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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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gelebt, aber
er ist ein Mischling, ein Eurasier. Das aber nur nebenbei. Schon bei unserer
ersten Begegnung fand ich die richtige Fährte, sie war deutlich genug zu sehen.
Meine größte Sorge war, daß sie auch ihm nicht verborgen sein konnte. Auf einer
Insel mitten im weiten Ozean wird ein Anthropologe ermordet, und der nächste
Mensch, den man trifft, stammt aus derselben oder fast derselben Disziplin. Das
ist doch ein unglaublicher Zufall, und gerade das haben unsere Freunde aus dem
Bungalow falsch eingeschätzt, als sie es mit ihren Wilden und dem ganzen
Brimborium überspielen wollten.«
    Miss Curricle, die mit leicht mißbilligendem Blick Dianas Coca-Cola
betrachtet hatte, sah Appleby an. »Jetzt wo Sie es sagen …«
    »Genau. Man bekommt in meinem Beruf ein Gespür dafür, welcher Zufall
glaubwürdig ist und welcher nicht. Was war denn nun in Wirklichkeit die
Verbindung zwischen diesen Wissenschaftlern – Hailstone und Dunchue auf der
einen und Unumunu auf der anderen Seite? Daß sie sich schon vorher kannten, ist
unwahrscheinlich, und daß wir ausgerechnet auf dieser Insel landeten, konnte
keiner voraussehen. Aber schwarze Anthropologen kann es nicht viele geben, und
sie hatten vielleicht von ihm gehört und wußten, wer er war. Oder – was noch
wahrscheinlicher ist, da unsere Freunde vielleicht gar keine Archäologen sind – sie lernten ihn erst am Morgen seines Todes kennen, und er erzählte ihnen
selbst von seiner Arbeit. Kurz darauf war er tot. Warum? Wohl weil sie sofort
erkannten, daß er sie entlarven konnte. Jeder, der sich auf dem Gebiet, auf dem
sie angeblich tätig waren, auskannte, hätte sie durchschaut. Das war vom ersten
Augenblick an meine Theorie.«
    Dianas runde Augen blickten weit in die Ferne. Vielleicht war vor
ihrem inneren Auge wieder das Bild von Mr.   Bradman erschienen, wie er den
Schläger schwang. »Und wenn man sich vorstellt, daß du das alles im Kopf
hattest, John, als wir den betrunkenen Dunchue im Dschungel trafen!«
    »Betrunken?« Ein Lächeln huschte über Applebys Gesicht, das
ansonsten mittlerweile einen sehr besorgten Eindruck machte. »Das war meine
zweite Erkenntnis. Daß er nämlich nicht betrunken war. Erinnerst du dich an
unser Mittagessen im Bungalow? Er hat uns beiden einen Schnaps eingeschenkt – und etwas an dem Glas kam mir seltsam vor. Aber erst ein wenig später bin ich
darauf gekommen, was es war. Wir saßen nach dem Essen im Wohnzimmer, und
ich blickte hinaus auf die Veranda. Ich betrachtete den polierten Tisch
draußen. Und er war makellos. Doch Dunchue, allem
Anschein nach stockbetrunken, hatte mir ein randvolles Glas auf diesen
Tisch gestellt. Damit hatte er sich verraten, verstehst du? Daran konnte
man sehen, daß seine Betrunkenheit nur gespielt war. Es bestätigte meine
Vermutung, daß der Bungalow eine Fassade für etwas war. Aber eine Fassade für
was?«
    »Ah«, sagte Poulish. »Das ist oft die große Frage. Glauben Sie mir.«
    »Sie hatten Unumunu umgebracht, nur damit er ihnen nicht auf die
Schliche kam. Konnte es sein, daß nicht mehr dahintersteckte als das, was sie
mir und Diana so bereitwillig gestanden – daß es nicht um pazifische
Archäologie im herkömmlichen Sinn gehe, sondern daß sie auf Wikingerspuren
wandelten? Das kam mir doch unwahrscheinlich vor. Ich nahm eher an, daß sie damit
etwas verbergen wollten, das niemand als wissenschaftliche Archäologie hätte
durchgehen lassen. Und zum selben Schluß war auch unser Freund Heaven gekommen.
Einmal habe ich mich in einem Augenblick des Leichtsinns, den ich jetzt bitter
bereue, beinahe verraten. Heaven hingegen verriet sich mit Absicht; es sollte
der Auftakt zu einem Geschäft mit den beiden sein. Leider hat er seine Gegner
bei weitem unterschätzt. Zur Antwort inszenierten sie einen weiteren Überfall
jener Wilden, die sie erfunden hatten, um die Spuren des Mords an Unumunu zu
verwischen. Die Heavens wurden eliminiert, und damit lieferten sie dem ganzen
Hotel einen guten Grund, so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Wenn
möglich wollen sie es so einrichten, daß weder von offizieller Seite noch von
Freunden oder Angehörigen der Familie Heaven noch von irgend jemand sonst
Fragen gestellt werden. Deshalb haben sie uns bisher am Leben gelassen;
hätten sie die gesamte Belegschaft umgebracht, so hätte das zwangsläufig zu
Untersuchungen geführt, wenn zum Beispiel Heavens Jacht das nächste Mal
vorbeikommt. Jetzt haben sie Hoffnung, daß sie das Hotel loswerden, ohne

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