Apocalypsis 1 (DEU)
sicherten Raum für Raum, offenbar ohne auf Gegenwehr zu stoßen. Bühler spürte einen bitteren, metallischen Geschmack im Mund. Irgendwas stimmte dort drüben nicht. Bühler trieb seine Männer an.
Plötzlich Schüsse. Eine Salve aus einer Maschinenpistole und dann die Antwort. Bühler hätte sogar die beiden Fabrikate nennen können. Er fluchte leise und beeilte sich. Als er mit seinem Team die Villa erreichte, hörte er, dass im ersten Stock immer noch geschossen wurde. Dann Stille.
»Gesichert!«, hörte er eine heisere Stimme aus dem Funk. Und dann Rahel Zeevis Stimme.
»Status?«
»Alpha drei und vier hat’s erwischt.«
»Status Target?«
»Tot.«
»Verdammt!«
Es überraschte Bühler, dass sie plötzlich Nerven zeigte. Sie wurde ihm fast ein bisschen sympathisch.
»Bühler, wo sind Sie?«
»Vor dem Haus jetzt.«
»Bleiben Sie, wo Sie sind. Sichern Sie das Gelände. Team Bravo zu mir. Augen auf! Wir sind hier noch nicht durch!«
Bühler überlegte. Dann gab er seinen Männern Zeichen, und sie verteilten sich mit ihren Sturmgewehren um das Haus, das von Rahel Zeevis Teams immer noch durchsucht wurde. Bühler konnte die Kegel der Scheinwerfer in den beiden Obergeschossen sehen, hörte weiterhin die heiseren Kommandos im Funk.
»Alpha Eins für Charlie Eins«, flüsterte Bühler in sein Headset. »Major, können Sie verifizieren, ob das Haus einen Keller hat? Wenn ja, dann sollten Sie sich den ansehen.«
»Funkdisziplin, Charlie Eins!«, schnauzte sie ungehalten zurück. Bühler unterdrückte mühsam das Schimpfwort, das ihm auf der Zunge lag. Dennoch hörte er, wie die Israelin zwei Leute anwies, sich den Keller anzusehen.
»Alpha Eins für Bravo Zwei«, kam wenig später die Meldung. »Das sollten Sie sich ansehen, Major.«
Bühler hielt es kaum aus, einfach nur untätig im Garten der Villa zu patrouillieren, die offenbar bis auf eine einzige bewaffnete Person völlig verlassen gewesen war.
Kurz darauf Rahel Zeevis Stimme. »Verdammte Scheiße, was ist das? … Bühler?«
»Ja.«
»Kommen Sie rein. Nur Sie. Ich bin im Keller.«
Bühler ahnte bereits, was ihn erwartete. Er gab seinen Leuten Zeichen, die Positionen zu halten und hetzte los.
»Team Alpha, Team Bravo!«, hörte er plötzlich die Stimme der schönen Israelin aus dem Funk und auch die Panik, die in ihrer Stimme mitschwang. »Das Objekt sofort evakuieren. Das ist ein Befehl!«
Bühler sprintete um das Haus herum. Er hatte den Eingang gerade erreicht, als er den Lichtblitz sah. Er schien das gesamte Haus auszufüllen und drang durch sämtliche Fenster hinaus ins Freie. Bühler sah direkt in das gleißende, bläulich-weiße Licht einer ersterbenden Sonne. Fast gleichzeitig, noch bevor er die Explosion überhaupt hörte, traf ihn die Druckwelle und riss ihn von den Füßen. Fensterscheiben zerplatzten, Türen wurden in ihren Angeln zerfetzt. Das ganze Mauerwerk schien sich für einen Moment nach außen zu blähen, aber das war nur eine Illusion. Denn in den ersten Sekunden sah Bühler gar nichts. Er hörte nur den dumpfen Schlag, der wie eine titanische Faust auf das Gebäude einschlug und den Westflügel zertrümmerte.
Als er wieder einigermaßen sehen konnte, rappelte er sich auf. Innerhalb weniger Sekunden registrierte sein geschultes Wahrnehmungsvermögen verschiedene Dinge: den zerstörten Westflügel. Das Feuer im Obergeschoss. Das eingestürzte Dach. Den abgerissenen Fuß neben sich. Die Stille im Funk. Mit einem Blick vergewisserte er sich, dass der abgerissene Fuß nicht seiner war, dann rief er über Funk seine Leute. Sie meldeten sich – bis auf einen, der die Westseite kontrolliert hatte. Bühler befahl ihnen, sich zurückzuziehen und am Ende der Straße zu sammeln. Dann stürmte er in das Gebäude.
Verwüstung wohin er blickte. Nie zuvor hatte Bühler etwas Derartiges gesehen. Obwohl die Detonation das Gebäude nur verhältnismäßig gering beschädigt hatte, schien das Mobiliar in einem Augenblick verpufft zu sein, wie von dem Lichtblitz geradezu ausradiert. Die Räume wirkten vollkommen leer, die Wände schwarz verkohlt, der Boden übersät mit kleinen, brennenden Trümmern aus Holz und Möbelresten. Die Luft war erfüllt von einem beißenden Dunst, der die Schleimhäute angriff. Leichen konnte Bühler keine entdecken.
»Rahel! Hören Sie mich?«, brüllte er in das Headset, als er die Treppe hinab in den Keller stürmte. »Major Zeevi! Alpha Eins! Rahel, hören Sie mich? Wo sind Sie?«
Keine Antwort.
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