aber wer war eigentlich diese Person, die sie ständig erwähnte? »Und die ganze Zeit über, hat er sie zu sich gerufen. All die Stimmen und Schatten und Dinge, die nicht in dieses Gebäude gehörten, die aber auf den Treppen oder in unseren Zimmern herumlungerten, gingen zu ihm, wenn er sie rief … «
    Apryl legte Lesezeichen in die Hefte und schrieb alles auf, das ihr wichtig erschien und mit der heutigen Situation des Hauses vergleichbar war. Sie vermutete, es habe sich irgendetwas ereignet, in das Lillian und Reginald verwickelt waren. Etwas, das ihre Großtante mit dem Tod ihres Mannes in Verbindung brachte, obwohl nirgendwo Einzelheiten über sein Ableben erwähnt wurden. Falls irgendein früherer Bewohner des Barrington House heute noch hier lebte, dann könnte sie ihn natürlich fragen, wie ihr Großonkel gestorben war. In Lillians Eintragungen schwang außerdem mit, dass sie sich wegen einer schlimmen Sache, die ihr Mann getan hatte, verurteilt oder verdammt fühlte:
    Als du alles verbrannt hast, dachtest du, du hättest alles zerstört. Aber wie konnte es dieses Feuer überstehen? Nun sind sie wieder da, trotz allem, was du für uns getan hast. Für uns alle getan hast.
    Die anderen sprechen nicht mehr mit mir. Sie glauben, ich sei mitschuldig, weil ich deine Frau bin. Ich kann es Beatrice vom Gesicht ablesen. Sie macht mir nicht mal mehr die Tür auf. Der Hausverwalter hat mir eine Warnung zukommen lassen, ihr Anwalt auch, sie drohen mit juristischen Konsequenzen, wenn ich nicht aufhöre, sie zu belästigen. Sie belästigen? Ich habe versucht, ihnen zu erklären, dass man zusammen eine gewisse Macht hat. Dass wir alle zusammenhalten sollten. Aber das hat nichts gebracht.
    Die Shafers wollen ebenfalls nicht mehr mit mir sprechen. Manchmal ruft Tom an, wenn Myriam in einem anderen Zimmer ist, und flüstert ins Telefon, aber er legt immer gleich auf, wenn sie zurückkommt. Sie hat ihn fest im Griff, so war es ja schon immer.
    Es sind alles Feiglinge. Ich komme sicher besser ohne sie klar. Auf jeden Fall können sie mich nicht rauswerfen, weil ich ja nicht wegkann. Das ist die Ironie an der ganzen Sache. Ich könnte laut auflachen, wenn es nicht so schrecklich wäre. Wir müssen alle hierbleiben, während er sein Spiel mit uns spielt und uns für das quält, was wir getan haben, es sei denn, wir bereiten unserem Leben ein Ende. Aber das kann ich nicht, mein Liebling. Weil ich

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