Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
ihre Farbe der Umgebung an. Für das bloße Auge, für Sonar, Radarstrahlen und jede bekannte Form von Ortungssystemen ist sie so gut wie unsichtbar. Die Hikari kann sechs Wochen ohne Unterbrechung tauchen und bietet Platz für vier Personen. Aber das Beste ist ihr Antrieb. Moderne militärische Atom-U-Boote schaffen eine Höchstgeschwindigkeit von etwa fünfzig Stundenkilometern. Die Hikari – der Name bedeutet übrigens ›Licht‹ – schafft fast Schallgeschwindigkeit.«
Für einen Moment herrschte verdutztes Schweigen im Diwan der Dormitio-Abtei.
»Das ist unmöglich!«, sagte Peter kopfschüttelnd. »Die Schallgeschwindigkeit unter Wasser beträgt über fünftausend Kilometer pro Stunde!«
»Gut, ich habe etwas übertrieben«, gestand Yoko. »Ich meinte die Schallgeschwindigkeit am Boden.«
»Das wären immer noch an die tausend Stundenkilometer! Kein U-Boot dieser Welt fährt so schnell!«
»Mit einem Superkavitationsantrieb schon.« Sie sprach schleppend, als müsse sie sich auf jedes Wort konzentrieren. »Der Antrieb der Hikari basiert auf dem Hohlsogprinzip, der sogenannten Kavitation. Jede Schiffsschraube erzeugt im Wasser kleine Luftbläschen. Was sich bei diesen herkömmlichen Antrieben als störender Widerstand auswirkt, erweist sich bei Kavitationsantrieben als Trick.« Yoko holte erschöpft Luft, bevor sie leise wieder fortfuhr. »Unter der Nase des U-Bootes bildet sich ein Unterdruck, der bei sehr hohen Geschwindigkeiten ab etwa hundertachtzig Stundenkilometern dazu führt, dass das Wasser in diesem Sog buchstäblich verdampft und sich, vereinfacht gesagt, eine große Gasblase um den Rumpf des Bootes herum bildet. Jetzt gleitet das Boot durch sehr viel geringeren Widerstand und kann weiter beschleunigen. Dazu ist eine bestimmte Rumpfform nötig und eigentlich ein Raketentriebwerk.« Wieder hielt Yoko erschöpft inne. Maria reichte ihr ein Glas Wasser.
»Möchtest du dich ausruhen?«
Yoko schüttelte den Kopf und trank das Wasser in kleinen Schlucken, als koste sie allein das Trinken große Anstrengung.
»Auch die Steuerung wird schwierig«, erklärte sie weiter, »denn herkömmliche Ruder müssten aus der Blase herausragen und würden den Belastungen nicht mehr standhalten. Zudem wird die Gasblase um den Rumpf immer kleiner, je tiefer das Boot fährt. Nakashima Industries hat all diese Probleme gelöst. Allein das Triebwerk ist mit nichts vergleichbar, was es derzeit auf der Welt gibt. Die Hikari ist ein Wunderwerk der Technik. Und sie liegt außerhalb der Zwölf-Meilen-Zone vor Tel Aviv.« Sie sah Maria an. »Wir brauchen nur ein Schlauchboot, um hinzukommen.«
»Das ist alles?«, fragte Peter in die verblüffte Stille hinein. »So einfach?«
Yoko schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Leider. Die Hikari reagiert, wie gesagt, nur auf Befehle von Nakashima San. Sämtliche Systeme sind durch seinen genetischen Code gesichert. Wir kommen noch nicht mal an Bord ohne diesen Code.«
Alle Blicke richteten sich auf Anselmo. Der Pater verzog das Gesicht und klopfte auf seinen Aluminiumkoffer.
»Jaja, ich arbeite bereits dran. … Aber die Hikari ist nur für maximal vier Personen ausgelegt, und wir sind schon sechs.«
»Das ist kein Problem «, unterbrach ihn Yoko leise. »Ich … werde euch nicht begleiten.«
»Was soll das denn heißen?«, rief Maria überrascht.
Yoko lächelte sie wieder an, müde und dankbar zugleich.
»Du siehst doch, was mit mir los ist. Es wird nicht mehr lange dauern, und niemand kann es aufhalten. Wenn ich mitkomme, werde ich zur Gefahr für euch alle.«
»Nein!« Maria schüttelte heftig den Kopf. »Wir lassen dich nicht zurück.«
»Yoko hat recht!«, meldete sich jetzt Anselmo wieder. »So leid es mir tut. Aber ich habe gesehen, was mit den Infizierten passiert, und wir wissen nicht, ob es ansteckend ist.«
»Wir lassen niemand zurück!«, sagte sie zornig. »An Bord gibt es doch mit Sicherheit eine Krankenstation, Yoko?«
»Ja. Aber trotzdem …«
»Wir werden dich isolieren müssen, aber du kommst mit uns.« Sie blickte sich in der Runde um. »Oder gibt es da noch irgendwelche Einwände?«
Sie sah, dass Anselmo etwas sagen wollte, aber dann nur ergeben nickte, als habe er gerade sein eigenes Todesurteil bestätigt.
»War nicht persönlich gemeint, Yoko.«
Yoko nickte ihm zu. Sie wollte etwas sagen, doch Anselmo schüttelte den Kopf. »Ich hab vorhin eigentlich auch was anderes gemeint. Ich muss Amal warnen, damit er sich und seine Familie wenigstens
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