Apocalypsis Collector's Pack Deutsch - Webnovel: Apocalypsis Collector's Pack Deutsch
erwiderte Johannes Paul III. »Aber diese privaten Ausflüge sind für mich zeitlich leider sehr begrenzt.«
»Ich verstehe. Sie müssen zurück in ihr prunkvolles Gefängnis, bevor Ihr Hofstaat etwas merkt.«
»Genau. Also schlage ich vor, zumal wir Männer im gleichen Alter sind, die sich wohl nichts mehr vormachen müssen, dass wir gleich zum Punkt kommen. Nakashima San – was wollen Sie von mir?«
Der Japaner stellte seine Teetasse ab und sah den Papst mit harten Augen an.
»Ich will Ihnen helfen. Ihnen, der Kirche, dem Vatikan.«
Keine Antwort hätte Johannes Paul III. mehr überraschen können als diese.
»Helfen inwiefern?«
Nakashima räusperte sich.
»Wie Sie sicher wissen, bin ich überzeugter Atheist. Ich bin es wirklich. Ich glaube weder an einen Gott noch an irgendeine Art von Schöpfung, noch an Karma oder Wiedergeburt. Religionen haben mir nie etwas was bedeutet. Im Gegenteil halte ich sie für die größten Bedrohungen der Menschheit. Ein uraltes Virus, an dem die Menschheit seit Jahrtausenden leidet und an dem sie irgendwann zugrunde gehen wird.«
»Ist das nicht eine gefährlich selbstherrliche Haltung? Anzunehmen, dass die ganze Welt an einem Virus leidet, außer Ihnen und ein paar wenigen anderen?«
»Mag sein. Aber jeder hat seine Überzeugungen, für die er eintreten muss.«
»Und welche Überzeugungen sind das? Woran glauben Sie , Nakashima San?«
»Wohlstand«, erwiderte der Milliardär schlicht und trank wieder von dem Tee. »Ich glaube an Wohlstand. Wohlstand bedeutet Gesundheit und Sicherheit. Das ist es, was die Menschen wirklich wollen. Das Glück. Ohne Wohlstand kein Glück.«
»Glück gleich Wohlstand? Das ist die Formel?«
»Ja. Und jetzt erzählen Sie mir bloß nichts vom Glück in Armut. Nicht Sie.«
Johannes Paul III. dachte nach.
»Und dennoch wollen Sie der Kirche helfen. Ich frage mich: Braucht die Kirche überhaupt Ihre Hilfe?«
Nakashima lehnte sich zurück. »Das liegt bei Ihnen.«
Der Papst sah seinen Gast nachdenklich an. Das Schweigen zwischen den beiden Männern wuchs aus dem Boden und hüllte sie ein wie ein undurchdringlicher Kokon. Bis Nakashima sich brüsk aus seinem Sessel erhob.
»Ich denke, ich sollte jetzt gehen. Ihre Pflichten rufen Sie. Danke für den Tee.«
»Warten Sie!«, hielt ihn der Papst zurück. Nakashima setzte sich wieder.
»Die Welt steht am Abgrund«, begann Johannes Paul III. schließlich wieder. »Kriege, Seuchen und Hunger überziehen zwei Drittel der Menschheit, während der Rest davon profitiert und in scheinbarem Wohlstand lebt. Aber auch dieser Wohlstand ist trügerisch. Die globale Finanzkrise hat alles durcheinandergewirbelt. Und jetzt trifft es auch die katholische Kirche. Die Zahlen sind alarmierend. Auf dem Finanzmarkt tobt ein erbarmungsloser Krieg. Die Vatikanbank steht enorm unter Druck. Irgendjemand greift uns massiv an, und wir sind machtlos. Wenn das so weitergeht, sind wir in einem Jahr bankrott. Ich dachte erst, dass Sie das sind und habe vorsichtige Erkundigungen eingeholt. Allerdings ohne befriedigende Antwort. Und jetzt erscheinen Sie wie aus dem Nichts und bieten Ihre ›Hilfe‹ an. Sie werden verzeihen, aber auf mich wirkt das wie eine Aufforderung zur Kapitulation.«
»Nein«, erklärte Nakashima und schien fast geschmeichelt. »Aber auch ich beobachte seit geraumer Zeit beunruhigende Entwicklungen auf dem internationalen Finanzmarkt. Eine bislang unbekannte Gruppe ist dabei, die Machtverhältnisse in der Welt massiv zu verschieben. Ich hatte zunächst verschiedene Regierungen und auch den Vatikan in Verdacht. Aber tatsächlich scheint der Vatikan das Hauptziel dieser Gruppe zu sein. Kurz: Irgendjemand ist dabei, den Vatikan finanziell zu ruinieren.«
»Das stimmt«, seufzte Johannes Paul III. »Aber wäre das nicht genau in Ihrem Interesse?«
Nakashima faltete seine feingliedrigen Hände. »Natürlich ist mein langfristiges Ziel die Auflösung der Kirche – wie auch sämtlicher anderer Religionen. Aber ich bin nicht naiv. Ich weiß, dass dies ein Prozess ist, der sich über Jahrhunderte hinziehen kann. Ein plötzlicher Bankrott des Vatikans, wie er sich derzeit andeutet, bedroht jedoch die Stabilität der gesamten Welt. Das kann ich nicht zulassen. Nur Stabilität garantiert globales wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand. Und damit meine ich Wohlstand für alle Menschen. Daher biete ich Ihnen eine Kooperation an. Eine begrenzte Kooperation gegen einen gemeinsamen Feind.«
Johannes Paul III.
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