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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
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nicht weg“, sage ich und nehme mir noch eine Handvoll Popcorn aus der Tüte. Ich liebe Popcorn im Kino, vor allem Popcorn mit Butter. Will mag das nicht, weil es, wie er sagt, keine richtige Butter ist – nur eine Art geschmolzenes Chemie-Fett. Nicht, dass er etwa Butter nehmen würde, wenn es echte Butter wäre, weil Butter schließlich voll gepackt ist mit Kalorien und Fett.
    Buckley hingegen hat uns extra Butter bestellt. Er hat mich vorher nicht einmal gefragt. Vielleicht hat er einfach angenommen, dass ich ein Extra-Butter-Mädchen bin.
    Oder was auch immer.
    Es ist Erleichterung, nach dem desaströsen Frühstück mit Will mit so jemandem zusammen zu sein. Als wir uns vor Wills Fitnesscenter getrennt haben, war die Situation irgendwie peinlich. Er sagte, er würde mich heute Abend anrufen, aber fast wünsche ich mir, dass er es nicht tut. Ich habe Angst, dass er noch einmal über meinen Vorschlag mitzukommen reden möchte. Oder vielleicht habe ich Angst, dass er nicht mehr darüber reden möchte, und ab jetzt wird immer dieses riesige, unausgesprochene
Problem
zwischen uns stehen.
    Unterdessen bin ich hier mit Buckley, der mir erneut die Popcorntüte hinhält und mich auffordert, noch mehr zu nehmen.
    „Also, was denkst du?“ fragt er und stopft sich selbst eine Handvoll Popcorn in den Mund. „Ist das Ende so unglaublich gewesen, wie du es erwartet hast?“
    „Ich weiß nicht.“ Ich denke darüber nach. „Nun, es war nicht so schockierend, wie bei
Sixth Sense
. Ich glaube, es war zu konstruiert.“
    „Das war auch der Grund, warum ich den Film nicht wirklich sehen wollte.“
    „Du wolltest ihn nicht sehen?“ frage ich und halte ihn im Gang fest. „Aber du bist doch mit mir reingegangen. Das hättest du nicht tun müssen. Oh Gott, du hast mir nur einen Gefallen getan. Ich habe dich ja geradezu reingezerrt.“
    „Das hast du nicht.“
    „Oh, komm schon, Buckley, ich habe dich ja praktisch gezwungen, mit mir zu kommen. Ich schätze, ich habe einfach geglaubt …“
    „Es ist schon okay“, sagt er schnell. „Es macht mir nichts aus. Jeder, den ich kenne, hat den Film gesehen, also dachte ich, das wäre meine letzte Chance.“
    „Schade, dass er den ganzen Rummel nicht verdient hat. Okay, es hat mich überrascht, dass alles nur ein Traum war, aber war das nicht auch irgendwie enttäuschend?“
    „Keine Ahnung. Es hat mich irgendwie an die Kurzgeschichte ,Occurrence at Owl Creek Bridge‘ erinnert. Hast du die je gelesen?“
    „Machst du Witze? Die Geschichte von Ambrose Bierce? Englisch war mein Hauptfach. Ich habe sie mindestens ein Dutzend Mal lesen müssen.“
    „Ich auch“, sagt Buckley. „Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich die Geschichte wirklich gemocht habe, als ich sie in der High School zum ersten Mal gelesen habe. Ich dachte, das wäre ein so erstaunliches Ende, dass alles nur ein kurzes Aufflackern des Bewusstseins war, bevor er starb. Das war das Gleiche. Es hat mir gefallen.“
    „Aber es hat dich nicht begeistert.“
    Er zuckt mit den Schultern. „Und dich?“
    „Ich habe mich wirklich bemüht, begeistert zu sein. Es ist so lange her, seit ich zum letzten Mal einen wirklich guten Film gesehen habe. Der letzte, der mir richtig gefallen hat, war der mit Gwyneth Paltrow, der an Weihnachten rauskam.“
    Natürlich hat Will den Film gehasst. Er fand, dass die Schauspieler schlecht waren und das Drehbuch zu reißerisch unrealistisch.
    „Oh, den habe ich auch geliebt!“ sagt Buckley und zieht seinen khakifarbenen Regenmantel über. „Mann, es schüttet noch immer.“
    „Was für ein lausiger Tag. Wir werden niemals ein Taxi bekommen.“ Ich seufze und durchwühle die Taschen meiner Jeans nach einer U-Bahn-Karte.
    „Möchtest du noch ein Bier trinken gehen?“
    „Ein Bier? Jetzt?“ Ich blicke überrascht zu ihm auf. Dann schaue ich auf meine Uhr – als ob die Uhrzeit eine Rolle spielt. Als ob es eine gewisse Uhrzeit gibt, zu der man an einem regnerischen Sonntag in Manhattan ein Bier trinken kann.
    „Oder … hast du noch was vor?“
    „Nein!“ sage ich viel zu schnell. Weil ich dieses Bier unbedingt will. Das ist tausend Mal besser, als mit der U-Bahn zurück in mein einsames Apartment zu fahren und an Will zu denken, der seine Sachen packt.
    „Großartig. Also lass uns ein Bier trinken gehen.“
    Ich ziehe meinen Regenmantel an. Es ist einer von diesen albernen, glänzenden gelben Touristenmänteln, und von hinten sehe ich so breit aus wie ein alter Schulbus.

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