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Apocalyptica

Apocalyptica

Titel: Apocalyptica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Graute
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Samaeliten neu war und improvisiert wirkte. Seine Glaubensgeschwister hatten über die Jahre viel dafür getan, seinen Orden in Vergessenheit geraten zu lassen. Umso weniger konnte er verstehen, warum die Kirche versucht hatte, ihn aus der Umklammerung des Brandlandes um Korsika zu befreien. Midael musste an die Frauen und Männer denken, die, um ihn und seine Geschwister zu retten, ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten und zurückgeblieben waren, um ihnen die Freiheit zu ermöglichen. Erst vor kurzem hatte er sie alle wiedergesehen und sich aufrichtig darüber gefreut. Das Brandland war seit dem Ersterben der Fegefeuer beinahe fünf Jahre zuvor an vielen Stellen durchlässig geworden, und so war es gelungen, seiner Heimat einen erneuten Besuch abzustatten. Man hatte die Besatzung der Exodus nebst ihres Brandlandgefährtes retten und in die Ewige Stadt bringen können. Midael hatte persönlich darüber gewacht, dass die Exodus ihren Weg direkt in die unterirdischen Gewölbe der Arx, des letzten verbliebenen Stützpunktes des Ordens der Ragueliten, gefunden hatte. Die angelitische Führungsspitze wusste nichts davon, und Midael hatte nicht vor, es ihr mitzuteilen. Wäre sie nicht so mit den aktuellen Geschehnissen beschäftigt gewesen, hätte sie sich sicherlich schon gefragt, wann man in der Lage sein würde, dieses wertvolle Artefakt, das eine sichere Durchquerung des Brandlandes ermöglichte, wiederzubeschaffen. Midael wusste jedoch, dass es besser war, einen Trumpf in der Hinterhand zu haben. Mit der Aussicht, dass sich das Brandland weiter verflüchtigen würde, wie es den Anschein hatte, würde die verbotene Technik allerdings bald überflüssig werden, und Midael konnte sich keinen Ort vorstellen, wo das Gefährt besser aufgehoben wäre als in den kundigen Händen Haakons von Melhus und seines Gefolges. Er hatte dem Ab der Arx viel zu verdanken und vertraute ihm mehr als allen anderen sterblichen Dienern der Angelitischen Kirche.
    „Verehrte und geschätzte Geschwister im Glauben“, riss die Stimme Johannes zu Gemmingens den Engel aus seinen Überlegungen. „Wir freuen uns und sind geehrt, dass ihr dem Ruf Seiner Heiligkeit so zahlreich und rasch gefolgt seid. Unser Zusammentreffen ist von höchster Brisanz. Wir alle hatten ein so plötzliches Nahen dieses Tages nicht erwartet, und die wenigsten können von sich behaupten, auf dieses Ereignis vorbereitet zu sein.“
    Midael nahm sich die Zeit, während der einführenden Worte des Konsistorialkardinals den Blick schweifen zu lassen und zu sehen, wen der Anwesenden er kannte und bei wem es sich lohnen würde, dieses Versäumnis schleunigst nachzuholen. Neben dem Konsistorium und dem Pontifex hatten sich auch die meisten Äbte der Orden in der Ewigen Stadt eingefunden. Midael war überrascht, wie schnell es ihnen gelungen war, dem Ruf Seiner Heiligkeit zu folgen. Für Ab Brindisi hatte dies kein Problem dargestellt, denn der Himmel der Michaeliten befand sich in Sichtweite des Petrusdoms. Auch Orpheo, der Ab der Sarieliten und einer von Midaels wenigen wirklichen Verbündeten, seit der Samaelit dafür gesorgt hatte, dass er sein Amt zurückerhalten hatte, war anwesend. Im nördlichen Rund hatte Ab Doron von den Raphaeliten mit seiner Delegation Platz genommen. Er wirkte abwesend und alles andere als glücklich. Der Orden der heilenden Hände des Herrn hatte sich in den vergangenen Jahren Berichten zufolge noch mehr aus der Weltpolitik herausgehalten, als es früher schon der Fall gewesen war. Anders als Em Susat von Nürnberg, die Midael unter all den Teilnehmern an der Ratsversammlung schmerzlich vermisste, hatten die Raphaeliten den Aufruf zum Kindsmord nicht einmal kommentiert. Ob es sich hierbei um schlichte Ignoranz oder eine vollkommene Unterwürfigkeit den Beschlüssen Roma Æternas gegenüber handelte, vermochten wohl nur der Ab und seine rechte Hand, Priora Swantje, zu beantworten. Ähnlich wie Susat hatte auch Arbogast von den Ramieliten nur eine Gesandtschaft in die ewige Stadt entsandt. Midael wusste nicht, ob er darüber froh sein sollte oder ob es ihm Sorge bereitete, nicht zu wissen, was der Ab der Ramieliten im Schilde führte. Jedenfalls war es auf diese Weise ausgeschlossen, dass er sein Gift in dieser Versammlung versprühte – zumindest hoffte der Engel das. Auf den Rängen weiter oben saßen unter anderem Dux Etienne Normand, der Oberbefehlshaber der Angelitischen Armee, Custos Giancarlo Amato Campo, Anführer des Templerheeres im Himmel der

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