Apple - Die Geburt eines Kults
müssen, umso besser ist man dran.“ Aber Bushnell empfahl ihm auch, Don Valentine anzurufen, ein Investor bei Atari.
Als Valentine mit seinem Mercedes-Benz von seinem Büro in Menlo Park zur Garage der Jobs fuhr, befand er sich auf einer jener Erkundungsreisen, die sich gewöhnlich nicht lohnten. Dass er sich überhaupt die Mühe machte, dorthin zu fahren, war seiner Neugier geschuldet – und seinem Riecher für Profit. Valentine war der Sohn eines New Yorker Lastwagenfahrers und ein Wagniskapitalgeber, der aussah wie eine verwitterte Version des Verbindungsstudenten, der den Football-Pool für das Wochenende organisiert. In den 1960er-Jahren war er Marketingleiter bei Fairchild gewesen. Dort hatte er geholfen, die Vorzüge integrierter Schaltkreise zuerst an das Militär und dann, als die Preise zu fallen begannen, an kommerzielle Kunden mit militärischen Verbindungen wie General Dynamics, Hughes Aircraft und Raytheon zu verkaufen. Er hatte die Marketingabteilung von National Semiconductor geleitet, war von der zunehmenden Unternehmensbürokratie frustriert gewesen und gegangen, um eine Venturecapital-Firma zu gründen, die er Sequoia Capital nannte. Seine Spezialität war es, stets teilnahmslos und undurchdringlich auszusehen, sodass sogar sein Freund Regis McKenna den Eindruck hatte: „Wenn er versucht, einem etwas abzukaufen oder zu verkaufen, kann er ein abgebrühter Teppichhändler sein.“ Es war also eher unwahrscheinlich, dass sich Valentine von sentimentalen Aspekten erweichen ließ. Er berief sich häufig auf seinen Lieblingsaphorismus: „Wenn ein Mann in mein Büro kommt und sagt, er will Millionär werden, langweilt mich das zu Tode. Wenn er sagt, er will ein Vermögen von 50 bis 100 Millionen Dollar, bin ich interessiert. Wenn er sagt, er will eine Milliarde Dollar verdienen, sage ich: ‚Erzählen Sie mir davon‘, denn wenn er das schafft, sahnen wir alle ab.“
Valentine war schon auf Jobs gestoßen, als er darüber nachgedacht hatte, in Atari zu investieren, und er wusste auch, dass die Agentur McKenna, bei der im Aufsichtsrat saß, mit Apple verhandelte. Valentine trug Buttondown-Hemden und Regimentskrawatten und fand, dass Jobs aussah wie ein „von der menschlichen Rasse Abtrünniger“. Sein Treffen mit dem Apple-Duo war kein Erfolg. Das jüngere Duo erklärte stammelnd, wenn der Markt für Einplatinen-Computer so groß werden würde, wie manche Leute prophezeiten, dann wären sie mehr als zufrieden, wenn sie an dessen Rand herumknabbern und ein paar Tausend Boards im Jahr herstellen könnten. Das war kein Spruch, mit dem man Valentines Herz eroberte. Er fand: „Keiner von beiden hatte irgendeine Ahnung von Marketing. Keiner von ihnen hatte irgendeine Vorstellung von der Größe des potenziellen Marktes. Sie dachten nicht annähernd groß genug.“ Valentine griff auf einen weiteren Lieblingsspruch zurück: „Wer groß denkt, vollbringt oft Großes. Wer klein denkt, vollbringt nie Großes.“ Den beiden jungen Leuten erklärte er, er sei nicht bereit, zu investieren, weil niemand bei Apple irgendwelche Marketingerfahrung habe. Jobs bat Valentine sofort, geeignete Kandidaten vorzuschlagen. Valentine kehrte ins Büro zurück, durchkämmte sein Rolodex, suchte drei Namen raus, die er aus seiner Zeit in der Halbleiterbranche kannte, und checkte ihre Fortschritte bei Leuten, denen er vertraute. Einer von ihnen namens Mike Markkula (der sich aufregte, wenn man ihn bei einem seiner richtigen Namen – Armas oder Clifford – nannte) hatte Mitte der 1960er-Jahre bei Fairchild für Valentine gearbeitet.
Auf Valentines Drängen vereinbarte Markkula (das ist ein finnischer Nachname) einen Termin mit Wozniak und Jobs. Markkula war 33 Jahre alt und lebte als Jungrentier in Cupertino. Er war einer von Dutzenden Männern, die durch den Börsengang eines jungen Unternehmens zu Geld gekommen waren und dann beschlossen hatten, dass es im Leben noch etwas anderes gab, als Vizepräsident eines Unternehmens zu sein. In Markkulas Fall war dieses Unternehmen Intel gewesen, wo er nach seinem Weggang von Fairchild vier Jahre lang gearbeitet hatte. Er hatte kein Geheimnis daraus gemacht, dass es zu seinen Lebenszielen gehörte, Millionär zu werden, bevor er 30 wurde. Als er das geschafft hatte, machte er sich auch nicht die Mühe, seine Befriedigung darüber zu verbergen. Markkula war, um es mit den Worten eines seiner reicheren Intel-Kollegen zu sagen: „Ein Multimillionär, aber ein kleiner
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