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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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zusammenbauten, wurde mitgeteilt, das Unternehmen könne ihm keine Aktien verkaufen. Chris Espinosa, der damals an der University of California at Berkeley studierte, stand ebenfalls mit leeren Händen da. „Wir haben den amerikanischen Traum nicht gelebt, weil wir zu nett waren, uns einen Teil davon zu krallen. Kottke war zu nett. Fernandez war zu buddhistisch und ich war zu jung. Don Bruener wurde zweimal abgezockt. Er war in der Herstellung und studierte am College. Wir merkten alle zu einem gewissen Grad, dass wir nicht gewichtig genug waren. Wir waren nicht widerlich genug, uns selbst zu Millionären zu machen.“
    Die Größe der Aktienzuteilungen wurde durch Klatsch und Gerüchte verzerrt dargestellt. Einige prahlten mit der Größe ihrer Beteiligungen, während andere, denen das peinlich war, versuchten, ihre Optionen diskret auszuüben. Wenn frisch eingestellte Manager der mittleren Ebene feststellten, dass ihre Untergebenen weitaus reicher waren als sie, konnten sie ihren Neid schwerlich verbergen. Und Sherry Livingston musste feststellen, dass andere Sekretärinnen, die stundenweise bezahlt wurden, ihr das Leben zunehmend schwer machten, nachdem sie herausgefunden hatten, dass sie Aktien besaß. Eine Buchhalterin, die den Papierkram für die Aktienoptionen erledigte, war wegen der Summen, die im Spiel waren, dermaßen verstört, dass sie das Unternehmen verließ.

    Markkula wimmelte zwar Leute ab, deren Job es war, mit Privatunternehmen zu spekulieren, aber für Außenstehende mit guten Kontakten war es sicherlich leichter, Aktien zu bekommen, als für fleißige Arbeitskräfte. Die richtigen Leute zu kennen, in der richtigen Gesellschaft zu essen und die richtigen Anrufe zu platzieren – all das lohnte sich. Die gelegentlich verabredeten Aktienverkäufe spiegelten die Bedeutung persönlicher Kontakte und das klaustrophobische Gemeinschaftsgefühl wider. Die Wagniskapitalgesellschaften, die es schafften, Aktien in die Finger zu bekommen, hatten gewöhnlich schon früher Geschäfte miteinander gemacht, waren es gewohnt, einander Tipps über heiße Deals zukommen zu lassen und wollten unbedingt frühere Gefallen erwidern.
    Auch die wenigen Privatpersonen, die Apple-Aktien kauften, bevor das Unternehmen an die Börse ging, hatten die richtigen Freunde. Zum Beispiel verkaufte Wozniak Anfang 1979 Aktien an den in Ägypten geborenen Finanzier Fayez Sarofim, der seit den 1950er-Jahren mit Arthur Rock befreundet war, als beide an der Harvard Business School studiert hatten. Sarofim verwaltete von einem unauffälligen Büro in Houston aus, das mit moderner Kunst dekoriert war, ein Portfolio von gut einer Milliarde Dollar. Wozniak verkaufte auch Richard Kramlich – einem Partner von Rocks Wagniskapitalfirma – und Ann Bowers, der Frau des Vizevorsitzenden von Intel, die später Personalchefin von Apple wurde, Aktien.
    Auch als Apple im Sommer 1979 im Rahmen einer Maßnahme, die in der Venturecapital-Gemeinde umgangssprachlich als Mezzanin-Finanzierung bezeichnet wird, 7.273.801 Dollar beschaffte, zahlten sich Kontakte aus. Zu den 16 Käufern, die Aktien zu 10,50 Dollar das Stück erwarben, zählten einige der bekanntesten Wagniskapitalfirmen des Landes, unter anderem die New Yorker Unternehmen LF Rothschild, Unterberg, Towbin und die Brentwood Capital Corporation mit Sitz in Südkalifornien. Ein Name stach dabei heraus: Die Xerox Corporation kaufte 100.000 Aktien, allerdings sagte das Unternehmen zu, nicht mehr als fünf Prozent von Apple zu kaufen. Dank dieses Deals bekam Apple Zugang zu den Forschungslaboratorien von Xerox, aber Scott erinnert sich: „Wir achteten sorgfältig darauf, dass die keine verstohlenen Blicke auf unsere Produktfortschritte werfen konnten.“ Bei späteren Anlässen wurde der Xerox-Vertreter nicht eingeladen, wenn auf Versammlungen sensible Themen besprochen wurden. Der größte Käufer war jedoch mit 128.600 Aktien Arthur Rocks Freund Fayez Sarofim. Markkula und Jobs verkauften jeweils Aktien im Wert von etwas mehr als einer Million Dollar.
    In den zwölf Monaten danach behielt Arthur Rock die Launen des IPO-Marktes genau im Auge, und es waren vor allem seine Meinung und seine Ratschläge, die darüber entschieden, wann sich Apple den Gefahren eines Börsengangs stellen sollte.
    Zwar war den meisten schon klar gewesen, dass Apple irgendwann an die Börse gehen würde, aber die Entscheidung zur Aufgabe der relativen Ruhe, die privaten Unternehmen vergönnt war, wurde plötzlich und

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