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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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einer ordentlichen Menge absolut gerechtfertigter Feindseligkeit“. In den ersten paar Jahren wurde bei der Verteilung der diskreten grauen Umschläge, die Aktienbezugsrechte enthielten, allerlei Warnungen ausgesprochen, man solle den Inhalt nicht allzu ernst nehmen. In der Anfangszeit waren manche Empfänger enttäuscht, wenn sie anstatt einer Gehaltserhöhung ein paar Hundert Optionen bekamen. Aber die nackte Macht der Arithmetik beseitigte schließlich jegliche Enttäuschung. Denn nach drei großen Aktiensplits entsprach jede Aktie, die vor April 1979 ausgegeben wurde, 32 Apple-Aktien am Tag des Börsengangs. Dies bedeutete wiederum, dass jeder, der 1.420 sogenannte „Gründeraktien“ besessen hatte und sie bis zum Morgen des 12. Dezember 1980 behalten hatte, auf dem Papier eine Million Dollar besaß.
    Die meisten der gewichtigeren Neuankömmlinge bekamen aufgrund ihrer früheren Leistungen und von Überlegungen hinsichtlich dessen, was sie möglicherweise für Apple leisten konnten, Aktienbezugsrechte zugeteilt. So mancher gerissene Kandidat machte aus dem Einstellungsgespräch eine Verhandlungsrunde und wartete mit dem Handschlag, bis das Optionsversprechen das seiner Meinung nach angemessene Niveau erreicht hatte. Andere, die der Unternehmenswelt argloser gegenüberstanden, gaben sich mit einem Gehalt und einer Büronische zufrieden. Für Apple war der Optionspool ein mächtiges Einstellungswerkzeug, und die Optionen, die von Zeit zu Zeit verteilt wurden, stellten enorme Anreize dar. Scott machte es besondere Freude, Leuten, die nicht davon überzeugt waren, dass es sich lohnte, bei Apple zu arbeiten, die Aussichten auf Reichtum vor der Nase baumeln zu lassen. Er musste sich Mühe geben, nicht seine Knöchel knacken zu lassen, wenn er den Zauderern mitteilte: „Wir ändern den Lebensstil der Leute massiv.“
    Als Gerüchte über die eine oder andere Vereinbarung durchsickerten, machte sich Bitterkeit breit. Dabei spielten das Schicksal und ungleich verteiltes Glück sicherlich eine Rolle. Menschen, die im Abstand von wenigen Tagen – allerdings vor und nach einem Aktiensplit – eingestellt worden waren, hatten am Ende deutlich unterschiedliche Summen. Manche Unterschiede resultierten jedoch aus sorgfältiger Berechnung. Apple-Angestellte, die ein Monatsgehalt bezogen, bekamen Aktienbezugsrechte, aber Angestellte, die einen Stundenlohn erhielten, bekamen keine. Es war vorhersehbar, dass dies zu Reibereien führte. In den Labors bekamen beispielsweise die Ingenieure Aktien, während die Techniker, die an ihrer Seite arbeiteten, keine bekamen. Einige gelangten zu der Überzeugung, sie seien Opfer von Ungerechtigkeiten, und sogar solche, denen es gut ging, wie Bruce Tognazzini, nahmen Ungleichheiten wahr: „Die Aktienanzahl, die den Leuten gegeben wurde, hatte nichts mit ihrer Arbeitsfähigkeit zu tun. Sie beruhte ausschließlich auf ihrer Fähigkeit, Aktien zu bekommen.“ Rod Holt fiel es gelegentlich schwer, seine Wut zu verbergen. „Die Tatsache, dass ein Truthahn mit anderthalb Millionen kein Büro in dem Gebäude verdient hat, ist nur eine Laune des Schicksals.“
    Daniel Kottke blieb Techniker und bekam vor dem Börsengang des Unternehmens keine einzige Aktie. Holt bot eine gewisse Wiedergutmachung an, indem er Kottke ein paar von seinen eigenen Aktien geben wollte, und er schlug Jobs vor: „Wie wär’s, wenn wir beide etwas beisteuern würden? Du gibst ihm Aktien, und ich lege die gleiche Menge drauf.“ Jobs erwiderte: „Toll! Ich gebe ihm null Aktien. “ Jobs, der schon immer eine stärkere emotionale Bindung an Apple gehabt hatte als Kottke, war hin- und hergerissen. Zum Teil schmerzte ihn das Ende einer Freundschaft, aber es ärgerte ihn auch zutiefst, dass ihm Kottke nicht genug sichtbare Anerkennung zollte. „Daniel neigt grundsätzlich dazu, seine Beiträge zu überschätzen. Er hat aber nur eine Menge Arbeit geleistet, für die wir irgendjemanden hätten einstellen können, und er hat hier unheimlich viel gelernt.“
    Bill Fernandez, der erste Mitarbeiter, den Apple eingestellt hatte, war ebenfalls enttäuscht. Er kam später zwar zu Apple zurück, aber 1978 kündigte er. „Ich hatte das Gefühl, dass ich die ganze Dreckarbeit machte und ewig Techniker bleiben würde. Es sah nicht danach aus, dass ich Aktien bekommen würde. Ich fand nicht, dass das Unternehmen mir gegenüber loyal war.“ Elmer Baum, der Jobs und Wozniak Geld geliehen hatte, als sie die Apple-I-Computer

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