Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
Peter bereits versucht hatte. Tasten, heben, greifen, drehen, drücken, rütteln. Sie versuchten es zu zweit. Hielten den Tesserakt gemeinsam fest, verharrten so für Augenblicke, konzentrierten sich ganz auf das schwere Ding, setzten es wieder ab und versuchten es wieder. Aber auf welche Weise sie es auch probierten – weder entdeckten sie einen verborgenen Mechanismus, noch zeigte das Kreuz irgendeine Veränderung.
Der Tesserakt – die Büchse der Pandora, das Gefäß der Apokalypse – ließ sich nicht wieder verschließen.
LIV
24. Juli 2011, Dormitio Abtei, Jerusalem
D er Phantomschmerz in ihrem abgetrennten Finger kehrte zurück, schlimmer als zuvor. Maria wunderte sich, wie ruhig die anderen blieben, als Bruder Isidor in den Diwan stürmte und ihnen von dem getöteten Priester vor dem Haupteingang berichtete. Irgendwie schien jeder so etwas erwartet zu haben. Zügig, aber ohne Panik verließen sie den Diwan und ließen sich von Bruder Isidor durch den Verbindungstunnel in das Nebengebäude auf der anderen Straßenseite führen. Maria fragte sich nur, ob dieser Mord überhaupt etwas mit ihnen zu tun hatte. Auch Yoko schien sich zu wundern.
»Wenn das unsere Leute gewesen wären, wären wir auch schon tot«, erklärte sie, als sie das Ende des Tunnels erreichten.
»Sehr beruhigend«, murmelte Anselmo. Maria sah jetzt, dass er einen kleinen Aluminiumkoffer bei sich trug, den sie vorher nicht bemerkt hatte. »Und du meinst, wir können hier jetzt einfach so rausspazieren?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Die werden uns alle abknallen, sobald wir rauskommen!«, jammerte Anselmo. »Die kennen den Ausgang doch!«
»Wenn wir hier noch länger bleiben, werden sie uns sowieso töten, bevor wir noch einen einzigen Schritt gemacht haben«, meldete sich Bar-Kleophas mit der ruhigen, unerschütterlichen Stimme eines zum ewigen Mahnen Verurteilten.
»Warten Sie hier!«, sagte Bruder Isidor. »Ich werde nachsehen, wie da oben die Lage ist.«
Er eilte zurück durch den Tunnel.
»Keine Chance«, sagte Anselmo. »Die werden uns abknallen wie die Hasen.«
»Pater Anselmo?«, sprach ihn Peter sanft an.
»Ja?«
»Halten Sie einfach mal die Klappe.« Er wandte sich an die anderen. »Bis Bruder Isidor zurückkommt, sollten wir überlegen, wie wir überhaupt nach Rom kommen.«
Maria nickte ihm zu. »Es wird unmöglich sein, die Stadt, geschweige denn das Land zu verlassen. Ganz Jerusalem ist mit Sicherheitskameras übersät. Für Nakashima ist es ein Leichtes, sämtliche Flughäfen und Straßen zu überwachen.«
»Und nach Rom schwimmen wird auch nicht so leicht sein«, fügte ihre Mutter sarkastisch hinzu.
»Müssen wir auch nicht«, meldete sich Pater Anselmo jetzt doch wieder und grinste verlegen. »Wir brauchen nur ein Schlauchboot.«
»Machst du Witze?«, rief Maria. »Wie sollen wir das halbe Mittelmeer in einem Schlauchboot durchqueren? Selbst mit einem größeren Boot würde Nakashima uns auf offener See sofort finden.«
»Das Schlauchboot brauchen wir nur, um zur Hikari rauszufahren«, erklärte Yoko hustend. Sie nahm Anselmos iPad, startete eine Foto-App und zeigte ein Foto herum.
»Das ist das einzige existierende Foto von der Hikari . Allein, dass ich es Ihnen zeige, stellt einen unerhörten Vertrauensbruch dar, für den Nakashima San mich töten müsste.«
Maria erkannte das Objekt in der Bildmitte zunächst nicht genau. Sie sah nur einen Betonkai und Hallen im Hintergrund. Das Foto war an einem trüben, wolkenverhangenen Tag aufgenommen worden. Das Wasser vor dem Kai spiegelte das Grau des Himmels. Erst beim zweiten Hinsehen sah Maria, dass da etwas am Kai im Wasser lag. Ein flaches, graues Objekt, das sich über die gesamte Länge des Kais erstreckte. Das Objekt hob sich kaum vom Grau des Wassers ab.
»Was ist das?«
»Ein vollautomatisches U-Boot, mit dem Nakashima San manchmal reist, wenn er im wahrsten Sinne des Wortes untertauchen will. Es kommt völlig ohne Besatzung aus, kann von einer Person – beziehungsweise nur von Nakashima San – bedient und gesteuert werden.« Yoko wandte sich an Peter. »Nicht, dass Sie denken, Ihre bionische Hand wäre bereits die Krone unserer Technologie. In der Hikari vereinen sich die wichtigsten technologischen Innovationen von Nakashima Industries. Ich kann behaupten, dass es nichts Vergleichbares gibt. Ihre Form wurde der Hydrodynamik von Haifischen nachempfunden. Ihre Hülle hält einem Wasserdruck bis in viertausend Metern Tiefe stand und passt
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