Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
vor, eine Ewigkeit, wie ihm schien. Bis jemand seine Hände packte und ihn aus dem Schacht in eine etwas größere Kammer zog.
Peter sank gleich wieder auf die Knie und übergab sich.
»Ganz ruhig!«, zischte Kleophas und entzündete eine Kerze. »Das war erst der Anfang. Aber so eng wird es auch nicht mehr.«
Sie warteten auf Nikolas, der sich kurz hinter Peter aus dem Schacht herauswand. Dann leuchtete Kleophas mit der Kerze in einen Winkel der Kammer. Peter konnte einen gewundenen natürlichen Gang erkennen. Ein Luftzug ließ die Kerze flackern.
»Bleibt dicht hinter mir. Wir müssen uns beeilen.«
»Wohin führt dieser Gang?«, wollte Nikolas wissen.
»Es ist ein ganzes System von Gängen«, korrigierte Kleophas. »Unterirdische Flussläufe. Im Winter würden wir hier absaufen.«
»Und Sie kennen den Weg.«
»Mehr oder weniger.«
Peter fluchte. Kleophas ging wieder vor, führte sie durch Dunkelheit und Enge, gefühlt stundenlang. Manchmal erweiterten sich die Höhlengänge zu riesigen Kavernen und Domen. Dann wieder mussten sie sich durch Spalten zwischen Felsblöcken zwängen. Durch die Anstrengung und das Adrenalin hielt sich Peters Platzangst so weit in Grenzen, dass er Schritt halten konnte und sich nicht mehr übergeben musste. Kleophas schien den Weg genau zu kennen und drängte zur Eile. Wenn sie kurz verschnauften, horchte Peter in das Dunkel, das sie hinter sich gelassen hatten, aber von ihren Verfolgern war nichts zu hören.
»Sie sind da«, versicherte Kleophas jedoch. »Sie folgen uns bereits, glaubt mir. Los, weiter!«
»Das heißt, Sie wissen, wer die sind?«, fragte Peter.
»Aber natürlich. Ihr seid nicht die einzigen, die Visionen haben. Ich habe dreißig Jahre darauf gewartet, dass sie mich eines Tages finden würden. Nun, wie es aussieht, habt ihr sie auf meine Spur gelockt.«
»Und was wollen die von Ihnen?«, fragte Nikolas.
Kleophas sah Nikolas im Schein der Kerze an. »Den Schlüssel natürlich.«
Ohne auf Peters Nachfrage zu reagieren, eilte er weiter durch das Höhlenlabyrinth. Immerhin schien er tatsächlich genau zu wissen, welchen Weg er nehmen musste. Bis ein fahler Lichtschein die Dunkelheit verdünnte. Peter hörte Meeresrauschen. Der Gang führte hinauf in eine offene Höhle im Fels, groß genug, um sich darin aufrichten und direkt in den aufgegangenen Vollmond blicken zu können. Als Peter an den Rand der Höhle trat, sah er tief unter sich das Meer.
»An der Seite gibt es einen schmalen Pfad«, erklärte Kleophas. »Er führt direkt runter zum Meer.«
»Und dann?«
»Warten wir.«
»Worauf?«
»Auf das Boot.«
Weitere Auskünfte gab er auch diesmal wieder nicht, sondern begann nach einer kurzen Verschnaufpause mit dem Abstieg. Er bewegte sich behände und geschickt, als habe er sein Leben lang nichts anderes getan, als in den Höhlen und Klippen des Athos herumzuklettern. Peter und Nikolas folgten ihm, bis sie einen kleinen Felsvorsprung in der Brandung erreichten. Die vorgelagerten Felsen bildeten hier eine kleine Bucht in der Gischt, breit genug, um mit einer kleinen Barkasse anzulegen.
»Gebt mir ein Handy!«, verlangte Kleophas, und Nikolas reichte ihm sein Telefon. Kleophas wählte eine Nummer und sprach dann leise auf Griechisch mit jemandem.
»In einer Stunde werden wir abgeholt«, sagte er, als er Nikolas das Handy zurückreichte.
»Dann können Sie uns solange vielleicht erklären, welchen Schlüssel Sie vorhin meinten«, sagte Nikolas.
Bruder Kleophas blickte die beiden Brüder an, und zog schließlich einen kleinen, in Lappen eingewickelten Gegenstand aus seinem Stoffbeutel, den er sorgsam auspackte wie etwas Heiliges. Peter sah, dass es sich dabei um mehrfach gefaltete Metallblätter handelte. Die einzelnen Blätter glänzten golden in der Morgensonne und bildeten im entfalteten Zustand ein längliches, viereckiges Blatt mit sechsundfünfzig regelmäßigen Quadraten und eingeprägten Zeichen und Symbolen.
»Ich habe ihn vor vielen Jahren im Heiligen Land gefunden, nachdem mich meine Studien der Symbole, die bis dahin mehr eine Art Hobby gewesen waren, zu ihm geführt hatten«, erklärte Kleophas. »Vielleicht hätte ich ihn nie mitnehmen sollen. Aber ich hatte damals meine erste Vision, und ein Engelswesen befahl mir, den Schlüssel an mich zu nehmen, und ihn zu verwahren, bis zwei Brüder kommen würden, denen ich den Schlüssel übergeben sollte. Allerdings warnte mich das Wesen mit dem Echsenkopf, dass die Mächte des Lichts mich verfolgen
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