Apocalypsis Collector's Pack Deutsch - Webnovel: Apocalypsis Collector's Pack Deutsch
schwarzen Anzug sah sich um. Seine Augen schienen immer in Bewegung zu sein und alles um sich herum aufzunehmen. Er war deutlich kleiner als der Papst und wirkte neben dem Deutschen fast zerbrechlich. Doch Johannes Paul III. wusste, dass dieser Eindruck täuschte.
»Eine schöne Wohnung. Kommen Sie oft hierher?«
»Leider viel zu selten. Ein Papst hat kein Privatleben. Aber von Zeit zu Zeit gönne ich mir diese kleinen Fluchten in die Normalität. Auch wenn das natürlich nur eine Illusion ist.«
»Wir alle brauchen unsere kleinen Illusionen«, bemerkte sein Gast diplomatisch. »Solange wir uns nicht täuschen lassen.«
»Und welchen Illusionen geben Sie sich manchmal hin?«, fragte Johannes Paul III. zurück.
Der Japaner im schwarzen Anzug lächelte dünn. »Dass ein Mann wie ich Freunde haben kann.«
Der Papst sah den Japaner ernst an. »Der Aufrichtige ist nie ohne Freunde.«
»Woher wollen Sie wissen, ob ich aufrichtig bin?«
»Ich weiß es auch nicht. Ich bin gerade erst dabei, das herauszufinden.«
Der Papst trug das Tablett mit der Teekanne und den Tassen in das Wohnzimmer seiner kleinen, geheimen Wohnung in der Via Palermo und bat seinen Gast, Platz zu nehmen. Vor einer Woche hatte das Büro von Takeru Nakashima überraschend um eine Privataudienz für den japanischen Milliardär angefragt. Normalerweise wurden derartige Anfragen vom Büro des Papstes mit einem freundlichen Brief abgelehnt, denn Johannes Paul III. hatte zu Beginn seiner Amtszeit deutlich gemacht, dass er nicht gedachte, jeden Audienzwunsch von Politikern oder Industriellen umgehend zu erfüllen, ganz egal, wie mächtig oder reich sie waren.
Die Anfrage von Nakashima hatte ihn jedoch interessiert. Er hatte selbst schon überlegt, Kontakt zu dem öffentlichkeitsscheuen japanischen Milliardär aufzunehmen, von dem es kein aktuelles Foto gab und keinerlei Informationen über seine Familienverhältnisse. Johannes Paul III. wusste nur, dass der Japaner etwa so alt war wie er selbst. Wie Laurenz stammte auch Nakashima aus kleinen Verhältnissen, hatte es aber mit Intelligenz und Führungswillen zum Milliardär gebracht. Sein Konzern Nakashima-Industries kochte Stahl, baute Autos, entwickelte Hightech und Medikamente. Vor wenigen Jahren hatte er außerdem die Nakashima-Group gegründet, die am internationalen Finanzmarkt operierte und weltweit hochwertige Immobilien und Luxushotels besaß. Zwar belegte Takeru Nakashima mit einem Vermögen von geschätzten fünfundzwanzig Milliarden Dollar »nur« Platz elf auf der Liste der reichsten Menschen der Welt, galt aber als enorm aggressiv und expansionshungrig. Und er galt als überzeugter Atheist. Ein erklärter Feind sämtlicher Weltreligionen. Der Konzern baute konfessionsfreie Schulen und Universitäten in Entwicklungsländern auf und finanzierte zahlreiche internationale Stiftungen, die sämtlich nur ein Ziel verfolgten: die Menschheit von der Überflüssigkeit von Religionen zu überzeugen und von der Bedrohung, die nach Nakashimas fester Überzeugung von ihnen ausging.
Wenn dieser Mann um eine Audienz beim Papst nachsuchte – angeblich im Rahmen eines geschäftlichen Rombesuchs – dann bestimmt nicht, um den Fischerring zu küssen. Johannes Paul III. hatte Nakashimas Büro kurz darauf offiziell mitteilen lassen, dass eine Audienz aus terminlichen Gründen bedauerlicherweise nicht möglich sei. Gleichzeitig hatte er Nakashima persönlich angerufen und ihn zu einer privaten Begegnung in der Via Palermo eingeladen.
Und nun saß dieser Mann, der nichts so sehr hasste wie Religion, in der geheimen Privatwohnung des Oberhauptes der katholischen Kirche und nippte höflich an seinem grünen Tee. Sein Chauffeur und sein Leibwächter warteten unten im Hof bei Mario, der den Papst wie immer in seinem alten Alfa in die Via Palermo gebracht hatte.
Takeru Nakashima. Ein kleiner, freundlicher Mann mit einem kurzen, grauen Bürstenschnitt. Aber Johannes Paul III. ließ sich von dem unscheinbaren Äußeren seines Gastes nicht täuschen, denn die ganze Haltung des Mannes drückte Stärke und Entschlossenheit aus. Seine Augen registrierten alles um sich herum und wichen dem Blick niemals aus. Harte Augen, die keinerlei Furcht zu kennen schienen. Johannes Paul III. hatte allerdings einen Funken Neugier in diesen Augen entdeckt, als er den Tee aufsetzte, was ihn hoffen ließ.
»Ein wirklich guter Tee«, sagte Nakashima. »Waren Sie schon einmal in Japan?«
»Halten Sie mich nicht für unhöflich«,
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