Apocalypsis 1 (DEU)
zum Schlag ins Wasser und verlor alle Züge einer gut organisierten Geheimoperation. Nur noch eine Frage der Zeit, bis sämtliche Details in der Presse stehen würden. Also war es vielleicht sogar besser, wenn man nicht ganz vorn in der Schusslinie stand.
Nicht, dass Bühler den arroganten Geheimdienstärschen die Peinlichkeit von Peter Adams Flucht nicht gönnte, aber es bestätigte seine Überzeugung, dass der Mann gefährlich war. Brandgefährlich. Dabei sah Bühler Peter Adam nicht als eigentlichen Drahtzieher. Er musste Hintermänner haben. Den Mord an der amerikanischen Journalistin interpretierte Bühler als einen verzweifelten Versuch, einer vorzeitigen Enttarnung zuvorzukommen.
Das einzige, was ihm immer noch Rätsel aufgab, war diese Ziffernfolge, die Loretta Hooper mit ihrem eigenen Blut auf den Teppich ihres Hotelzimmers geschmiert hatte. Warum hatte Peter Adam dies zugelassen? Warum war er nicht geflohen? Der Mann hatte sich so trottelig angestellt wie sonst nur ein Italiener.
Urs Bühler hatte daher erneut den Tatort aufgesucht, um sich das blutige Zeichen anzusehen. Zu seiner Überraschung hatte man das Zimmer jedoch bereits aufgeräumt, und eine Spezialreinigungsfirma für Tatorte hatte sämtliche Spuren beseitigt.
»Was soll diese verdammte Scheiße?«, brüllte er wenig später den zuständigen Commissario an, einen blassen arroganten Mailänder, an dem die Bühlersche Wut abzuperlen schien wie an einem Lotusblatt.
»Die Spurensicherung ist abgeschlossen, Oberst Bühler. Wir danken Ihnen für die kollegiale Zusammenarbeit.«
Bühler glaubte ihm kein Wort.
»Haben Sie schon was rausgefunden wegen dieser blutigen Ziffernfolge?«
»Ich verstehe nicht, Oberst Bühler. Was für eine blutige Ziffernfolge?«
»Das wissen Sie ganz genau!«
»Da war keine Ziffernfolge, Oberst Bühler. Da war nur Blut.«
Bühler starrte den Commissario an, der seinem Blick gelassen standhielt mit seinen wässrigen Augen.
»Sagen Sie das noch mal!«
»Da war keine Ziffernfolge. Sie müssen sich täuschen.«
»Zeigen Sie mir die Fotos vom Tatort!«
Der Commissario verzog genervt die Augenbrauen, ließ sich aber dennoch herab, Bühler die Fotos der Spurensicherung vom Tatort zu zeigen. Tatsächlich war auf keinem der Bilder die blutige Zahlenkombination zu sehen.
»Ich habe diese Zahlen mit meinen eigenen Augen gesehen!« zischte Bühler den Commissario an und warf die Fotos zurück auf den Tisch. »Die Bilder sind manipuliert worden.«
»Ich denke, unser Gespräch ist damit beendet, Oberst Bühler.«
Bühlers Hand schoss vor, packte den Commissario am Kragen und zerrte ihn fast über seinen ganzen Schreibtisch.
»Jetzt hör mir mal gut zu, du Polentafresser. Ich weiß nicht, was für eine Scheiße ihr hier abzieht, aber in fünf Tagen wird ein neuer Papst gewählt und ich bin für die Sicherheit sämtlicher Kardinäle verantwortlich. Da draußen läuft ein Arschloch frei rum, der vermutlich den Vatikan in die Luft sprengen will. Und das werde ich verhindern. Mit euch oder ohne euch Bande von Versagern und Muttersöhnchen!«
Als er immer noch geladen und Verwünschungen gegen alle Italiener ausstoßend in den Vatikan zurückkehrte, bemerkte er einen offenen Pickup mit dem Aufdruck einer Tiefbaufirma, der ihm in den letzten Tagen schon einige Male aufgefallen war. Aus einem unbestimmten Grund beunruhigte ihn dieser Wagen plötzlich. Bühler überlegte kurz, ob er ihn anhalten sollte, aber der Pickup fädelte sich gerade wieder in den römischen Verkehr ein. Immerhin Zeit genug für Bühler, sich den Namen und das kreisförmige Logo der Tiefbaufirma sowie das Kennzeichen des Wagens zu merken.
Bühler hatte gelernt, wann er auf Alarmsignale seines Körpers oder seines Gehirns reagieren musste. Nämlich immer und sofort. In den Jahren bei der Legion hatte ihm diese Fähigkeit, unterschiedliche Eindrücke parallel zu verarbeiten und auf unterbewusste Signale zu reagieren, einige Male das Leben gerettet. Er erinnerte sich, dass er den Pickup in den letzten Tagen vor dem Eingang zur Nekropole gesehen hatte, jenem weitläufigen und immer noch nicht völlig erforschten Katakombenlabyrinth unter dem Vatikan, in dem Archäologen das wahre Grab Petri vermuteten.
Zurück in der Zentrale der Garde ließ sich Bühler sofort sämtliche Aufzeichnungen der Überwachungskamera vor der Nekropole aus den letzten Tagen vorspielen.
»Was suchen Sie denn, Herr Oberst?«, fragte der Gardist vor dem Monitor.
Bühler reagierte
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