Apple - Die Geburt eines Kults
auf die Trägheit von Großunternehmen austeilen, große Anzeigen in kleinen Publikationen platzieren, sich beim Anblick von mehreren Tausend Dollar die Lippen lecken und sich ganz allgemein wie Westentaschenherrscher von Bananenrepubliken aufführen. Viele dieser Menschen begriffen nie, was sie nicht wussten, und sie waren entweder zu vorsichtig oder zu selbstsicher, um sich Rat von anderen zu holen, die mehr Welterfahrung besaßen.
Diese Gefäße der Weisheit saßen in Dutzenden niedriger Bauten mit Stahlskelett, Betonmauern und glänzenden Glasscheiben. Solche monotonen Industriescheunen hatten in den 1970er-Jahren das Mosaik der Felder und Obstgärten ersetzt, das sich einst über die Ebene entlang des Westrands der San Francisco Bay erstreckt hatte. Dort waren Dutzende von Unternehmen beheimatet, die in den 1960er- und 1970er-Jahren gegründet worden waren, als das Zentrum der elektronischen Neuerungen von Sunnyvale aus in Richtung Süden nach San Jose driftete. Diese Gebäude waren von klinischer Gebrechlichkeit, und manchmal wurden sie als „Aufkippbauten“ bezeichnet, weil die Mauern aus vorgefertigten Gussbetonplatten bestanden, die in die richtige Position nach oben geklappt wurden. Diese Gebäude sahen aus, als wären sie von einem Bauherrn geliefert worden, der eine Gärtnerei besitzt. Da gab es frische Kieselsteine, schwarz glänzenden Asphalt und geschnittenes Gras, das die Glattheit und das Aussehen von Kunstrasen besaß. Es war eine industrielle Levittown.
Bei einer kurzen Rundfahrt durch Santa Clara oder Mountain View sah man eine Reihe von Logos und Schildern, die Zusammenziehungen oder Verbindungen von circa fünf Wörtern waren: Advanced-Digi-Integrated-Micro-Technologies. Allen regelmäßigen Lesern von Electronic News waren die ähnlich klingenden Namen, die an den Auffahrten standen, vertraut – aber zu sagen, diese Unternehmen wären alle gleich gewesen, wäre ungefähr so scharfsinnig wie die Bemerkung gewesen, dass die meisten Hemden einen Kragen, zwei Ärmel und Knöpfe aufweisen. Das Leben hinter den Mauern besaß einen Hauch von Vergänglichkeit und die alten jahreszeitlichen Rhythmen des ländlichen Lebens waren einem fast schon biologischen Muster gewichen, das jungen Unternehmen zu eigen ist. Es durchlief einen Zyklus von Ehrgeiz, Begeisterung, Glücksgefühl, Komplikationen, Desillusionierung und Frustration. Ein Elektronikverband hatte angefangen, einen Unternehmensstammbaum zu veröffentlichen, und die Chronisten der Elektronikindustrie erklärten Neulingen geduldig, dass Fairchild Semiconductor die Intel Corporation und National Semiconductor gezeugt hatte, die ihrerseits wieder neue Unternehmen ausgebrütet hatten. Der Stammbaum, der mit den Jahren immer länger und verschlungener wurde, enthielt nicht wenige Unternehmensscheidungen, Wiederverheiratungen, Stiefkinder und uneheliche Nachkommen, und es herrschte derart viel Inzucht, dass es bei Menschen zu Geburtsfehlern geführt hätte.
Die Gründer und Manager dieser Unternehmen sagten sehr gern, es gäbe nichts, was sie brauchten, das es nicht im Umkreis von einer Meile gab. Da gab es Anwälte, die Gründungsurkunden aufsetzen konnten, Wagniskapitalgeber, die Geld liefern konnten, Baufirmen, die Fundamente legen konnten, Innenarchitekten, die Büros einrichteten, Buchhalter, die die Bücher prüften, Lieferanten, die Teile lagerten, Auftragswerkstätten, die lästige Routinearbeiten erledigten, PR-Agenturen, die die Presse hofierten, und Emissionsbanken, die Börsengänge organisierten. Viele dieser Männer waren in der Halbleiterindustrie groß geworden. Sie sprangen zwischen den Unternehmen hin und her, verließen sie, um ein eigenes zu gründen, und behielten einander lose im Auge. Sie waren mobile Erfahrungsreservoire, die wussten, wem man trauen konnte, und die einander Aufträge zuschusterten. Es war eine kleine Welt, in der sich Gerüchte schnell ausbreiteten, in der es häufig vorkam, dass Menschen für jemanden arbeiteten, den sie früher einmal eingestellt hatten, und in denen man eher Menschen als Unternehmen die Treue hielt. Alle diese Männer arbeiteten oder investierten in Unternehmen, deren Produkte irgendwann zu Haltek und Halted und zu Leuten wie Wozniaks und Jobs durchsickerten. Doch bei aller physischen Nachbarschaft gab es trotzdem eine beträchtliche Distanz zwischen den Profis und den Amateuren.
Jobs mit seinem genauen inneren Kreiselkompass begann, diese Kluft zu überbrücken, und rief die
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