Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
dem Hemdkragen. »Na, zeigen Sie schon her.«
Rahel wandte sich kurz um und warf einen Blick durch das gut gefüllte Café. Niemand schien ihnen jedoch größere Beachtung zu schenken. Entschlossen klappte sie die Mappe vor Rabbi Spitzer auf und sah zu, wie der Rabbiner ein Bild nach dem anderen durchsah. Und sie sah die Veränderung in seinem Gesicht. Bei den ersten Bildern wirkte er noch verstimmt über die Unterbrechung beim Essen, dann jedoch wirkte er verblüfft, als ob er etwas in den Bildern wiedererkannte. Aus der Verblüffung wurde Bestürzung, als er das blaue Amulett in der Mappe fand. Und mit jedem weiteren Bild erkannte Rahel wachsenden Schrecken in seinem Gesicht. Als er die Mappe nach dem letzten Bild zuschlug, war er vollkommen blass.
»Was sagen Sie?«, fragte Rahel ängstlich.
»Ich glaube nicht, dass Sie verrückt sind, Rahel«, sagte der Rabbiner tonlos. »Ich fürchte, alles ist sehr viel schlimmer.«
Rahel zitterte am ganzen Körper. Als hätte man eine ungeheure Last von ihr genommen, nur um ihr umgehend eine noch größere aufzubürden.
»Was meinen Sie damit?«
»Ich erkenne ein paar Dinge in Ihren Bildern wieder.« Der Rabbi trank einen Schluck von seinem Tee. Rahel sah, dass auch seine Hand dabei zitterte. Dann griff er in seine Jackentasche und zog ein Handy heraus. Er blätterte die Mappe erneut durch und machte Fotos von einigen Bildern und von dem Amulett. Schließlich wählte er eine Nummer.
»Spitzer«, sagte er nur, als am anderen Ende der Leitung abgenommen wurde. »Wer spricht da? … Himmel, ich weiß, wessen Nummer das ist, ich hab ja schließlich angerufen! Geben Sie mir Chaim Kaplan. Sagen Sie ihm, es ist Ari Spitzer.«
Ungehalten wartete er, bis sein Gesprächspartner wechselte.
»Chaim? Ari hier. Ich habe etwas, dass du dir unbedingt ansehen musst. Neben mir sitzt eine junge Dame, die einige Bilder gemalt hat, die dich interessieren dürften. Ich schicke dir jetzt ein paar Fotos auf dein Handy. Ruf mich sofort zurück, ja? … Chaim, mein Freund – hältst du mich für meschugge? … Na, sieh dir die Bilder an, dann wirst du schon verstehen.«
Er legte auf und schickte die Fotos, die er zuvor gemacht hatte, an seinen Gesprächspartner.
»Mit wem haben Sie gesprochen?«, fragte Rahel.
»Mit dem Großrabbiner von Jerusalem.«
»Warum?«
»Weil er wissen wird, was zu tun ist.«
Kurz nachdem Spitzer die Fotos verschickt hatte, klingelte sein Handy. Spitzer nahm ab und hörte seinem Gesprächspartner eine Weile nur zu.
»Nein, es war reiner Zufall. Die junge Dame hat sich an mich gewandt. Also, was soll ich tun? … In Ordnung, wir sind auf dem Weg.«
Er legte auf und erhob sich. »Der Großrabbiner erwartet uns.«
Rahel rührte sich nicht. »Was soll ich da?«
Rabbi Spitzer blickte sie ernst an. »Sie wissen doch, was in den vergangenen Wochen passiert ist, oder? Der Rücktritt des Papstes, der zerstörte Petersdom, der Brand im Kölner Dom, der neue Papst ein Mörder – das alles hängt zusammen. Ich weiß nicht, wie, aber der Großrabbiner hat einige Rabbis kürzlich gebeten, auf bestimmte Zeichen zu achten. Unter anderem auf blaue Amulette mit eingeritzten Symbolen. Zufällig sind wir seit vielen Jahren befreundet. Und heute kommen Sie zu mir, und in Ihren Bildern tauchen alle Zeichen auf, von denen der Großrabbiner gesprochen hat. Ich habe keine Ahnung, was das alles bedeutet, aber der Großrabbiner glaubt, dass Sie in großer Gefahr sind. Glauben Sie das auch?«
Rahel nickte.
»Würden Sie außerdem gerne verstehen, was Sie da gemalt haben?«
Rahel nickte erneut. Rabbi Spitzer reichte ihr die Hand. »Na, dann kommen Sie!«
Wie betäubt griff Rahel sich die Mappe und ließ sich von Spitzer aus dem Café ziehen. Sie bekam kaum mit, dass der Rabbi ein wartendes Taxi auf der anderen Straßenseite entdeckte und sie hastig auf den Rücksitz bugsierte. Er selbst setzte sich neben den Fahrer.
»Heichal Shlomo«, sagte er zu dem jungen palästinensischen Fahrer. »Aber schnell, mein Junge.«
Der Heichal Shlomo, » Salomons Palast «, lag neben der Großen Synagoge in der King Georg Street und war der Sitz des aschkenasischen Großrabbiners von Jerusalem. Eine kurze Fahrt. Rahel starrte nach vorne durch die verschmierte Windschutzscheibe, als das Taxi sich durch den dichten Verkehr lavierte.
»Haben Sie etwas auf den Bildern erkannt?«, fragte sie den Rabbiner.
»Nicht viel. Dieses Dorf auf den ersten Bildern zum Beispiel – Abu Ghosh.«
»Sagt
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