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Apfeldiebe

Titel: Apfeldiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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Kasi hingen und sich drehten und wanderte weiter Richtung Treppe. Hunderte kleinere Risse mäanderten in alle Richtungen.
    » Die Decke! Die De …« Ein faustgroßer Stein traf Rufus’ Schulter und plötzlich verwandelten sich Knirschen und Staubregen in lauten Donner. Rufus schrie, spürte, dass der Haken seinen Halt verloren hatte, sie stürzten, Kasi knallte auf den Boden, schlang instinktiv die Arme um den Kopf und rollte zur Seite. Alex sprang durch die auf ihn zukommende Wand aus Staub, packte das Ende der Kette und zerrte den Gefangenen aus der unmittelbaren Gefahrenzone.
    » Rufus!«
    Rufus landete auf den Knien. Überall um ihn herum trommelten Gesteinsbrocken. Er suchte Kasi, konnte ihn aber nirgends entdecken.
    » Kasi!« Aber Kasi hatte sich in all dem Staub und Lärm einfach aufgelöst. Rufus tastete Steine, einen kalten Boden, stieß mit dem Kopf gegen eine Wand, aber von Kasimir keine Spur. Wohin hatte er sich gerollt? »Kasi?« Rufus’ Hände wanderten über die raue Haut der Wand; wo befand er sich selbst? Wo ging es nach draußen?
    Ein Felsbrocken von der Größe eines Eimers beendete Rufus’ Suche und löste den endgültigen Einsturz des vorderen Teiles der Decke aus. Der Brocken traf kurz hinter Rufus auf den Boden und trieb den Jungen so weiter in den Gang hinein, genau in dem Augenblick, als dieser wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzte. Etwas traf den Jungen am Kopf, Staub nahm ihm den Atem, legte sich effektiver als jeder Knebel in seinen Mund und erstickte den folgenden Hilfeschrei. Rufus versuchte weiterzukriechen, aber etwas hielt sein Bein fest. Hilfe?
    Als wolle sich der Berg für das Sakrileg eines Eindringens in seine Eingeweide rächen, spuckte er Geröll und Felsbrocken. Rufus spürte dieses Trommelfeuer, spürte Treffer an Beinen, Rücken, seiner Hand. Er hustete, versuchte zu schreien, brachte aber noch nicht einmal ein Röcheln zustande. Die das Kind umgebende Wand aus Staub, Steinen und Dunkelheit legte ihm ihre Finger auf die Lippen. Nein, sag nichts , flüsterte sie ihm ins Ohr und Rufus hörte diese Worte tatsächlich, sei still. Leon hat nicht geschrien und Mutter hat nicht geschrien . Rufus’ Finger krampften sich um einen Stein, schoben diesen zur Seite und wieder versuchte er zu schreien.

13 Und ich pinkel in dein Bett

    » Gute Nacht, Liebling.« Leni nahm den Kuss entgegen, allerdings ohne das an normalen Abenden übliche Ritual. An solchen normalen Abenden tat sie, als könne sie kaum noch die Augen offen halten, doch sobald sie Mutters Mund auf ihrem spürte, presste sie Luft durch die zusammengedrückten Lippen und erzeugte so ein Geräusch, welches ganz und gar nicht an einen Kuss erinnern wollte. Heute klammerte sie sich nur an ihren Teddy. »Machst du dir Sorgen?« Leni nickte.
    Alex hatte das Abendessen verpasst. Gut, das kam schon ab und zu mal vor, selten zwar, aber es passierte. Vater brüllte dann herum, schickte seinen Großen ohne Abendessen in den Keller und ließ ihn da nach Belieben sitzen. Einmal die ganze Nacht. Aber so verspätet wie heute hatte Alex sich noch nie. Leni hatte während des Abendessens darüber nachgedacht, aber an ein Zubettgehen ohne Alex konnte sie sich nicht erinnern.
    » Und du hast wirklich keine Ahnung, wo sie hin sind?« Und ich pinkel jede Nacht, wenn du schläfst, in dein Bett und Mama und Papa werden denken, dass du es warst! Leni zögerte nur ganz kurz, dann schüttelte sie wie schon mindestens drei Mal an diesem Abend den Kopf.
    » Nein.«
    » In den Wald wollten sie?« Nicken. »Mit Max und Timi?«
    » Und Kasi und Rufus.«
    Lenis Mutter streichelte ihr Kind. Dass Alex mit Max und Timi spielte – in Ordnung. Aber die anderen beiden? Mit denen hatte er sonst gar nichts am Hut, nie hatte einer von denen hier geklingelt, geschweige denn das Haus oder Alex’ Zimmer betreten. Im Gegenteil, soweit sie wusste, wollte mit diesem seltsamen, immer in schwarz gekleideten Jungen vom anderen Ende des Dorfes keiner etwas zu tun haben und über Kasimir machten sie sich normalerweise immer lustig. Aber es musste wohl stimmen, denn außer ihrem Zögling hatten auch alle anderen von Leni aufgezählten Kinder das Abendessen verpasst. Im Augenblick durchsuchten die Väter mit Freunden und Verwandten aus dem Dorf das Waldstück hinter dem Sportplatz. Leni hoffte fast, dass wirklich irgendwas passiert war, denn sollte Vater Alex in die Finger bekommen und dieser keinen guten Grund für diese Frechheit parat haben, dann gnade ihm Gott

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