Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
Maria ins Gesicht, als sie aus der Luke auf den Rumpf der Hikari kletterte. Kein Stern erleuchtete die Nacht, die See war so rau und aufgewühlt, dass sie sich hinhocke und an der Luke festhalten musste, um nicht vom Rumpf abzurutschen.
»War das die Wettervorhersage für Süditalien?«, fragte ihre Mutter. Anselmo schüttelte den Kopf.
Sie hielten Ausschau nach dem Boot, das sie wie vereinbart abholen sollte, aber niemand erschien. Sie konnten noch nicht einmal die Küste erkennen.
»Hast du das Signal gesendet, Anselmo?«
»Natürlich!«
»Und du bist ganz sicher, dass wir vor Italien liegen?«
»Maria, nerv mich nicht!« Er klang verängstigt.
Der Regen ließ etwas nach, aber die Kälte drang durch bis auf die Knochen. Maria besorgte Decken für alle aus dem Schiff, danach scharten sie sich um die Luke und warteten einfach ab. Die Hoffnung, die alle nach Yokos Heilung ergriffen hatte, wich abgespannter Besorgnis. Sie sprachen nicht viel, aber Maria spürte, dass sich alle über das Wetter wunderten, das viel zu kalt für den italienischen Sommer war. Keines ihrer Handys hatte Empfang.
Peter stand am Bug und starrte angestrengt hinaus in die Nacht. »So nah vor der Küste müssten wir doch zumindest Positionslichter irgendwelcher Frachter oder Tanker sehen.«
Niemand antwortete. Maria zitterte vor Erschöpfung und Kälte. Yoko sah es, kletterte wieder ins Boot und kam wenig später mit einer Thermoskanne zurück, die sie herumreichte. Der heiße grüne Tee vertrieb zwar kurz die Kälte, nicht aber die Ungewissheit. Sie kamen überein, bis zum Morgengrauen zu warten, und dann mit der Hikari näher an die Küste heranzufahren. Schweigend und frierend kauerten sie auf dem Rumpf, bis Maria nach über zwei Stunden ein fernes Dröhnen hörte.
Peter richtete sich auf und deutete in Richtung Küste, wo ein Helikopter mit eingeschaltetem Suchscheinwerfer dicht unter der Wolkendecke auf sie zuflog. Aus der gleichen Richtung konnten sie nun auch die Positionslichter eines Bootes erkennen, das direkt auf ihre Position zuhielt. Maria nahm die Hand ihrer Mutter, wie früher, wenn sie sich fürchtete. Als der Hubschrauber sie erreichte, senkte er seinen Suchscheinwerfer auf die Hikari und schwebte auf der Stelle über der Position. Geführt von dem Scheinwerfer näherte sich das Boot. Erleichtert erkannte Maria zwei Mönche und eine Nonne an Bord. Einer der Mönche warf ein Seil herüber, das Peter an der Luke festmachte. Als das Boot sicher am Rumpf der Hikari lag, sah Maria, dass die Nonne sie unverwandt anstarrte, wie eine Erscheinung aus dem Jenseits.
»Sind Sie gesund, Schwester Maria?«, rief die Nonne vom Boot aus.
»Ja. Wir sind alle gesund.«
»Die Nonne kletterte aus dem Boot auf den Rumpf der Hikari und kniete vor Maria nieder. Sie weinte.
»Segne mich, Schwester. Und vergib mir, denn ich habe nicht mehr geglaubt, dass du noch kommst.«
Völlig irritiert zog Maria die Nonne wieder auf die Füße.
»Erklär mir bitte, was das soll, Schwester.«
»Wir haben deine Botschaft erhalten. Alle haben sie erhalten.«
Maria sah hinüber zu dem verblüfften Anselmo. »Das ging ja schnell.«
Einer der Mönche kletterte zu ihnen auf den Rumpf. Auch er schien kaum glauben zu können, dass sie alle noch lebten.
»Ich bin Bruder Benedikt vom Orden des Heiligen Schwertes. Wir freuen uns, Sie gesund und vollzählig anzutreffen.«
»Wir sind auch froh, dass Sie das Signal erhalten haben, Bruder Benedikt«, begrüßte ihn Peter. »Gab es irgendwelche Schwierigkeiten?«
Die Frage schien Bruder Benedikt zu überraschen.
»Ja. Sie kommen viel später als erwartet.«
Peter verstand nicht. »Was meinen Sie mit ›viel später‹? Noch schneller hätten wir uns kaum fortbewegen können.«
»Wir haben siebzehn Monate auf Ihr Signal gewartet«, sagte Bruder Benedikt. »Wir haben verzweifelt nach Ihnen gesucht, aber Sie waren spurlos verschwunden.«
Maria fing Peters Blick auf und wusste sofort, was er meinte. Den Ruck. Das Flackern der Instrumente. Das Aufleuchten der Amulette.
»Nakashima hat uns in eine Falle fahren lassen«, stöhnte Anselmo. »Ich hab’s gewusst.«
Maria wandte sich an die Nonne. »Welches Datum haben wir heute?«
»Den einundzwanzigsten Dezember zweitausendzwölf.«
»Oh, mein Gott! Und die Infektion? Ist sie …?«
Die Nonne nickte. »Die ganze Welt. Milliarden von Menschen sind gestorben. Oder schlimmer: wiederauferstanden. Ganze Metropolen wurden ausgelöscht. Aber dank dir, Schwester, gibt
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