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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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Gedanken wäre man nie gekommen.
Keiner hätte gedacht, daß man auf so etwas auf dieser Insel gefaßt sein muß.
Ich finde, wir sollten darauf drängen, daß sie das Hotel verlegen.«
    »Sind sie denn wirklich in der Nähe?« fragte Appleby. »Verläßliche
geographische Informationen sind ja nicht leicht zu bekommen.«
    Hoppo sah sich mißtrauisch im Raum um. »Es heißt – man hört reden –,
daß eine Insel mit sehr unangenehmen Bewohnern etwa hundert Meilen von hier
liegt. Und auf halbem Wege zwischen hier und dort gibt es Fischgründe. Sie
fahren mit ihren Kanus hinaus – großen Kanus. Und
wenn sie nicht genug fangen, dann – nun, wenn sie dort nichts zu essen
bekommen, dann fahren sie weiter. Das ist die Erklärung für den Überfall auf
uns. Und jetzt geht das Gerücht um …«
    »Ah«, sagte Appleby noch einmal.
    »Ein Großteil der Gäste ist sich einig«, beharrte Miss Busst, »daß
man von den Heavens verlangen sollte, das Hotel anderswohin zu verlegen. Mr.   Rumsby wird mit ihnen darüber sprechen. Schlimm genug, daß wir diesen entsetzlichen
Krieg haben. Da können wir unsere Nerven nicht noch weiter anspannen lassen.«
    Appleby nickte. »Ich kann mir vorstellen, daß einem da der Gedanke
an einen Umzug kommt. Ich fürchte nur, dazu ist es zu spät. Denn zum Umziehen
müßte Heaven erst einmal Gelegenheit haben. Aber ich sehe, Miss Curricle winkt
mir. Entschuldigen Sie mich.«
    Er ging ans andere Ende des Raumes. Miss Curricle, aufrechter und
kantiger denn je, führte ihn wiederum hinaus auf die Veranda. »Mr.   Appleby,
alle Zeichen stehen auf Panik.« Sie schien ganz von der finsteren Stimmung
durchdrungen, die plötzlich vom Hotel Besitz ergriffen hatte – aber zugleich
sprach sie mit einer grimmigen Genugtuung, wie ein satanischer Schriftsteller,
der sein neuestes Geschöpf vorstellt. »Empörend, und blamabel dazu. Gemeinsam
mit dem Bungalow können wir ein Dutzend wehrhafter Männer aufstellen. Irgendwo
gibt es gewiß auch Feuerwaffen. Aber daß auf das bloße Gerücht von diesen
hasenfüßigen Wilden hin …«
    »Haben Sie eine Ahnung, woher das Gerücht stammt? Es kam ja sehr
plötzlich auf.« Appleby starrte hinaus ins Dunkel.
    »Das weiß anscheinend niemand. Und Heaven und seine Frau sind
nirgends zu finden … Horchen Sie.«
    Appleby schüttelte den Kopf. »Horchen hilft uns nicht weiter. Das
halbe Leben einer solchen Insel spielt sich in der Nacht ab, und wenn man
wirklich hinhört, stockt einem das Blut in den Adern. Das können wir wirklich
nicht brauchen.«
    »Aber mir war, als hätte ich etwas gehört. Leise Schritte am Rande
der Lichtung.«
    »Gut möglich. Wahrscheinlich wird es binnen kurzem sehr turbulent
hier zugehen. Aber ich erwarte eigentlich nicht, daß es wirklich gefährlich
wird. Es hängt, fürchte ich, davon ab, ob ich vor nicht allzulanger Zeit ein
wenig zu hart am Wind gesegelt bin.«
    »Mr.   Appleby, Sie sprechen in Rätseln. Vielleicht sollte ich sagen,
daß ich großes Vertrauen in Sie setze.« Miss Curricle sagte es forsch, wenn
auch ein klein wenig verlegen. »Es ist mir nicht entgangen, daß Sie, als ich im
Laufe unserer Abenteuer – ähm – die Dinge zeitweilig in falschem Licht sah,
sehr vernünftig reagiert haben. Manchmal frage ich mich, warum Sie nicht
offener zu uns sein können, aber ich vermute, es ist eine Eigenheit Ihres
Berufes. Mein lieber Vater, der einen hohen Posten in der Kolonialverwaltung
bekleidete, war stets untadelig diskret.« Miss Curricle verweilte bei der
Erinnerung. Nur weil sie beunruhigende Laute aus dem Dschungel vernahm, würde
sie in diesem Augenblick der Andacht keine falsche Hast an den Tag legen. »Ich
muß sagen, daß ich den Eindruck habe – und die anderen aus unserer Gruppe
teilen die Ansicht –, daß auf dieser Insel etwas nicht stimmt. Und zum gleichen
Schluß sind Sie ja offensichtlich auch gekommen. Könnten Sie uns denn nicht
anvertrauen, was Sie wissen? Übrigens habe ich« – Miss Curricle sagte es ohne
die kleinste Änderung im Tonfall – »bei Mudges Hütte gerade eine nackte Gestalt
gesehen. Ich sehe nämlich gut im Dunkeln. Eine Eigenschaft, die auch meine
liebe Mutter … Natürlich nichts was Sie für sich behalten wollen.«
    »Viel mitzuteilen gibt es da nicht.« Appleby betrachtete den
schwachen Lichtschein in Mr.   Heavens Generatorschuppen. »Zumal ich noch sehr im
Dunkeln tappe – ein Dunkel, für das ich ein genauso gutes Auge haben sollte wie
Sie für das Dunkel der Nacht, aber bisher

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