Apocalypsis Collector's Pack Deutsch - Webnovel: Apocalypsis Collector's Pack Deutsch
hinabstiegen in eine bodenlose Tiefe. Die Stirnlampen halfen nicht viel, denn das bisschen Licht wurde von den Wänden und der stinkenden, dichten Luft völlig aufgefressen. Die beiden Männer sprachen Gebete, während sie tiefer und tiefer in den Tuffstein unter dem Vatikan vordrangen. Johannes Paul III. fragte sich, welche Kultur diesen Gang vor Urzeiten angelegt haben mochte. Im schwachen Schein der Lampen wurden furchtbare Zeichnungen und eingeritzte unbekannte Schriften, die nicht von Menschenhand zu stammen schienen, an den Wänden sichtbar. Und immer noch war kein Ende der Treppe abzusehen.
Der Papst verlor jegliches Zeitgefühl. Er hätte nicht gewusst, ob sie schon Stunden oder nur Minuten abwärts stiegen, als die Treppe plötzlich auf sandigem Grund endete. Sie standen jetzt in einer großen, felsigen Halle, die von den Lampen kaum erhellt wurde, und Johannes Paul III. wusste sofort, dass dies der Ort war. Der Ort, der ewig verschlossen bleiben sollte, versiegelt von einem uralten Amulett.
»Es ist warm!«, sagte der Papst. »Wie tief, schätzen Sie, sind wir hier?«
»Fragen Sie mich was Leichteres«, knurrte Don Luigi. »Vor allem würde ich gerne wissen, woher dieser bestialische Gestank kommt!«
»Sehen Sie das, Pater?«, rief der Papst und deutete auf die Wand der Felsenhalle, die bedeckt war mit Ornamenten, urzeitlichen Symbolen, die der Papst von seinen früheren Forschungen her kannte, und Abbildungen rätselhafter Wesen, die ihn an keine bekannte Lebensform erinnerten. Abbildungen, die eine uralte Angst auslösten, dass die dort abgebildeten Wesen keine Ausgeburten der Fantasie waren, sondern Wesen, die wirklich existiert und sich ins kollektive Unterbewusstsein der Menschheit eingebrannt hatten. Zwischen den Zeichnungen tauchten immer wieder Augen mit viereckigen Pupillen auf. In regelmäßigen Abständen waren grobe Nischen in den Fels gehauen worden, in denen schlichte Steinkrüge standen.
»Lassen Sie das, Heiliger Vater!«, rief Don Luigi scharf, als sich der Papst eines der Gefäße näher ansehen wollte. »Nichts anfassen!«
Er deutete auf etwas, dass er in der Mitte der Halle entdeckt hatte. »Sehen Sie!«
Im Licht der Stirnlampen erkannte der Papst einen gedrungenen und oben abgeflachten Fels. Wie eine Art Altar, bedeckt mit jenen rätselhaften, scheußlichen Zeichen. Die Quelle des Gestanks. Auf diesem Stein, das wusste der Papst sofort, hatte ES auf den Moment seiner Befreiung gewartet. Sein Symbol prangte eingeritzt und groß auf die Oberseite des Steins. Das uralte Symbol für Licht. Das Zeichen des Lichtbringers. Das Zeichen Satans.
»Was glauben Sie, Pater, ist das hier?«, fragte der Papst, obwohl er die Antwort bereits ahnte.
Don Luigi zögerte. Doch dann sagte er so bestimmt wie ein Klempner, der die Ursache für einen Rohrverschluss gefunden hatte: »Die Pforte zur Hölle, Heiliger Vater.«
Johannes Paul III. nickte nur, denn Don Luigi bestätigte seine Vermutung.
»Aber wo sind dann die Teufel und Dämonen?«
Don Luigi seufzte vernehmlich. »Wie es aussieht, Heiliger Vater, sind sie längst in der Welt!«
LII
15. Mai 2011, Poveglia, Lagune von Venedig
E rst nach achtzehn qualvollen Monaten verrauchte der Zorn Gottes, nachdem er fast fünfzigtausend Opfer gefordert hatte. Keine europäische Stadt des frühen 17. Jahrhunderts war besser auf die Pest vorbereitet als Venedig mit seinen strikten Hygienevorschriften, einer funktionierenden Gesundheitsbehörde und den ersten Quarantänestationen der Welt. Und dennoch kam es 1630 zur Katastrophe. Eingeschleppt vom Gefolge des Herzogs von Mantua wütete innerhalb weniger Wochen der Schwarze Tod in den Gassen und Kanälen der Lagunenstadt. Über Monate lastete der Verwesungsgestank in der Luft, vermischt mit dem beißenden Rauch der Krematorien, die mit dem Verbrennen der Leichen nicht mehr hinterherkamen. Die meisten Leichen wurden nur noch mit Kalk und Erde bedeckt, damit die Hunde sie nicht fraßen. Doctores mit grotesken Schnabelmasken – gestopft mit Kräutern gegen die tödlichen Miasmen – ließen die wenigen zur Ader, die es sich noch leisten konnten. Wer die Möglichkeit hatte, floh aus der Stadt. Täglich starben über fünfhundert Menschen. Das öffentliche Leben kam zum Erliegen, Wirtschaft und Handel brachen zusammen, die Preise für Brot und Wein explodierten. Plündererbanden durchstreiften die Stadt und warfen auch die noch Lebenden auf die Leichenkarren, nachdem sie sie beraubt hatten. Ob Bettler
Weitere Kostenlose Bücher