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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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Tat
zutrauen konnte. Und mir schien, daß Sie selbst auch Ihre Zweifel hatten. Aber
jetzt – tja, jetzt hat es sich ja wohl doch bestätigt.«
    Die blauen Brillengläser blickten Appleby forschend an, und Appleby
antwortete, wenn auch widerstrebend: »Man kann es kaum noch bezweifeln.«
    »Ich sage Ihnen offen, ich fürchte, daß es für die arme Frau keine
Hoffnung gibt. Das erste Verbrechen war eine Überraschung; ich denke imme noch,
wenn er nicht schwarz gewesen wäre, wäre es nicht geschehen. Aber wenn diese
Polynesier erst einmal getötet haben, haben sie keine Hemmungen mehr; wenn sie
an einem Ort Blut geleckt haben, kommen sie auch wieder.«
    Appleby nickte. »Sie sagen das« – er machte eine unschuldige Miene –, »als ob Sie doch nicht ganz ohne Interesse an der Anthropologie dieser
Inseln wären.«
    Hailstone lachte, aber es war dezent und verhalten genug. »Nur ein
wenig müßige Lektüre. Dunchue weiß mehr als ich, und selbst das ist nicht
viel. Genug vielleicht für eine Art Verständigung mit diesen
Eindringlingen – aber mehr nicht.«
    »Ah«, sagte Appleby.
    »Und nun ist Heaven tot und seine Frau zweifellos ebenso, oder doch
so gut wie tot. Sie und ich werden keine Krokodilstränen weinen. Es waren keine
noblen Geschäfte, die sie mit diesen Feiglingen und Drückebergern gemacht
haben. Uns geht es jetzt um die praktische Seite.«
    »Da haben Sie recht. Über die praktische Seite denke ich schon seit
einer ganzen Weile nach.«
    Wieder warf Hailstone seinem Gefährten einen forschenden Blick zu.
Doch Appleby betrachtete gedankenverloren George, der energisch und doch mit
Würde voranschritt. »Die meisten Hotelbewohner werden gewiß abreisen wollen,
und man kann es ihnen nicht verdenken. Sie haben ja nichts, was sie an die
Insel bindet.«
    »Anders als Sie, Mr.   Hailstone.«
    »So ist es. Wir könnten unsere Grabung natürlich nie im Stich lassen
und müssen das Risiko eingehen. Es ist ein solcher Jammer, daß das Funkgerät
nicht mehr funktioniert. Kennen Sie sich mit solchen Apparaten aus?«
    »Nicht im mindesten, muß ich sagen.«
    »Ein Grund mehr zur Klage. Der Punkt wäre gekommen, an dem wir Hilfe
herbeiholen sollten. Zum Glück hat Dunchue mich an etwas erinnert, das ich
vergessen hatte. Es sind noch Monate bis zum verabredeten Termin, an dem unser
Schiff hier vorbeischauen soll. Aber uns ist eingefallen, daß der Skipper
sagte, sein Weg werde ihn vielleicht schon früher wieder herführen. Dann könnte
er alle mitnehmen.«
    »Na, das wäre doch wunderbar.«
    »In der Tat.« Wieder spürte Appleby, wie er von der Seite her
angesehen wurde. »Nur eines macht mir Sorgen, und das werden Sie, scharfsinnig
wie Sie sind, auf Anhieb erraten.«
    Appleby schüttelte den Kopf. »Ich staune immer wieder, wie schwer es
mir fällt, auf dieser Insel etwas zu erraten – wahrscheinlich weil die Umgebung
mir so vollkommen fremd ist. Ich muß sagen, im Moment sehne ich mich
hauptsächlich nach London und nach meiner eigenen Arbeit zurück.«
    Hailstone nickte wissend. »Das kann ich gut verstehen, glauben Sie mir.
Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man seine Arbeit nicht tun kann.«
    Eine Weile lang gingen sie schweigend, als müßten sie diese
erbaulichen Gedanken erst verarbeiten.
    »Aber wenn ich doch raten sollte«, nahm Appleby den Faden auf, »und
da ich weiß, wie wichtig Ihnen Ihre Grabung ist, würde ich vermuten, Sie
hoffen, daß die Sache ohne großes Aufsehen geregelt werden kann.«
    »Genau das«, sagte Hailstone und hielt inne, um Atem zu schöpfen.
Auch George blieb stehen und wedelte mit dem Schwanz. Es war wunderbar, wie
einvernehmlich alles ging. »Genau das. Aber es läßt sich nicht leugnen, daß es,
wenn man es aus offiziellem Blickwinkel sieht, ein sehr schwerwiegender Vorfall
ist. Und wenn unsere Freunde erst einmal überall davon erzählen …«
    »Ich denke mir, sie werden diskret sein. Sie sind ja schließlich in einer
peinlichen Lage – einer lächerlichen geradezu. Mit ihren Briefmarken und Diamanten
werden sie aus dem irdischen Paradies vertrieben und müssen zurück ins Getümmel
der Welt. Ich glaube nicht, daß sie das an die große Glocke hängen.«
    »Aber Sie und Ihre Gesellschaft vielleicht.« Hailstone machte sich
wieder auf den Weg.
    Appleby schien zu überlegen. »Ich glaube, Colonel Glover und ich
könnten ein wenig Einfluß nehmen und dafür sorgen, daß nichts über die Insel
bekannt wird. Amtliche Ermittlungen könnten wohl auch wir nicht verhindern –

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