Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
Vom Netzwerk:
sich
zusammen. »Alles Schabernack. Aber im Innersten tragisch, fürchte ich.«

Kapitel 18
    Der Morgen stieg glutrot über der Insel auf, als hätten Sünde
und Tod ihre Türen weit aufgeworfen und der Widerschein des Fegefeuers
leuchtete am Himmel. Die Elemente bereiteten die Bühne zu einem Schauspiel – und Miss Busst beschwor die Hand des Schicksals und prophezeite, daß die
heimkehrenden Wilden zerschmettert am Meeresgrund enden würden. Denn niemand
nahm die Geschehnisse der Nacht schwerer als Miss Busst. Ein baumlanger Wilder
hatte sie angegriffen; genauer gesagt hatte er sie umtanzt und dazu Schreie
ausgestoßen, und bevor er sich aus dem Staub gemacht hatte, hatte er Anstalten
gemacht, sie in die Nase zu kneifen. Mr.   Heaven hätte etwas zu hören bekommen,
wäre Mr.   Heaven nicht tot gewesen.
    Dunchue kam mit der Nachricht; die Leiche, erklärte er, sei das
erste Indiz eines Überfalls auf den Bungalow gewesen. Er und Hailstone waren
nämlich in der Nacht außer Hauses gewesen – beide bekannten sich zu einer
stillen Leidenschaft für die nächtliche Schildkrötenjagd –, und erst bei ihrer
Rückkehr hatte eine gewisse Unruhe bei George schließlich zur Entdeckung des
Toten in den Dünen geführt. Sie hatten einen schwarzen Diener zur Bewachung
dort gelassen und sich auf den Weg zum Hotel gemacht. Dunchue, der weniger
Gelassene, kam lange vor den beiden anderen an.
    Er traf auf einen Appleby, der in aller Eile sein Möglichstes tat,
das Hotel für den Fall eines zweiten Nachtangriffs zu befestigen. Fenster
wurden verbarrikadiert, Eimer mit Sand und Wasser bereitgestellt, falls jemand
das Haus in Brand steckte. Gegen einen bewaffneten Feind, machte Appleby den
Anwesenden klar, konnten sie sich nicht verteidigen. Aber für die Eingeborenen,
die außer Krawall nicht viel zustandebrachten, mochte es reichen. Mudge hatte
einige harmlose – doch, wie sie hofften, furchteinflößende – Granaten
präpariert.
    Dunchue lauschte dem Bericht über diese Vorbereitungen mit einer
Miene, von der er nicht wissen konnte, daß Appleby sie als Mischung aus Häme
und tiefer Befriedigung deutete. Und nur widerstrebend rückte er mit seinen
schlechten Neuigkeiten heraus. Aber es stand fest. Die lärmenden Eindringlinge
hatten einen zweiten Mann umgebracht. Er bat, daß jemand vom Hotel käme und
sich einen Eindruck machte; dann würden sie Träger bereitstellen, um die Leiche
zu bringen. Vielleicht wolle Appleby selbst einen Blick werfen? Appleby kratzte
sich am Kinn und schlug dann vor, daß sie zu mehreren gehen sollten.
    Soweit war der Austausch gediehen, als ein Farbfleck am Strand die
Ankunft des weniger behenden Hailstone in Begleitung von George ankündigte.
Beider Stimmung war eindeutig gedämpft. Man erwartete fast, daß der bunte
Sonnenschirm von einem Trauerflor gefaßt sein würde.
    »Ein schockierender Vorfall«, sagte Hailstone. »Unsere aufrichtige
Anteilnahme Ihnen allen.« Er tätschelte George. »Allen voran natürlich Mrs.   Heaven. Ich sollte ihr jetzt gleich mein Beileid aussprechen. Komm, George.«
    Doch Mrs.   Heaven war verschwunden. Als sie es kurz vor Sonnenaufgang
bemerkt hatten, hatte Jenner bemerkenswert ritterlich die ganze Umgebung des
Hotels nach ihr abgesucht. Nun war er mit Mudge und Colonel Glover zu einer
größeren Expedition aufgebrochen. Hailstone blickte bekümmert drein. »Und nun
gar noch eine Frau. Das macht es ja noch entsetzlicher.«
    Miss Busst kommentierte es mit einem unbestimmbaren Laut; anderen
weiblichen Hotelgästen kamen die Tränen; Mr.   Rumsby, der zum Äußersten
gegriffen und sich selbst Frühstück bereitet hatte, fragte besorgt, wer sich
denn nun um das Mittagessen kümmern werde. Dann wurde die Mannschaft
zusammengestellt, die den Leichnam des Hoteliers inspizieren sollte. Dunchue
hatte eine Schrotflinte mitgebracht und blieb zur Verteidigung der erregten
Gästeschar im Hotel. Hailstone bot Appleby seinen antiken und wenig
vertrauenerweckenden Revolver an, doch dieser lehnte das Angebot, ihn von der
Last zu befreien, höflich ab. Die beiden machten sich gemeinsam auf den Weg,
die anderen Mitglieder des Trupps folgten.
    Diesmal brachte Hailstone sogar Unterhaltung und Fußmarsch
gleichzeitig zustande. »Ich fürchte«, sagte er, »wir müssen beide peccavi rufen. Ich gebe zu, daß ich die Geschichte vom Mord
an Ihrem schwarzen Freund Unumunu nicht geglaubt habe; ich hatte nicht den
Eindruck, daß es in dieser Gegend Eingeborene gibt, denen man eine solche

Weitere Kostenlose Bücher