Apartment in Manhattan
Stück Spiegelei auf und schiebe es in den Mund. Es ist immer leichter, zwanglos zu klingen, wenn man den Mund voll hat. „Wie wäre es, wenn ich im Sommer mit dir gehe?“
So viel zum Thema zwanglos.
Ich klinge, als würde mich gerade jemand erwürgen, und er sieht absolut entsetzt aus.
„Wenn du mit mir gehst?“ wiederholt er. „Du kannst nicht mit mir gehen!“
Ich bemühe mich, das durchweichte, gekaute Ei runterzuschlucken und ersticke beinahe. „Ich meine nur …“, sage ich schnell, um ihn zu beschwichtigen. „Ich meine nur, was du davon halten würdest, wenn ich mir den Sommer über in North Mannfield ein Zimmer und einen Job als Bedienung oder so suchen würde. Dann wären wir nicht drei Monate lang getrennt.“
„Tracey, wir können diesen Sommer nicht zusammen sein! Ich werde jede Woche in einer anderen Show auftreten. Ich werde keine Zeit für dich haben, auch wenn du nur zwei Minuten von mir entfernt bist.“
Ich spüre einen Kloß in meinem Hals, der sich an dem Klumpen aus Pfeffer und Ei vorbeidrängt. Ich kann nicht sprechen.
Aber das macht nichts, denn Will ist noch nicht fertig. Er hat seine Gabel sinken lassen und schüttelt den Kopf. „Ich kann nicht glauben, dass du mich damit überfällst. Ich meine, ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass diese Sommeraufführungen eine großartige Chance für mich sind. Ich muss das für meine Karriere tun. Das weißt du doch, Tracey. Jetzt plötzlich hast du ein Problem damit?“
Endlich gelingt es mir, das Ei mitsamt dem Kloß runterzuschlucken. „Ich habe nicht gesagt, dass ich ein Problem damit habe. Ich habe nur gesagt, dass ich mitkommen will.“
„Aber du weißt, dass das nicht geht, nicht wahr? Aber ich verstehe schon, worum es dir in Wirklichkeit geht. Du versuchst einfach, mir ein schlechtes Gewissen einzureden, damit ich meine Meinung ändere und hier bleibe. Und ich …“
„Das versuche ich nicht!“
Es entsteht eine ungemütliche Pause.
„Du willst ernsthaft mit mir kommen?“
„Ja! Nicht
mit
dir … ich will einfach in deiner Nähe sein.“
Ich fühle mich erbärmlich. Im Stich gelassen und panisch zugleich. Wie ein kleines Mädchen, dessen Papa versucht, es gegen seinen Willen im Kindergarten abzugeben.
„Aber Trace …“ Er ringt um Worte. Ich muss ihm zugestehen, dass er sich wenigstens nicht über mich lustig macht. Und er wirkt auch nicht mehr verärgert.
Er wirkt … besorgt.
In meinem Bauch rumort es, und mir wird klar, dass ich die Grenze überschritten habe, die ich immer so vorsichtig gewahrt habe.
Ich habe es gewagt, Will, den Mann, der seinen Freiraum braucht, einzuengen.
„Okay, na ja, ich habe nur gedacht, ich lasse dich entscheiden“, sage ich und versuche lässig zu wirken.
Als ich meine Tasse hochhebe, fällt mir auf, dass die Milch sich an der Oberfläche in Klümpchen zerteilt hat. Igitt. Sie muss sauer gewesen sein. Ich knalle den Becher zurück auf die Untertasse und suche fieberhaft nach Ablenkung. Ich wünschte, auf meinem Teller wäre außer dem Erdbeer-Stängel und der Orangenschale von der Dekoration, die ich verschlungen habe, noch etwas Essbares übrig.
Ich habe nichts zu essen.
Nichts zu tun.
Will sagt kein Wort.
Tut nichts.
Es ist schrecklich. Ich hätte das Thema niemals ansprechen dürfen.
Zumindest nicht so.
Ich hätte alles viel gewissenhafter planen müssen.
Ich hätte vorher üben sollen, was ich sagen will, damit ich ihn nicht so überfahre. Damit ich nicht wie eine verzweifelte Klette dastehen würde.
Aber ganz tief in mir weiß ich, dass, egal wie und wann ich ihn darauf angesprochen hätte, er meinem Mitkommen nach North Mannfield niemals zugestimmt hätte.
Ist ja egal, so ist es nun mal.
Jetzt ist es raus.
Ich werde den Sommer ohne Will hier in New York verbringen.
5. KAPITEL
„B ist du fertig?“ fragt Buckley und dreht sich zu mir um.
„Lass uns noch den Abspann abwarten“, antworte ich und fixiere die Leinwand.
„Du willst den Abspann sehen?“
Will und ich schauen uns immer den Abspann an. Aber das hier ist nun mal nicht Will. Außerdem bin ich begierig darauf, den Film mit Buckley zu diskutieren, deshalb sage ich. „Muss nicht sein.“
„Wir können noch bleiben, wenn du willst.“
„Nein, das macht gar nichts.“ Ich stehe schon und umklammere meine fast leere Riesentüte Popcorn.
„Möchtest du noch mehr Popcorn?“ fragt Buckley, während wir den Gang entlanggehen. „Oder soll ich den Rest wegwerfen?“
„Nein, wirf ihn
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