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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Vertretern und Offshore-Herstellern vermittelte, und er war stolz auf das, was er als „globale Logistik“ bezeichnete. Er erzählte den Clubmitgliedern, er sei in der Lage, innerhalb von fünf Werktagen jeden Halbleiter, jeden Stecker, jedes Kabel und jedes beliebige obskure elektronische Gerät zu beschaffen, das sie bräuchten.
    Manche Teile, die er aus Fernost importierte, kamen neugierigen Zollinspektoren unter die Augen. Ein Karton, der laut Lieferschein „Joysticks“ [zu deutsch: „Lustknüppel“] enthielt, wurde so lange einbehalten, bis Spergel beweisen konnte, dass es sich um Spielsteuergeräte und nicht um Sexspielzeug handelte. Spergel und andere machten so lange Geschäfte auf den Parkplätzen von Stanford, bis die Sicherheitsbeamten davon Wind bekamen. Schließlich zogen sie sich in die Anonymität und die Sicherheit eines leeren Parkplatzes neben einer nahe gelegenen Shell-Tankstelle zurück.
    Zwischen den Versammlungen hielt der Newsletter des Clubs, der innerhalb eines Jahres eine Auflage von 600 erreicht hatte, die Mitglieder über die Angelegenheiten auf dem Laufenden. Er enthielt einen zusammenfassenden Bericht über die letzte Versammlung, begrüßte freudig das Erscheinen interessanter Geräte, brachte einen Terminkalender von Elektronikmessen, kündigte das Erscheinen nützlicher Artikel an und lieferte außerdem einen stetigen Strom praktischer Ratschläge. Es wurde beispielsweise erklärt, wie man aus Plastiktasten, die man danach mit Krylonfarbe („Email braucht zum Trocknen länger“) besprühte und mit Buchstaben aus einem Schreibwarengeschäft beklebte, eine Schreibmaschinentastatur bauen konnte. Er veröffentlichte ständig Bitten um mehr Software, und die Angaben zum Bestand der örtlichen Elektronikgeschäfte erfolgten in einem Telegrammstil, den nur Enthusiasten entziffern konnten: „Steckersatz, IC-Satz, Transistorsatz, Diodensatz, Board Rate Generator, Trimmpotis, 2,4576-Quarz, Tantalkondensatoren.“ Der Newsletter enthielt auch Beiträge, die ein breiteres Publikum ansprachen, und er wies fast von Anfang an Anzeichen dafür auf, dass Moores lebenslanger Traum von dem Graswurzel-Netzwerk endlich wahr geworden war. Und gerade als das geschah, war Moore aufgrund von Eheproblemen gezwungen, den Club zu verlassen. Als in Boston, in San Diego und sogar in British Columbia ähnliche Clubs gegründet wurden, wurde in dem 14-tägigen Bulletin bald darüber berichtet. Der Homebrew-Newsletter enthielt sogar vereinzelte Anfragen aus Übersee. Salvatore di Franco schrieb aus dem italienischen Biccari: „Hauptsächlich weil es in Italien keine Zeitschriften, keine Bücher und keine Angaben dazu gibt, wo ich die Informationen und das Know-how herbekomme, das ich brauche, trete ich in Ihren Verein ein.“ Und F. J. Pretorious schickte einen Brief aus Sasolburg in Südafrika, in dem er den Stand der Dinge vor Ort erklärte: „Es ist ziemlich entmutigend, dass es keine Schaltungen für die Prozessoren 8008 und 8080 gibt.“
    Aber vor allen Dingen stellte der Homebrew Club ein Publikum dar für eine Gruppe einsamer Herzen wie Wozniak, deren Hauptinteressen die meisten Menschen nicht verstehen konnten. Und obwohl man sich an den Club in späteren Jahren liebevoll als wissenschaftliche Wanderausstellung erinnerte, in der sich verwandte Seelen zusammenfanden, um ihre Geheimnisse miteinander zu teilen, ihre Maschinen zur Schau zu stellen und Schaltpläne zu verteilen – wie eine erwachsene Version der Wissenschaftsausstellungen in der Schule –, so war er doch auch ein skeptisches, kritisches Forum, in dem schlampige Entwürfe als „Rauschkisten“ abgetan wurden. Trotz Fred Moores Absichten arbeiteten die glänzendsten Mitglieder des Homebrew Club am liebsten für sich und Lee Felsenstein erinnert sich an den vorherrschenden Ton: „Wir achteten alle darauf, ob jemand anderes in unser Spezialgebiet oder unseren speziellen Trick einbrach. Es war schwer, Leute zusammenzubringen, die an der gleichen Sache arbeiteten. Wir hatten eben alle große Pläne und uns hörte niemand zu, außer andere Leute mit ihren eigenen großen Plänen.“
    „Johnny Carson wäre nicht schlecht.“
    – STEVE JOBS
    Sich im Tal der Superlative einen frischen Slogan für einen neuen Computer auszudenken, war eine heikle Angelegenheit. Monatelang hatten sich die Marketing-Manager von Mac den Kopf zerbrochen und versucht, einen griffigen Satz oder Spruch zu formulieren, der die Tugenden ihres Computers bündeln

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