Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
aus dem Ort?«
»Ich wohne hier schon mein ganzes Leben.«
Maria nickte, als wisse sie das längst. »Und kommen Sie oft hierher? »
»Ja. Praktisch jeden Tag.«
»Aber Sie sind doch jüdisch.«
Der Alte lachte. »Na und? Dies war nicht immer eine katholische Kirche. Aber Sie, Schwester, Sie sind auch nicht nur zum Beten hier. Was tun Sie hier? Sie und dieser Priester da drüben bei Abu Shukri, der aussieht wie aus einem schlechten Mafiafilm. Was suchen Sie hier?«
Maria wandte sich dem Alten zu. Gebräuntes, runzeliges Gesicht. Aber es waren seine Augen, die sein wahres Alter verrieten. Lebendige, aber ungewöhnlich helle Augen, wie unter der Last einer Ewigkeit ausgeblichen.
»Ich suche Sie , Mr. Kohn.«
Der Alte seufzte.
»Sie müssen mich mit jemandem verwechseln.«
Maria schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.« Sie zog das Amulett aus der Tasche und reichte es dem Mann. Der Alte schwieg. Blickte Maria prüfend an, als versuche er sich zu erinnern, wo er sie schon einmal gesehen hatte. Schließlich überwand er sich seufzend, nahm das Amulett entgegen und betrachtete es wie einen verlorenen Gegenstand, der nach langer Zeit wieder zu ihm zurückkehrte.
»Sie sehen ihr ähnlich«, sagte er leise.
»Wem?«
»Maria. Meiner Mutter.«
Maria starrte ihn an. Der Alte lächelte jetzt breit. »Das war ein Kompliment, Schwester. Kein Grund, sich zu erschrecken.« Er reichte Maria das Amulett zurück. »Ich habe viele Namen gehabt in meinem Leben. Kohn heiße ich schon lange nicht mehr. Die Leute hier in Abu Ghosh nennen mich Shimon Bar-Kleophas. Der Sohn des Kleophas. Aber auch das stimmt nicht. Denn mein wahrer Name ist Shimon Bar Rabban. Der Sohn von Yeshua Bar Rabban.«
XXVI
24. August 2013, Athos, Griechenland
T raue niemandem.
Hatte sie gesagt. Sie hatte es schließlich gesagt.
Das Rot wich der Dunkelheit. In der Dunkelheit war Leben, Bewegung, Räuspern und Nervosität. Aber in der Dunkelheit war auch Schmerz, der in wilden Stößen durch seinen Kopf pumpte, und aus dem Zentrum dieses Schmerzes sickerte etwas Feuchtes, rann seine Schläfe hinab und weiter in seinen Nacken. Seine Zunge ein geschwollener Klumpen, der Geschmack von Erde und Metall.
Peter versuchte, sich zu bewegen, musste aber feststellen, dass er an Armen und Beinen gefesselt war. Als er an seinen Fesseln ruckte, stieß er gegen Nikolas, der neben ihm aufstöhnte. Das beendete die Bewegung und das Räuspern im Dunkeln. Jemand stieß ihn mit einem Knüppel in die Seite.
»Wer seid?«, fragte Bruder Spyridon aus dem Dunkel der Höhle auf Deutsch. Peter konnte jetzt sein Gesicht erkennen, schwach beleuchtet von einigen Kerzen am Boden. Bruder Spyridon stieß ihn erneut mit dem Olivenholzknüppel in die Seite. »Wer seid?«
Was soll die Frage?
Der Kopfschmerz ließ kaum einen klaren Gedanken zu. »Das wissen Sie doch«, ächzte Peter ungehalten. »Sie haben doch unsere Papiere gesehen.«
»Papiere Dreck. Wer seid?«
»Ach, leck mich.«
Er hatte keine Lust mehr. Überhaupt keine Lust mehr. Sollte er ihn doch niederknüppeln. Umso eher würde er wieder bei Maya sein.
»Wir brauchen Ihre Hilfe, Laurenz«, hörte er jetzt die Stimme seines Bruders neben sich. »Sie sind doch Laurenz, nicht wahr? Beziehungsweise Bruder Kleophas.«
Peter richtete sich etwas auf.
Traue niemandem.
Der Mönch schwieg.
»Es geht um Ihr Buch und alles, was damit zusammenhängt«, fuhr Nikolas fort. »Ich glaube, Sie wissen schon, was ich meine. Sonst hätten Sie sich hier nicht versteckt.«
Der Mönch stieß Nikolas mit dem Knüppel in die Seite.
»Schweig!«, rief er jetzt mit überraschend klarer Stimme und dann weiter in bestem Deutsch: »Ich weiß, wer ihr seid. Ich habe immer gewusst, dass ihr eines Tages kommen würdet. Ihr seid die Brüder des Todes.«
In diesem Augenblick hatte Peter genug. Er hatte einfach die Schnauze voll von Symbolen, apokalyptischen Visionen, Andeutungen, Hitze, Höhlen, Mönchen und Todesdrohungen.
»Blödsinn, Alter!«, herrschte er den Mönch an, bei dem es sich offenbar wirklich um Franz Laurenz handelte. »Wenn das so wäre, wärst du längst tot. Oder wir. Aber nein, wir sind zusammen hier in diesem Drecksloch und spielen lustige Ratespiele. Also entweder bindest du uns jetzt los und wir fangen endlich an, vernünftig miteinander zu reden, oder …«
»Oder?« Kleophas’ Stimme klang jetzt belustigt.
»Leck mich. Nichts oder. Mach uns los, verdammt noch mal!«
Er wollte weiterfluchen. Aber Nikolas
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