Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
irgendwo in Sicherheit bringen kann. Das bin ich ihm schuldig.«
»Können Sie ihm eine verschlüsselte Nachricht schicken?«, fragte Bar-Kleophas.
Anselmo nickte. »Klar.«
Bar-Kleophas ließ sich ein Handy geben, wählte eine Nummer und wechselte anschließend ein paar Worte mit jemandem auf Hebräisch. Für Maria hörte es sich an wie ein ernstes Gespräch unter Freunden. Nachdem er das Telefonat beendet hatte, kritzelte Bar-Kleophas rasch eine Telefonnummer auf einen Zettel und reichte ihn Anselmo.
»Amal soll Rabbi Nahum anrufen. Ben ist ein alter Freund mit guten Kontakten. Er wird sich um Amal und seine Familie kümmern.«
Anselmo klappte eilig seinen Laptop auf und setzte die Nachricht an Amal ab. Er war kaum fertig, als Bruder Isidor zurückkehrte. »Die Polizei hat die ganze Abtei weiträumig abgesperrt. Niemand kommt rein oder raus.«
»Na super«, murmelte Anselmo.
»Außer durch den Hintereingang des Nebengebäudes«, fügte Isidor hinzu. »Der liegt außerhalb der Absperrung.«
»Und wie kommen wir nach Tel Aviv?«, fragte Maria.
Bruder Isidor warf Anselmo einen Blick zu, und der junge Jesuit zog einen Autoschlüssel mit einem Madonnen-Anhänger aus der Hosentasche. »Ich hab ihn ja nicht gebraucht, kürzlich. Wir werden uns ein bisschen zusammenquetschen müssen.«
Mit ihren Sonnenbrillen, fand Maria, sahen sie fast aus wie Kollegen auf einem Betriebsausflug. Dennoch spürte sie bei allen die Anspannung. Zusammengedrängt in dem kleinen Fiat Panda des Klosters verließen sie Jerusalem. Am gelassensten von allen wirkte Bar-Kleophas. Nichts schien ihn aus der Ruhe bringen zu können. Maria fragte sich, ob aus unerschütterlicher Zuversicht oder der Sehnsucht, bald endlich sterben zu können. Anselmo am Steuer dagegen wirkte am nervösesten. Maria sah, wie er immer wieder in den Rückspiegel zu Yoko blickte, die fiebrig und eingefallen auf der hinteren Rückbank saß und verhalten vor sich hin hustete.
Obwohl sie nicht verfolgt wurden, machte Maria sich keine Illusionen. Sobald Nakashima merkte, dass Yoko und Anselmo geflohen waren, würde eine gnadenlose Hetzjagd beginnen.
In Tel Aviv parkte Anselmo den Fiat an der belebten Uferpromenade, nicht weit von der Marina. Ein heißer Tag. Sonntag, der Tag des Herrn. Für Israelis ein ganz normaler Arbeitstag, dennoch war der Strand voller junger Leute in Shorts und knappen Bikinis. Ein völlig anderes Bild als das prüde Jerusalem. Kaum einer der Männer trug hier noch eine Kippa, und selbst die Muslime gaben sich relativ freizügig.
Die kleine Gruppe schlenderte bemüht langsam zur Marina hinüber, wo die Yachten lagen. Der Hafenmeister, mit dem Bar-Kleophas wegen des Bootes telefoniert hatte, musterte sie zwar zunächst misstrauisch, aber Bar-Kleophas gab sich jovial und ungezwungen, plauderte mit dem Mann auf Hebräisch, und dann sah Maria, wie er ihn kurz am Arm berührte. Eine schlichte Geste wie unter alten Bekannten, aber sie bewirkte eine augenblickliche Veränderung. Der Hafenmeister sah Bar-Kleophas an, als erkenne er ihn jetzt, sein Blick wurde weich, fast ehrfürchtig, und er trat ohne ein weiteres Wort beiseite.
»Das Boot liegt am Ende der Mole«, sagte Bar-Kleophas zu den anderen und ging vor.
Das schwarze Schlauchboot mit dem Außenborder kam Maria viel zu klein für sechs Personen vor, umso erstaunter war sie, dass sie alle Platz fanden. Peter ließ sich von Anselmo ein handliches GPS-Gerät mit den Koordinaten der Hikari geben und steuerte das Boot aus dem Yachthafen heraus. Es schien ihm sogar Spaß zu machen. Maria erinnerte sich an ihren Abend auf dem Pantheonsplatz in Rom, als sie bunte Cocktails mit lächerlichen römischen Namen getrunken und für einen Augenblick die Illusion genossen hatten, sich einfach nur einen schönen Abend zu machen.
Als sie die Stelle erreicht und exakt lokalisiert hatten, warf Peter einen Anker, um das Boot zu stabilisieren. Zu sehen war nichts, nur tiefblaues Meer bis zum Horizont, vereinzelt ferne Frachter auf der Hauptschifffahrtsroute und das Aufblinken weißer Segel. Ein leichter Wind raute das Wasser auf, aber nicht stark genug, dass irgendwem übel wurde.
Maria wandte sich zu Yoko um. »Wo ist das U-Boot?«
»Direkt unter uns auf dem Meeresgrund in tausendfünfhundert Metern Tiefe. Wir müssen es erst heraufholen.«
»Ich arbeite daran!«, murrte Anselmo gereizt, bevor Maria noch weiterfragen konnte. Er öffnete seinen Aluminiumkoffer, der außer einem Laptop noch ein elektronisches
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