Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
wieder, die sie schon als Kind gemacht hatte.
Du hast sie ziemlich beeindruckt, Papa. Man glaubt es kaum, aber sie IMPROVISIEREN jetzt! Jedenfalls im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Sie wollen euch helfen, den Tesserakt zu verschließen. Nimm Bühler mit und sag ihm, dass Leonie auf ihn wartet. Nikolas soll zurückbleiben und sich um Marina kümmern. Wir sehen uns auf der anderen Seite. – Maya
»Wer ist Maya?«, fragte Bühler verstört.
»Meine Tochter.«
Das Amulett am Boden leuchtete jetzt so intensiv, dass Peter es kaum noch ansehen konnte.
»Und was meint sie damit, dass Leonie auf mich wartet? Und überhaupt mit ›anderer Seite‹?«
Peter warf Nikolas einen Blick zu.
»Es bedeutet, dass wir uns trennen müssen«, sagte sein Bruder. »Und zwar jetzt.«
Das Amulett versprühte inzwischen ein gleißendes, blaues Licht. Peter begann ebenfalls zu ahnen, was Maya meinte.
Dass er Abschied nehmen musste. Er umarmte seinen Bruder.
»Ich liebe dich, Niko.«
»Ich dich auch.«
»Erklärt ihr mir vielleicht, was hier passiert?«, fragte Bühler und wurde unruhig.
Nikolas schob Peter von sich weg. »Ihr müsst gehen.«
»Verdammt, wohin ?«
Peter schnappte sich das gleißende Amulett, rannte damit zurück zum Tesserakt und legte es auf dem Hyperwürfel ab.
»Wenn Sie Leonie wiedersehen wollen, dann kommen Sie!«
Der Schweizer zögerte nicht mehr und stellte sich zu Peter an den Tesserakt.
»Was muss ich tun?«
»Keine Ahnung. Warten wir’s ab.«
Das Licht hüllte sie vollkommen ein, inzwischen so hell, dass Peter die Gestalt seines Bruders nur wenige Schritte entfernt kaum noch erkennen konnte. Sie schien sich aufzulösen, wie überhaupt alles ringsum. Das blaue Gleißen wurde jetzt so unerträglich, dass Peter die Augen schließen musste. Aber selbst das half nicht. Peter schlug die Hände vors Gesicht, um sich zu schützen, aber das Licht durchdrang seine Hände, seinen ganzen Körper, schien jede Zelle durch Licht zu ersetzen. Er empfand keinen Schmerz, nur die Angst, sich vollkommen aufzulösen, für immer zu vergehen. Genau wie in dem Kokon. Neben sich hörte er Bühler beten.
Keine schlechte Idee.
Aber ehe er mit dem Vaterunser, dem einzigen Gebet, das ihm überhaupt einfiel, beginnen konnte, erlosch das blaue Gleißen schlagartig, und wie kurz zuvor in dem Kokon hatte Peter das Gefühl, in vollkommene Finsternis zu stürzen. Er brauchte einen Moment, bis er begriff, dass er immer noch stand. Als er die Hände vom Gesicht nahm, peitschte ihm kalter Regen ins Gesicht. Peter schätzte, dass die Temperatur um mindestens zwanzig Grad gefallen sein musste. Die Nacht wirkte dunkler als noch vorhin, und der starke Regen verbunden mit dem scharfen Wind ließen ihn frösteln. Sie standen immer noch auf dem deutschen Friedhof, aber Nikolas war nicht mehr zu sehen. Aus der Ferne hörte Peter Gesang, wie von einer großen Menschenmenge. Ein beißender Gestank aus Rauch und noch etwas anderem lag in der Luft, legte sich mit dem Regen auf ihre Kleidung und ließ Peter erschaudern.
Bühler brauchte ebenfalls einen Moment, um sich zu orientieren. Er schien sich zu wundern, dass er noch lebte.
»Ehrlich gesagt, hab ich was anderes erwartet. Irgendwas mit Engeln. Wirkt aber eher wie die Hölle.«
»Wieso?«, fragte Peter alarmiert.
»Riechen Sie das nicht? Verbrannte Leichen. Eine Menge davon.«
Die Friedhofsmauer wies eine große Lücke auf, als habe man versucht, sie auf einer Seite wegzusprengen.
»Lassen Sie uns nachsehen«, sagte Peter.
Bühler deutete auf den Tesserakt. »Und das Ding ?«
»Holen wir später. Hier fällt er weniger auf, als wenn wir ihn mit uns rumschleppen.«
Da sie auf die Schnelle kein besseres Versteck fanden, buddelten sie den Tesserakt bis zur Hälfte unter dem dichten Efeu an einer Natursteinmauer ein. Da der Hyperwürfel kaum Licht reflektierte, musste man jetzt schon über die Gräber treten und das Gebüsch durchforsten, um ihn dort zu entdecken.
Gemeinsam kletterten sie über die geborstene Friedhofsmauer. Viel war nicht zu erkennen. Die Wache der vatikanischen Gendarmerie war nicht besetzt, die Wache der Schweizergarde an dem großen Tor dahinter ebenfalls nicht.
»Gefällt mir nicht«, sagte Bühler und zog seine Waffe.
Peter legte ihm eine Hand auf den Arm. »Ich glaube nicht, dass Sie die brauchen.«
»Was macht Sie da so sicher?«
»Na, achten Sie mal darauf, was die singen!«
Mit jedem Schritt hörte er den Gesang nun deutlicher. Ein altes Weihnachtslied,
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