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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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sagen.«
    »Wie kam dieser Mann an solch ein Manuskript?«, hakte der Pater neugierig nach.
    »Er war Archäologe«, erwiderte Peter knapp. »Aber das spielt im Moment keine Rolle.«
    Er musste sich zwingen, seinen Blick von dem Textfragment zu lösen. »Maria sagte, einer der Texte wäre auf Koptisch verfasst.«
    »Ja, genau! Ganz genau. Und da wird es spannend. Ich habe auch griechische Texte gefunden, und einige Pergamente sind dankenswerterweise sogar auf Latein verfasst. Sie stammen vermutlich aus dem 9. Jahrhundert.«
    Don Luigi schob Peter die betreffenden Pergamente zu. Peter sah, dass es sich um eine Handschrift handelte, eine Art Traktat in akkuraten Absätzen mit gelegentlichen Überschriften.
    »Der Text ist das Werk eines byzantinischen Mönchs namens Georgios Synkellos. Es handelt sich dabei um den Auszug einer Übersetzung des Buches von Sothis . Schon mal gehört?«
    Peter schüttelte den Kopf.
    »Das Buch von Sothis ist ein Werk von Manetho, einem ägyptischen Priester aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. Manetho beschreibt darin Leben und Werk einer gottähnlichen Gestalt – des Hermes Trismegistos. Einer mythischen Figur und Namensgeber der Hermetik.«
    Peter sah den Pater zweifelnd an. »Wollen Sie damit sagen, dass der Papst alte hermetische Schriften in seiner Wohnung versteckte? Das Oberhaupt der katholischen Kirche ein Esoteriker?«
    Don Luigi zuckte mit den Achseln. »Ich behaupte gar nichts. Ich versuche sogar, mich vorläufig mit Schlussfolgerungen zurückzuhalten. Dazu ist es noch viel zu früh. Aber bedenken Sie, dass die Geschichte der katholischen Kirche geprägt wurde von Mystikern – wie zum Beispiel Meister Eckhart –, die den Hermetikern sehr nahe standen.«
    »Was wissen Sie noch über diesen Hermes Trismegistos?«
    »Hermes Trismegistos ist ein Mythos. Es existieren keinerlei Originalschriften. Überhaupt ist es fraglich, ob er je existiert hat. In der Antike wurde er manchmal mit dem ägyptischen Gott Thoth gleichgesetzt. Von der Spätantike bis zur frühen Neuzeit galt Trismegistos als Verfasser einer Reihe von philosophischen, astrologischen, magischen und alchemistischen Schriften. Aufgrund seiner Gleichsetzung mit Thoth wurden seine Schriften als Zeugnisse eines uralten Wissens angesehen, das zumindest auf die Zeit des Moses zu datieren ist. Angeblich hat der Alchemist Nicolas Flamel im 14. Jahrhundert mit Hilfe eines Buchs von Trismegistos den Stein der Weisen und den Schlüssel zu ewigem Leben gefunden.«
    »Und zur Bestätigung mal eben die Tet-Hieroglyphe in das Amulett geritzt!«, rief Peter sarkastisch. »Kommen Sie, Pater, das klingt nach völligem Humbug. Sagen Sie mir nicht, dass Sie sowas glauben.«
    Don Luigi war Peter einen strengen Blick zu. »Mein Glaube, Peter, gehört der heiligen Mutter Kirche. Hermetik, Esoterik und Okkultismus sind sämtlich Werke des Satans. Aber um den Satan zu bekämpfen, müssen wir ihn verstehen.«
    Peter starrte auf die alten Dokumente. Er tippte auf das Papyrus mit den unbekannten Schriftzeichen.
    »Könnte das eine Originalschrift von Trismegistos sein?«
    Don Luigi zuckte mit den Achseln. »Möglich. Aber auch gut möglich, dass es sich um ein Werk der reinen Erfindung handelt. Einen sinnlosen Ulk.«
    Ein Verdacht kreuzte Peters Überlegungen und setzte sich fest. »Halten Sie es eventuell für möglich, dass sich in diesen Texten ein gefährliches Wissen verbirgt, dass die Kirche unter allen Umständen unter Verschluss halten wollte?«
    Don Luigi seufzte vernehmlich. Er wirkte auf einmal bestürzt. »Ich habe gesagt, dass ich vorläufig noch keine Schlüsse ziehen möchte. Aber ja, das ist eine mögliche Hypothese. Vielleicht sind diese Texte Pforten für den Satan in unsere Welt, und die Kirche tat gut daran, sie über Jahrhunderte am sichersten und heiligsten Ort zu verstecken. Vielleicht haben wir große Schuld auf uns geladen, sie ans Licht zu holen. Ich bete, dass ich mich irre. Geben Sie mir etwas Zeit. Ich werde nachher noch einmal ins Geheimarchiv gehen. Vielleicht sind wir heute Abend etwas schlauer.«

XXI
    11. Mai 2011, Vatikanstadt
    L oretta Hooper hatte ihre Verbindungen. Sehr gute Verbindungen. Daher wusste sie inzwischen, wo sich Peter Adam befand. Sie wusste, warum er sich seit zwei Tagen nicht gemeldet hatte. Sie wusste, dass er sie gründlich verarscht hatte. Sie wusste, dass er nach Sizilien gefahren und mit dem Flugzeug zurückgekehrt war. Sie wusste, dass er sich seitdem bei diesem Pater aufgehalten

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