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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wusste er nicht mehr, was er sagen sollte.
    »Nichts? Na, dann gehe ich eben wieder.« Voller Ungeduld wandte sie sich um. Der Ärger war unüberhörbar.
    »Durst«, sagte er. »Ich habe Durst.«
    »Auf Ihrem Nachttisch steht Tee. Den haben Sie bis jetzt noch nicht angerührt. Und so schlecht geht es Ihnen nicht mehr, dass Sie nicht allein trinken können.« Die Tür öffnete sich und schloss sich wieder. Zurück blieb das Gefühl, gestört zu haben.
    Seine Augen versuchten das dämmrige Dunkel zu durchdringen.
    Da stand ein Kännchen Tee. Er wollte keinen Tee.
    Nebenan lag ein leblos wirkender Mann, der ab und zu merkwürdig gurgelnde Geräusche von sich gab. Er schloss die Augen. Dämmerte vor sich hin. Etwas anderes blieb ihm in dieser Umgebung nicht übrig.
    »Guten Tag, Herr Kilian«, sagte jemand im Zimmer.
    Er hatte nicht gehört, dass die Tür gegangen war und schlug die Augen auf.
    »Herr Kilian. Ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten. Ist das möglich?«
    Es war diese hartnäckige Polizistin. Ohne seine Antwort abzuwarten nahm sie einen Stuhl, zog ihn nahe an sein Bett heran und setzte sich.
    »Geht es Ihnen wieder besser?«
    Er mied ihren Blick, den er abschätzig auf sich fühlte. Starrte auf die Bettdecke und rührte sich nicht.
    »Herr Kilian, ich bräuchte noch ein paar Auskünfte von Ihnen.« Ihre Stimme klang einschmeichelnd. »Wir versuchen, so genau wie möglich zu rekonstruieren, was am Sonntag geschehen ist. Würden Sie mir einfach erzählen, wohin Sie und Hannah nach dem Mittagessen gegangen sind? Und was danach aus Ihrer Sicht vorgefallen ist.«
    Er wandte den Kopf und sah sie misstrauisch an. Einfach erzählen? Nun gut.
    Er räusperte sich. »Hannah sagte mir, sie wollte hoch in den Wingert im Brückstück«, begann er. »Dort sollte sie nach dem Entwicklungsstand der Trauben sehen. Sie fragte mich, ob ich mitkommen wolle. Und ich sagte ja.«
    Der Blick der Polizistin ruhte abwartend auf ihm.
    »Man muss die Rebstöcke immer im Auge behalten. Wenn ich etwas von den Weinbauern gelernt habe, dann das.« Er versuchte ein Lächeln. »Nach dem Mittagessen gehe ich immer gern ein paar Schritte. Wir sind dann sofort aufgebrochen.«
    Die Polizistin sah ihn aufmerksam an. »Und dann?«, fragte sie freundlich.
    »Ja, dann war es etwas merkwürdig.« Er streifte sie mit einem kurzen Blick.
    »Inwiefern?«
    »Auf halber Strecke meinte Hannah, sie würde gern allein weitergehen. Aber das habe ich Ihnen schon beim letzten Mal erzählt.«
    »Gab es irgendeinen Anlass, weshalb sie alleine weitergehen wollte? Ein Telefonanruf vielleicht? Hat ihr Handy geklingelt?«, fuhr die Polizistin unbeirrt fort.
    »Nein, nicht dass ich wüsste. Es hatte aber den Anschein, als ob sie mit jemandem verabredet sei. Das ging mich nichts an. Also fragte ich auch nicht danach.«
    Die Polizistin sah ihn an, als glaube sie ihm nicht. Er wich ihrem Blick aus.
    »Wo genau haben Sie sich getrennt?«
    »Irgendwo im Domgarten. Ich weiß nicht mehr genau wo, weil wir nicht den offiziellen Weg gegangen sind, sondern die Pfade durch die Weinberge. Ich bin dann hoch zum Hexenhügel, während sie weiter in Richtung Brückstück gegangen ist. Das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe.«
    Die Polizistin setzte sich in Positur und sah ihn eine Weile an, bevor sie fortfuhr. »Herr Kilian. Uns ist bekannt, dass Sie eine besondere Beziehung zu Hannah hatten.«
    »Sie war ein ganz außergewöhnliches Mädchen«, sagte er leise. Obwohl er aus ihrer Bemerkung herausgehört hatte, was sie vermutete. Am besten gar nicht darauf eingehen.
    »Hannah sah offenbar in Ihnen eine wichtige Bezugsperson.«
    Er stützte sich ein wenig auf. Die Bewegung schmerzte. Er verzog das Gesicht. »Es stimmt, wir haben ziemlich viel zusammen unternommen. Sie hat in mir eine Art Vater gesehen. Und für mich war sie eine Art Tochter. Ein Kind, das ich nie hatte.« Ja, das hörte sich gut an. »Ich habe mich um sie gekümmert. Wir haben interessante Gespräche geführt. Sie war so unglaublich reif für ihr Alter. Und sie wusste sehr viel. Man konnte sich mit ihr auf einem hohen intellektuellen Niveau unterhalten. Wie das nur mit ganz wenigen Kindern ihres Alters möglich ist.«
    Die Polizistin hörte ihm geduldig zu. Das spornte ihn an, weiterzusprechen. Es tat gut, zu reden. »Ihre Mutter hat ihr nie gesagt, wer ihr Vater ist. Darunter hat Hannah gelitten. Sie hat ihre Mutter wohl unzählige Male danach gefragt. Aber aus der war einfach nichts heraus

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