Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
ihr auf die Bank setzte. Kaum saß er, zündete er sich eine Zigarette an. Nicht die erste an diesem Morgen, vermutete Maria.
»Ein wunderschöner Morgen, nicht wahr? Wenn es nach mir ginge, könnte ich den Rest meines Lebens in diesem Garten verbringen.«
»Was spricht dagegen?«
Don Luigi blies Rauch aus und sah hinauf in den makellosen Himmel über der Heiligen Stadt.
»Nicht viel. Nur, dass dieser Rest vermutlich in Tagen bemessen ist.«
»Sie sollten weniger rauchen und weniger schwarzsehen, Don Luigi.«
Er lächelte sie an. »Und beides liegt nicht in meiner Natur. Ich hoffe nur, dass mir noch genug Zeit bleibt, ein wenig von der ungeheuren Schuld abzutragen, die ich auf mich geladen habe. Also, wo stehen wir an diesem wunderschönen Morgen?«
»Ich habe Dr. Tanaka gebeten, den Zettel mit dem griechischen Text zu analysieren«, begann Maria ohne weitere Umstände. »Aber auch ein Team der besten Forensiker und Dechiffrierungsexperten konnte nichts finden. Das Blatt enthält keine verborgene Schrift, der Text ist identisch mit einer aktuellen griechischen Ausgabe des Neuen Testaments.«
»Sonst irgendwelche Spuren?«
»Fingerabdrücke von Panagiotis Kleopatros und DNA-Spuren, die noch ausgewertet werden.«
»Das ist nicht viel.«
»Nein. Wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben: das Buch meines Vaters mit diesem Textfragment, wasserdicht versteckt in einer Plastiktüte in einem Spülkasten.«
»Vielleicht eine bewusste falsche Fährte?«
Maria sah Don Luigi nur an. Der winkte sofort ab.
»In Ordnung. Also ein Hinweis. Bloß auf was?«
»Zunächst auf die Träger des Lichts«, sagte Maria. »Darauf lässt die Seite mit dem Doppelkreis schließen, in der der Text steckte. Da Kleopatros das Buch meines Vaters kannte, ist außerdem anzunehmen, dass er dem Orden vom Heiligen Schwert angehörte.«
»Habe ich heute Morgen überprüft«, sagte Don Luigi. »Negativ. Der Orden führt ihn nicht. Die sterblichen Überreste der Leiche weisen auch keine Schwerttätowierung auf.«
»Wie auch immer, ich bin sicher, dass Kleopatros nicht zu den Trägern des Lichts gehörte«, sagte sie mit Nachdruck.
»Okay, weiter.«
»Der Text aus dem Lukasevangelium. Was fällt uns auf?«
»Der Name Simon Kleopas.«
»Genau.« Sie nickte. »Ich glaube, das ist die Spur. Historikern zufolge muss Kleopas ein entfernter Verwandter von Jesus gewesen sein. Ein Onkel. Oder Cousin. Er begegnet dem Auferstandenen, erkennt ihn aber nicht sofort. Sie gehen ein Stück des Weges. Wohin?«
»Nach Emmaus.«
»Das liegt angeblich sechzig Stadien von Jerusalem entfernt. Ein griechisches Stadion entspricht etwa hundertneunzig Metern. Macht elfeinhalb Kilometer.« Maria breitete eine Straßenkarte auf ihren Knien aus, auf der sie bereits einen Kreis von etwa elf Kilometern um den Tempelberg herum gezogen hatte, und tippte auf einen kleinen Ort nordöstlich der Stadt.
»Abu Ghosh. Ein arabisches Dorf, das aber traditionell gute Beziehungen zu den jüdischen Nachbargemeinden hat. Nach jüdischer Überlieferung wurde dort die Bundeslade nach der Rückgabe durch die Philister untergebracht. Die Kreuzfahrer identifizierten den Ort mit dem biblischen Emmaus. Historiker sind sich da nicht ganz einig, aber der Ort ist tatsächlich fast neuntausend Jahre alt und die Entfernung stimmt.«
»Nicht schlecht, Schwester Maria!«, sagte Don Luigi anerkennend.
»Ja. Und diese väterliche Art können Sie sich schenken. Rauchen Sie noch eine und hören Sie einfach zu. Also. Abu Ghosh war im ersten Jahrhundert Standort der zehnten Legion, die im Jahr 72 die jüdische Festung Herodium eroberte und den Bar-Kochba-Aufstand niederschlug. Dieser zehnten Legion gehörte auch ein gewisser Marcus Pinarius Corvus an, der es bis zum Centurio brachte und dann nach Rom zurückkehrte, wo sich seine Spur verliert – bis sie vor wenigen Wochen unter dem Pantheon wieder auftauchte. Da sind Peter und ich nämlich auf seine verkohlte Leiche gestoßen. Er hielt das Amulett mit dem Spiralsymbol in der Hand, und in seiner Nähe haben wir eine alte Mayahandschrift gefunden.«
Don Luigi kam nicht dazu, seine Zigarette anzuzünden. Er pfiff beeindruckt durch die Zähne. »Jetzt bin ich auf Ihre Schlussfolgerung gespannt, Schwester.«
»Gibt noch keine. Aber die Spur führt ja offensichtlich nach Abu Ghosh, und da werden wir uns jetzt gleich mal umsehen. Abu Ghosh ist nämlich für zwei Dinge berühmt …«
Don Luigi ließ die unangezündete Zigarette erneut sinken und
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