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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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steuerte auch kleine Details bei, zum Beispiel die abgerundeten Ecken der Ordnerbildchen, die ihm lieber waren als spitze Ecken.
    Der Unterschied zwischen Xerox und Apple wurde auf der National Computer Conference 1981 in Houston sichtbar. Xerox stellte den Xerox 8010 vor, der im Volksmund als Xerox Star bezeichnet wurde. Dieser Computer war zwar nicht von der PARC-Gruppe entwickelt worden, wies aber trotzdem einige Markenzeichen des PARC auf. Er bot die visuelle Simulation eines Schreibtischs, eine Maus und Bitmap-Grafik, aber die Umsetzung war schlecht und der Computer funktionierte nur richtig, wenn er an eine Reihe von Xerox-Zusatzgeräten angeschlossen wurde. Die Software war erschreckend langsam und die Umsetzung einiger neuartiger Ideen wurde allgemein als eher misslungen betrachtet.
    Bei Apple war man weitaus geduldiger. Die miserablen Ergebnisse des Apple III dienten als stete Mahnung, dass man dafür büßen muss, wenn man die Entwicklung eines Computers übereilt und etwas auf den Markt bringt, das nicht richtig getestet wurde. Außerdem wurde das unmittelbar bevorstehende Ende des Apple II nicht mehr so einmütig vorhergesagt. So langsam dachten die Menschen in Cupertino, er besitze einige der dauerhaften Tugenden von Produkten wie dem VW Käfer.

    Doch nicht nur die Bandbreite der Arbeit an Lisa war ein Beispiel für den Ehrgeiz des Unternehmens, sondern auch die Entwicklung eines Diskettenlaufwerks. Als Apple beschloss, ein Projekt zum Bau eigener Diskettenlaufwerke ins Leben zu rufen, gab es dafür einige absolut vernünftige Gründe. Der Verkauf von Apple-II-Geräten hing stark von den Diskettenlaufwerken ab, und Apples einziger Zulieferer Shugart – zufällig ein Tochterunternehmen von Xerox – produzierte Geräte, die nach Meinung mancher Menschen nicht zuverlässig waren. Es wurde ernstlich befürchtet, Apples Wachstum könnte durch den Mangel an Diskettenlaufwerken gebremst werden. Apple fand einen weiteren Zulieferer, der als zweite Laufwerkquelle fungierte, und beschloss dann, ein eigenes Projekt zu starten. Die Motive wurden durch den gemeinsamen Wunsch von Scott und Jobs überlagert, Shugart zu demütigen.
    Wendell Sander beschrieb die Tragweite des Projekts folgendermaßen: „Dem Unternehmen war nicht klar, dass es ein Projekt ins Leben rief, bei dem es eigentlich nicht um einen Computer ging. Zwischen Diskettenlaufwerken und integrierten Schaltkreisen gab es mehr Verwandtschaft als zwischen Diskettenlaufwerken und Computern. Denen war nicht klar, dass das so eine große Sache werden würde. Die konnten die Schwierigkeiten nicht abschätzen.“ Ein anderer Beobachter : „Steve war wirklich überzeugt, Apple könnte ein Diskettenlaufwerk schneller, für weniger Geld und mit mehr Leistung bauen als irgendjemand anders, obwohl es mit solchen Produkten keinerlei Erfahrung hatte.“ Das Laufwerk mit dem Decknamen Twiggy sollte ursprünglich in den Apple III eingebaut werden, aber Entwicklungsprobleme machten dies schon bald unmöglich.

    Die arrogante Missachtung der Konventionen, die sich als so fruchtbar erwies, was das Nachdenken über neue Computer anging, wirkte sich weniger heilsam aus, wenn sie im Umgang Apples mit der Außenwelt zutage trat. Für die Apple-Manager war es ein quälender Balanceakt, im Inneren des Unternehmens mit dem Unmöglichen konfrontiert zu sein und gleichzeitig nach außen hin mit Sterblichen zu verkehren. Außerdem waren sie mit der widersprüchlichen Notwendigkeit konfrontiert, Unternehmensgeheimnisse zu bewahren und gute Beziehungen zu unterhalten. Zu manchen Zeiten schien die Arroganz des Unternehmens an das bewusste Bemühen zu grenzen, sich selbst zu zerstören. Viel von dem Vertrauen zwischen Apple und den Außenstehenden, das so sorgfältig und mühselig aufgebaut worden war, begann sich in Luft aufzulösen.
    Daniel Fylstra, der Vorsitzende von Visicorp – ehemals Personal Software –, dazu: „Apple verfolgte sein Eigeninteresse mit einzigartiger Aggressivität.“ Fylstra musste es wissen, denn das Programm Visicalc war maßgeblich daran beteiligt gewesen, Apple Zugang zu den Büros zu verschaffen. Als Visicorp begann, Apple nachzuahmen, indem es die gleiche Anwaltskanzlei nutzte, die gleiche PR-Agentur, die gleiche Buchhaltungsfirma und die gleichen Investoren, begann sich das freundschaftliche Verhältnis zu verschlechtern. Es kühlte weiter ab, als Visicorp beschloss, Visicalc-Versionen für Computer herauszubringen, die von Apples Konkurrenten

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