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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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was du wolltest.«
    Appleby lachte nur. »Das war in Zeiten des dolce
far niente .«
    »Und diesmal wirst du dann wohl Griechisch zitieren, nehme ich an.«
    »Das wäre eine Möglichkeit.«
    Diana warf den Kopf in den Nacken. »Worauf willst du denn nun hinaus?«
    »Nun, ich denke, Heaven ist auf der Jagd nach etwas, zu dem eher ein
wenig Spanisch passen würde. Und vielleicht können wir dabei … Ah, Colonel, guten Abend. Mrs.   Kittery und ich können uns nicht einigen
über diesen Hund.«
    »Hund? Na, bei Hunden kann man immer geteilter Meinung sein. Was,
Jenner? Gehen die Ansichten sehr auseinander. Ein Spaniel zum Beispiel … gar
nicht so leicht, sich da zu verständigen.« Glover schüttelte zweifelnd den
Kopf.
    »Wie wahr, Colonel.« Für einen Mann mit einer so üblen Visage klang
Jenners Stimme überraschend klar und gebildet. »Nicht daß ich Hundeverstand
hätte.« Er wandte sich höflich an Diana. »Wie ist das bei Ihnen?«
    »Ich habe auch keinen Hundeverstand. Ich meine, ich …« Amüsiert über
die eigene Sprachverwirrung lachte Diana laut. »Aber in Wirklichkeit …«
    »Wir haben uns unsere Gedanken um George gemacht«, sagte Appleby.
»Mrs.   Kittery wollte sich nicht überzeugen lassen, daß er ein wohlerzogener
Hund ist.« Er blickte Jenner an. »Wie sehen Sie das?«
    »George? Dem habe ich einen Tritt versetzt.« Wieder blickte Jenner
auf die Uhr – diesmal mit unverhohlener Unruhe. »Wenn Sie so freundlich wären
und mich entschuldigen …« Er verneigte sich und war verschwunden.
    Appleby seufzte leise. »Diana, war das nun Spanisch oder
Griechisch?«
    Diana schüttelte finster den Kopf. »Ich glaube, du bist allmählich
wirklich plemplem.«
    »Sture, einfallslose Tüchtigkeit – für welche Nation gilt das als
typisch?«
    Diana schwieg. Colonel Glover, der Jenner nachgestarrt hatte, wandte
sich zu Appleby um. »Als Nationalcharakter? Na, ich würde sagen, für die …«
    »Ganz genau.«

Kapitel 17
    Typisch für die Gäste der Eremitage war eine ansteckende
schlechte Laune, die sie von Zeit zu Zeit befiel. Das lag daran, daß ein
prächtiges Amüsement rund um die Uhr im Grunde unmöglich ist; bestenfalls wird
es eine Folge amüsanter Episoden sein, zwischen denen die Stimmung nachläßt,
und auf der Insel wurden diese Intervalle für jeden, der nicht achtgab und sie
gut überbrückte, zu gähnenden Abgründen der Langeweile oder der nervösen
Anspannung.
    Etwas in dieser Art mußte wohl geschehen sein, dachte Appleby, als
er wieder in den Salon kam. Eine unbestimmbare Anspannung lag in der Luft. Die
Jeunesse dorée wirkte lustlos, ja geradezu erschlafft; unter den Älteren, die
beim Kartenspiel saßen, herrschte Unaufmerksamkeit, für die man sich gegenseitig
tadelte. Mr.   Hoppo saß nach wie vor mit Miss Busst zusammen, doch die gute
Laune des Abendessens war verflogen, und er machte nun einen geradezu
verdrießlichen Eindruck. Appleby ging zu ihnen hin und setzte sich zwischen die
beiden. »Ich war draußen«, sagte er. »Ein schöner Abend, der Mond geht gerade
auf. Eine schmale Sichel.«
    »Neumond?« frage Miss Busst und widmete sich ihrer bestickten
Handtasche. »Ich kann sie nie auseinanderhalten.«
    »Zumal man ja« – Hoppo riß sich aus der ungewöhnlich düsteren
Stimmung, in die er verfallen war – »nicht weiß, ob nicht auf der Südhalbkugel
die Sichel in die andere Richtung weist.« Er lachte halbherzig. »Ich könnte es
wirklich nicht sagen.«
    »Nun«, meinte Miss Busst, »für alle Fälle …« Und sie sortierte
einige Geldscheine in ihrer Tasche. »Wahrscheinlich ist es ja nur Gerede, und
ich glaube auch nicht an solche Sachen, aber ich wüßte doch gern, wer zuerst
davon gehört hat?«
    Appleby hob den Blick. »Gehört? Es gibt schlechte Neuigkeiten?«
    Miss Busst nickte ernst. Hoppo räusperte sich. »Natürlich«, sagte er
mit heiserer Stimme, »kann es falscher Alarm sein. Offenbar ist es bisher noch
nie vorgekommen. Aber es heißt – man hört reden … nun, die Wilden.«
    »Ah«, murmelte Appleby, »die Wilden.«
    »Ich finde, das ist unerhört von den Heavens«, sagte Miss Busst, nun
mit unverhohlenem Ärger, »eine Unverschämtheit. Nirgends im Prospekt war von so
etwas die Rede. Ein Skandal ist das. Gewiß, es war eine Art Hawaiimädchen auf
dem Umschlag – Bastrock und alles. Aber es verstand sich, daß das nur die
Aufmerksamkeit möglicher Gäste erregen sollte – männlicher Gäste. Daß es
wirklich gefährliche Eingeborene gibt, auf den

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