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Apfeldiebe

Titel: Apfeldiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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sollte.
    » Aber nimm dich vor dem Schwarzen in Acht«, hörte ihn Timi noch rufen. Ein paar Steine rollten dem großen Freund nach wie ein Abschiedsgruß der Welt hier draußen. Sie verschwanden mit ihm.
    DREI .
    Timi beschattete seine Augen mit der Hand und spähte zwischen den Bäumen hindurch in alle Richtungen, aber von Rufus keine Spur. Timi vermutete, dass der mittlerweile, zusammen mit seinem schwarzen Rucksack und all den schwarzen Gedanken in seinem Kopf, die ersten Häuser Wittlekofens erreicht haben dürfte. Oder unter seinem Funkmast saß und in den Himmel starrte.
    Timi strich mit den Händen durchs Gras und sammelte Wassertropfen, die er sich anschließend im Gesicht verrieb. Vielleicht brachte Alex nicht nur seinen Rucksack und damit die Trinkflasche mit nach oben, sondern auch noch ein paar der Waffen, die sie gefunden hatten: Lanzen und Schwerter und Helme. Timis Augen leuchteten. Wenn er das nach den großen Ferien in seiner Klasse erzählte … Das Leben war richtig schön, fand das Kind, lächelte und leckte seine Hände ab. Es war schön, weil er die ersten großen Ferien seines Lebens genießen konnte, es war schön, weil er mit Max und Alex hier sein durfte. Zählte er selbst somit auch schon zu den Großen? Wahrscheinlich schon, entschied der Achtjährige und lächelte noch ein wenig breiter.
    ZWEI .

    Es dauerte einen Moment, bis sich Alex’ Augen an die erneute Dunkelheit gewöhnt hatten. Er knipste seine Lampe an und sammelte die Rucksäcke ein: seinen, Timis inzwischen schon ziemlich leichtes Gepäck und auch Max’ und Kasis. So bepackt, steckte er den Kopf in die Öffnung nach unten.
    » Max?« Keine Antwort. »Max?«
    » Was denn?«
    » Alles in Ordnung?« Wieder dauerte es, bis Max antwortete.
    » Ja.«
    » Mach Kasi los und dann kommt hoch. Wir spielen hier oben weiter. Und wir essen erst mal was. Du hast doch sicher Hunger!« Aber entgegen allem, was Alex über seinen Freund wusste, antwortete kein Jubelgeschrei, sondern irgendwas, das Alex nicht verstehen konnte. »Ist wirklich alles in Ordnung?«
    Kasimirs Zunge drückte gegen den Stoff in seinem Mund. Er riss den Mund auf und drückte und drückte …

    Der Schrei aus dem Innern des Berges traf Timi wie ein Faustschlag mitten auf die Stirn. Kein spielendes Kind schrie so, nicht in dieser Tonlage! Timi sprang auf und
    EINS
    während der Schrei in einem Röcheln unterging, während er plötzlich fror, auf seinen Arm schaute und an die Weihnachtsgans denken musste (die blasse Version der Gans, bevor sie im Backofen verschwand), setzte hinter ihm ein Schatten über Mauerreste und brach durchs Unterholz. Ein Ast zersplitterte, Timis Kopf flog herum, seine Augen weiteten sich und er öffnete den Mund.
    Der Schrei aus dem Berg verlor mit einem Schlag all seine Bedeutung, denn allein, Auge in Auge mit dem schwarzen Ritter, schossen Timi plötzlich ganz andere Gedanken durch den Kopf. Er sah sich als Gefangenen des Schwarzen, als dessen Pfand. Der Schwarze würde ihn packen und fesseln und wer weiß was sonst noch alles mit ihm tun und er war allein.
    Die Öffnung im Berg und die hinter dieser Öffnung wartenden Ungeheuer Dunkelheit und Kälte verloren mit einem Schlag all ihren Schrecken. Timi hechtete vor dem schnell näher kommenden Schatten weg in das Loch.
    » Der Schwarze! Der schwarze Ritter kommt!«, schrie er und wusste nicht, dass er, hätte er den Verlauf des vor ihm Liegenden geahnt, vor dem Schwarzen in die Knie gegangen wäre und sich ergeben hätte. Aber natürlich wusste Timi nichts, das Wissen kam erst später. Wie so oft.
    Timi verschwand unter der Roggenbacher Ruine, wo ein paar Tage zuvor alles mit Alex’ Liebe zu diesen alten Steinen begonnen hatte. Und mit einer Handvoll Rittern aus Plastik in Alex’ Taschen.
    NULL .

    Kasi hatte es geschafft und den Knebel mit seiner Zunge aus dem Mund gedrückt. Er schrie so laut er nur konnte. Max drückte ihm sofort das T-Shirt wieder zwischen die Lippen und erstickte den langen Rest des Hilferufes, aber Kasi hatte sein Ziel erreicht: Alex rutschte nach unten, rannte die Treppe hinab. Als seine Taschenlampe Max und den Gefangenen erfassten, hätte er am liebsten kehrtgemacht. Das Mädchen hing noch immer an den Ketten von der Decke und Max’ Kopf steckte irgendwo dahinter.
    » Max!« Der Kopf erschien! Aber er besaß nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem Max, den Alex vor nicht einmal einer Stunde hier zurückgelassen hatte. Max’ Augen leuchteten, was Alex aber so schockierte

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