Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
unterbrach ihr Gebet und sah die Veränderung der Wasseroberfläche, ein leichtes Aufwölben. Dann einen Schatten unter der Oberfläche und kurz darauf eine dunkelgraue Masse, die sich träge vor ihnen aus dem Meer erhob wie ein Wal zum Luftholen. Ein mindestens fünfzig Meter langer, monolithischer flacher Rumpf ohne Deckaufbauten und sichtbare Öffnungen. In der Rumpfmitte und am Heck jeweils stummelartige Ruder, wie Flossen eines gigantischen Hais. Das Schlauchboot schaukelte heftig auf der Welle, die die Hikari beim Auftauchen erzeugte. Außer dem Zischen der belüfteten Tauchtanks machte das U-Boot jedoch keinerlei Geräusche. Als das Zischen verstummte, ragte der Rumpf der Hikari unbeweglich etwa einen Meter über die Wasseroberfläche. Wie eine Sandbank oder eine kleine Insel, die ein unterseeischer Vulkan soeben gebildet hatte.
Peter manövrierte das Schlauchboot an die Hikari heran. Immer noch konnte Maria keinerlei Öffnungen im Rumpf erkennen. Nachdem Anselmo jedoch einen weiteren Befehl in den Laptop eingegeben hatte, schob sich zischend eine Luke auf.
Peter übergab Bar-Kleophas das Ruder des Außenborders. Maria sah, wie der alte Mann ihm dabei das Säckchen mit seinem Amulett reichte. Sie half Yoko und ihrer Mutter an Bord. Anselmo wollte sich nicht helfen lassen und rutschte fast auf der glatten Bordwand ab. Wie Schiffbrüchige standen sie auf dem Rumpf und sahen sich unschlüssig um. Bar-Kleophas saß noch immer im Schlauchboot.
»Geht schon mal an Bord«, sagte Peter. »Ich komme gleich nach.«
Maria verstand nicht. »Und was ist mit Shimon?«
»Ich werde nicht mitkommen, Schwester Maria«, rief Bar-Kleophas ihr aus dem Schlauchboot zu.
»Nein, nicht auch noch Sie!«, rief sie wütend. »Niemand bleibt zurück!«
Bar-Kleophas lachte. »Und wer bringt dann das Schlauchboot zurück?«
»Maria …« Peter berührte sie am Arm, doch sie schüttelte ihn brüsk ab.
»Scheiß auf das Schlauchboot!«, rief sie Bar-Kleophas zu. »Jetzt kommen Sie schon rüber!«
Bar-Kleophas schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich habe Peter bereits mein Amulett gegeben. Hören Sie mir zu, Schwester! Ich bin über zweitausend Jahre alt. Meine Zeit ist abgelaufen, und glauben Sie mir, bei Gott, ich bin froh! Ich will aber in meiner Heimat sterben. Nicht in einem U-Boot, in Rom oder sonst wo. Ich will nach Hause, verstehen Sie das?«
Natürlich verstand sie.
»Ich werde den Orden vom Heiligen Schwert kontaktieren«, fuhr Bar-Kleophas fort. »Sobald Anselmo das Signal gibt, dass Sie angekommen sind, wird man Sie abholen.«
Peter warf ihm die Bootsleine herüber.
»Retten Sie uns alle, Schwester Maria!«, rief Bar-Kleophas. »Verkünden Sie die Hoffnung. Gott schütze Sie.«
Der Alte winkte, während er das kleine Boot wendete und zügig Gas gab. Ehe Maria ihm noch etwas nachrufen konnte, entfernte sich das Schlauchboot bereits röhrend von der Hikari . Bar-Kleophas wandte sich nicht mehr um.
Maria spürte, wie Peter ihre Hand ergriff.
»Komm mit runter, Maria.«
Maria zog die Nase hoch wie ein Kind, wischte sich die Tränen aus den Augen und sah Peter an.
»Dieses Abschiednehmen muss aufhören. Ich will niemanden mehr verlieren. Weder dich noch sonst irgendwen, den ich liebe. Versprich mir das.«
Innen war die Hikari kleiner, als Maria angenommen hatte. Die Einstiegsluke führte in einen schmalen Gang, der sich fast über die gesamte Länge des Bootes erstreckte. Maria musste den Kopf einziehen, als sie Peter zum Bug folgte. Hinter den Metallverkleidungen links und rechts des Ganges und auch darunter erstreckten sich die Maschinenräume, von denen Maria jedoch nichts weiter sah als kleine Kontrolltafeln mit Touchscreens. Im vorderen Teil des Bootes gab es zwei Kabinen mit Bädern und jeweils zwei Schlafplätzen, eine Bordküche und einen kleinen Aufenthaltsraum. Die ganze Einrichtung wirkte nüchtern, ohne jeden Luxus, typisch für Nakashima. Yoko hatte sich bereits in die Krankenstation hinter den Kabinen zurückgezogen, die wie ein hochmoderner Operationssaal auf kleinstem Raum wirkte. Als Maria nach ihr sah, schnallte sie sich gerade auf dem OP-Tisch fest.
»Nur zum Start«, erklärte sie hustend. »Keine Sorge, Anselmo kriegt das schon hin mit der Steuerung. Es ist … kinderleicht.«
Maria versprach, später wiederzukommen, und folgte Peter weiter zur Kommandobrücke im Bug. Auch hier glich die Hikari in nichts den U-Booten, die Maria aus Filmen kannte. Eher dem Cockpit eines Linienflugzeuges, mit
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