Applebys Arche
daß er
George getreten hatte … Appleby nahm das Ende seines Bandes. Sir Mervyn
Poulish, der nach ihm eintrat, ergriff das seine. Da sie als letzte kamen und
nur noch ein Tisch frei war, war die Situation eindeutig genug. Doch trotzdem
war das Gebot des Amüsements so groß, daß beide demonstrativ ihren Fäden
folgten. Es ergab sich daraus, stellte Appleby fest, eine Art Tanz. Er wandte
sich an Poulish. »Haben Sie«, fragte er, »sich je verraten?« Der Faden führte
ihn ans andere Ende des Raumes.
Die Gäste, die schon Platz genommen hatten, waren begeistert, daß
sie mitspielten. Es gab Applaus, als sie sich in der nächsten Ecke
wiedertrafen. Poulish war sich anscheinend nicht sicher, ob er recht verstanden
hatte. »Wie meinten Sie eben?« fragte er.
»Ich habe gefragt, ob Sie sich schon einmal verraten haben. Mir ist
das geschehen – erst heute. Bitte um Verzeihung.« Sein Faden führte ihn fort.
In der Mitte des Raumes näherten sie sich wieder an. Miss Curricle,
vermerkte Appleby im Vorbeigehen, bewältigte ihr Divertissement mit starrem
Blick auf die unbewegten Objekte in ihrer Umgebung; Hoppo war ganz der weise
Mann, der gute Miene zu einer unschuldigen Dummheit macht; Glover sah aus, als
ob er dringend ein Exemplar der Times bräuchte.
Poulish kam wieder vorbei. »Oder vielleicht doch nicht?« fragte Appleby.
»Womöglich habe ich es doch verbergen können? Sie kennen das Gefühl. Und gerade
als Polizisten trifft es einen immer wieder. Ah, da wären wir.«
Sie waren an ihrem Tisch angelangt und nahmen Platz. Poulish beäugte
sein Gegenüber mißtrauisch. »Vermutlich gar keine schlechte Idee«, sagte
Appleby. Er wies auf die Zweiergrüppchen ringsum. »Wir tauschen Informationen
aus … Ansichten … dergleichen.«
»Ja.« Es folgte eine Pause, dann fügte Poulish mürrisch hinzu: »Man
amüsiert sich prächtig.«
»Genau das.« Appleby sah, daß auf dem Tisch Hämmer, Meißel und Sägen
lagen. Und in der Mitte, wie ein Schwert zwischen sich und Poulish, ein langes
Brot, einen guten Meter lang. Er griff zur Säge und machte sich an die Arbeit.
»Ich glaube« – sagte Poulish ein wenig aufgeregt –, »so ist das
nicht gemeint. Es soll ein Scherz sein – wie manchmal auf Schiffen. Gleich
kommt ein Diener und holt die Sachen weg. Und dann gibt es etwas Anständiges zu
essen.«
Aber Appleby, der sich ein großes Stück abgesägt hatte, biß hinein
und kaute. »Ein Scherz? Da bin ich anderer Meinung. Ich denke mir, das Brot ist
ein Symbol. Das Brot des Müßiggangs. Ein Element beim Zelebrieren einer Art
Messe der Mutlosigkeit. Aber ich muß schon sagen, da wäre mir selbst eine
Schwarze Messe lieber.«
Poulish war dunkelrot angelaufen. »Manche von uns sind nicht ganz
freiwillig hier. Sie selbst zum Beispiel.«
»Da haben Sie recht.« Appleby biß noch einmal zu, und die
Befriedigung, die es ihm bereitete, kam vielleicht nicht von der Qualität des
Brotes her. »Es mag vielerlei Gründe geben, Zuflucht auf einer einsamen Insel
zu suchen, das gebe ich gerne zu.« Er sah sich im Saal um. »Würde es Sie
interessieren, wenn ich Ihnen erzählte, daß viele hier im Saal nicht dort sind,
wo sie denken?«
Poulish dachte einige Sekunden lang darüber nach. »Ich würde mich
sogar freuen«, sagte er. Es folgte eine weitere Pause, als – ein wenig zu
Applebys Bedauern – die Hämmer und Sägen abserviert wurden. »Was haben Sie
damit gemeint?« fragte Poulish unvermittelt. »Daß Sie sich verraten hätten?«
»Das ist eine dumme Angewohnheit von mir. Jetzt zum Beispiel, jetzt
tue ich es schon wieder. Lassen Sie uns über Cottonreels reden.«
»Über was? «
»Cottonreels und Missionaries und Sydney Views. Vielleicht auch
Triangular Capes.«
»Nie gehört.«
»Ah«, sagte Appleby; »dann zählen Sie zu denen, die Diamanten
haben.«
Poulish löffelte seine Toheroa-Suppe. »Sie kommen mir nicht vor wie
ein Mann, der sich verrät – es sei denn, er tut es mit Absicht.«
Appleby schüttelte den Kopf. »Plötzlich sah ich eine Aufgabe, wo
zuvor nur Langeweile gewesen war. Da bin ich leichtsinnig geworden. Wie gesagt,
Sie leben von Diamanten, andere leben von Briefmarken. Ich lebe auf Kredit, und
das ist doch noch besser.«
Unwillkürlich und ein wenig unsicher lächelte Poulish. »Da könnte
ich Ihnen einen Tip oder zwei geben … aber Sie haben schon recht, heute sind es
die Diamanten. Glückssterne, die mir funkeln. Die Welt hat sich in den Abgrund
gestürzt, als ich unfreiwillig Urlaub machte,
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