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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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den Finanz- und Rechtssachbearbeitern von Apple Präsentationen vorführen, bevor sie schließlich den Zuschlag bekamen. Um den Ruf von Hambrecht & Quist, es gehöre zu den Freigeistern der Investment-Gemeinde, auszubalancieren, sorgte Apple dafür, dass sich das gesetztere New Yorker Bankhaus Morgan Stanley an der Emission beteiligte. Indem Morgan Stanley beschloss, das Geschäft mit Apple zu machen, und vor allen Dingen indem es die gleichen Abrechnungsbedingungen wie eine aufstrebende Investmentfirma akzeptierte, signalisierte es stillschweigend, dass langjährige Loyalitäten neuen Platz gemacht hatten. Morgan Stanley gab seine Verbindungen zu IBM fast umgehend auf und bemühte sich aggressiver um Aufträge von jungen Unternehmen.
    Es entwickelte sich eine merkwürdige Beziehung zwischen West und Ost und zwischen den Apple-Managern und den Finanziers. Jobs beklagte, die Banker würden Apple nicht genug Aufmerksamkeit widmen, und vor allem Michael Scott nutzte jede Gelegenheit, die Männer mit den monogrammierten Hemden und den Krawattennadeln zu provozieren. Als die Apple-Manager eingeladen waren, einem Briefing vor Anlegern beizuwohnen, die in Genentech investieren wollten – eine Biotechnologiefirma aus South San Francisco, die sich ebenfalls auf den Börsengang vorbereitete –, erschien Scott in Jeans und mit einem Cowboyhut auf dem Kopf. Er wurde hinausgeschickt und gebeten, sich eine Krawatte kaufen. Zu einem anderen Termin mit den Bankern erschienen er und ein paar andere mit Baseballmützen, schwarzen Armbinden und mit T-Shirts, auf denen in Schablonenschrift stand: The Apple Gang. Manche Banker konnten kaum glauben, dass Scott der Präsident des Unternehmens war, auf das sie so erpicht gewesen waren.

    Nur wenige Aktienbeobachter mussten daran erinnert werden, dass Apple an die Börse ging. In der zweiten Jahreshälfte 1980 erschien der IPO-Markt fast wie eine Neuauflage der Endsechziger, als der Brennpunkt in Beverley Hills an der Kreuzung des Wilshire Boulevard und des Santa Monica Boulevard gelegen hatte. Als der Herbst in den Winter überging, wurde Arthur Rocks Bauchgefühl immer positiver. Als Genentech im Oktober 1980 an die Börse ging, war die Hölle los. Nach Handelsbeginn bei 35 Dollar schnellte die Aktie auf 89 Dollar hinauf und zog sich bis zum Abend wieder auf 71 Dollar zurück. Nach diesem Ereignis breitete sich das Interesse an Neuemissionen aus wie die Schweinegrippe. Zwar verbot es die SEC den Unternehmen, in den Wochen vor dem Börsengang Gewinnprognosen abzugeben oder Werbung für die Aktie zu machen, aber die Zeitschriften und die Zeitungsreporter taten das ihre. Die Publicity, die Apple in den Wochen vor der Aktienemission erfuhr, war die erste breite landesweite Publicity, die das Unternehmen je bekommen hatte. Zum Teil lag es an der voraussichtlichen Größe der Emission, aber es war auch der späte Lohn dafür, dass Apple in den Jahren davor die Presse umschmeichelt, mit ihr geflirtet und gespielt hatte.
    Apple wurde von Investmentanalysten und Portfolioberatern angepriesen, von Marktschreiern, die von Tipps lebten, und von den Verfassern von Aktienführern und Börsenbriefen, Handbüchern und Beratungskolumnen. Das Wall Street Journal meldete: „Jeder, der mit heißen Neuemissionen spekuliert, will einen Bissen von Apple – Apple Computer Inc. – abhaben, aber die meisten können von Glück sagen, wenn sie ein bisschen davon bekommen.“ Die potenziellen Investoren kamen aus allen Löchern hervorgekrochen. Unter den Briefen, die in dem Büro von Hambrecht & Quist in San Francisco säckeweise eingingen, befand sich auch die Bitte eines siebenjährigen Jungen um Aktien.
    Auch begannen in den Wochen vor dem Börsengang von Apple die Telefone in Cupertino erschreckend häufig zu klingeln. Die Anrufer wollten wissen, wo sie Aktien kaufen könnten oder wann wieder ein Split durchgeführt werden würde. In Computerläden, in denen Wozniak bekanntermaßen verkehrte, lauerten Fremde, und sowohl er als auch Jobs bekamen Anrufe von Leuten, mit denen sie seit Jahren nicht mehr gesprochen hatten. Schulfreunde, entfernte Cousins und sogar die Baufirmen, die an ihren Häusern gearbeitet hatten, fragten sich, ob sie wohl ein paar Aktien in die Finger bekommen könnten. Andere Großaktionäre von Apple organisierten Privatverkäufe an britische Investmentfonds und Investmentgesellschaften, an Technologiefonds mit Sitz in der Karibik, an den Pensionsfonds von Hewlett-Packard und an Menschen,

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