Apocalypsis 3.08 (DEU): Orixàs. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
wandelt in der Materie! Denn siehe, ich werde herabkommen in die Welt der Sterblichen wegen meines Teiles, der an jenem Ort ist von dem Tag an, an dem die arglose Sophia überwältigt wurde, die, die herabkam, damit ich das Ziel der Archonten vereitle, das der, der durch sie in Erscheinung getreten war, festgesetzt hatte.«
Und alle gerieten in Verwirrung, jeder, der wohnt im Hause des unwissenden Lichtes, und der Abgrund erbebte.
Und der Archigenetor der Unwissenheit herrschte über das Chaos und die Unterwelt, und er schuf einen Menschen nach meinem Bild. Aber er wusste weder, dass dieser ihm zum Gericht der Vernichtung werden würde, noch erkannte er die Kraft, die im Menschen ist.
»Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
Franz Laurenz saß im Schatten vor seiner Pension in der Rua Maciel de Baixo und blickte von der Fotokopie des alten Pergaments auf. Die tropische Hitze setzte ihm zu, am Horizont zogen sich die ersten Gewitterwolken zu einer schwarzen Wand zusammen, und vor ihm im Gegenlicht stand eine Frau um die dreißig, also etwas jünger als er selbst. Sie trug Jeans und eine weiße Bluse, die dunklen Haare kurz geschnitten. Sie sprach Deutsch. Sie wirkte selbstbewusst und neugierig. Was ihm jedoch sofort und mehr als alles andere auffiel waren ihren leuchtend grünen Augen, die ihn bis auf den Grund seiner Seele zu durchdringen schienen. Für einen Moment verschlug es Franz Laurenz die Sprache.
»Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht stören.« Die Frau wandte sich wieder ab.
»Nein, bitte!«, hielt Laurenz sie zurück. »Setzen Sie sich! Ich bitte Sie.«
Hastig räumte er seine Papiere zusammen und bedeutete dem Wirt drinnen, dass er seinen Teller abräumen möge. Das ›São Felipe‹ war gleichzeitig auch das einzige Lokal in der Straße. Laurenz vermutete jedoch, dass das nicht mehr lange so bleiben würde. Noch galt der historische Stadtteil Pelourinho mit seinen gut erhaltenen bunten Häusern als Geheimtipp unter amerikanischen Travelern und deutschen Studienreisenden. Aber wenn die Militärs die Macht im Land erst vollständig abgegeben hatten, würde der Tourismus auch hier so richtig boomen.
Die junge Frau setzte sich zu ihm auf den einzig freien Plastikstuhl und bestellte sich auf Portugiesisch eine Cola. »Furchtbare Hitze wieder«, sagte sie lächelnd, obwohl ihr die Hitze nicht das Geringste auszumachen schien. Überhaupt wirkte sie auf Laurenz so, als ob sie nichts und niemand erschüttern konnte. Nicht einmal die Apokalypse.
»Woran haben Sie erkannt, dass ich Deutscher bin?«, fragte Laurenz.
Sie deutete auf den kleinen Reiseführer neben seinen Papieren. Laurenz lächelte sie an und reichte ihr die Hand über den Tisch. »Entschuldigen Sie - Franz Laurenz.«
Sie ergriff die Hand. Ihr Händedruck war erstaunlich fest. Sie ließ seine Hand auch nicht los.
»Sophia Eichner.«
»Ach, Sie sind Dr. Eichner!«, entfuhr es Laurenz. Die Presseabteilung von ›Ärzte ohne Grenzen‹ hatte ihm nur gesagt, dass Dr. Eichner bereit sei, sich mit ihm zu treffen und ihm gegebenenfalls bei seinen Nachforschungen zu unterstützen. Laurenz hatte einen Mann erwartet. Er bereute seinen Satz sofort, denn ihrer spöttischen Miene nach vermutete er, dass die Ärztin ihn nun für einen zölibatsgestörten Idioten hielt. Oder schlimmer, für einen frauenfeindlichen Dinosaurier, der sich Frauen mit Doktortiteln einfach nicht vorstellen konnte.
»Tut mir leid«, platzte er heraus, ließ ihre Hand aber immer noch nicht los.
»Was tut Ihnen leid?«
»Dass ich ein Vollidiot bin.«
Sie ließ seine Hand los. »Sie haben schöne Hände.«
Sie sagte es ganz sachlich, wie eine anatomische Tatsache, aber Laurenz kam sich vor wie damals vor seiner ersten Verabredung. Dr. Eichner deutete auf seine Papiere. »Was lesen Sie da?«
»Einen Auszug aus dem Nag-Hammadi-Codex. Das ist eine Sammlung …«
»… gnostischer Schriften, die in den Vierzigerjahren in einem arabischen Dorf gefunden wurden. Was interessiert Sie daran? Machen Sie sich als Priester damit nicht irgendwie der Häresie verdächtig?«
Laurenz ignorierte ihren Spott und zeigte ihr den Text, den er zuvor gelesen hatte. »Hier, zum Beispiel, geht es um die Bedrohung der Welt durch einen satanischen Dämon. Der Engel Eleleth fordert den Dämon Jaldabaoth heraus, der zuvor den Menschen die Epinoia des Lichtes geraubt hatte, also vereinfacht gesagt, die Fähigkeit des klaren Denkens. Jaldabaoth ist ein löwenköpfiger Dämon, der vermutlich auf die
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