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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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hinauf.
Hailstones Stimme kam aus dem Schatten des Wohnzimmers. »Appleby? Kommen Sie
herein – kommen Sie herein.« Sie traten ein, und Jenner folgte ihnen und
stellte sich in die Tür.
    Beethoven und Archäologie: Im Zimmer hatte sich nichts verändert.
Auch Dunchue war unverändert; er erhob sich, verneigte sich vor Diana und ließ
sich dann wieder in seinen Sessel fallen. »Da braut sich etwas Widerliches
zusammen, da draußen«, sagte er. »Widerlich, die Tropen … Nehmen Sie sich
ein Glas.« Er blickte finster und bedrohlich in die Runde.
    Appleby sah Jenner an und zögerte. »Ich hätte nicht gedacht, daß Sie
heute nachmittag noch andere Gäste hätten.« Mit einem knappen Nicken wies er
Diana einen Sessel an und nahm dann polternd ebenfalls Platz.
    »Ah.« Hailstone griff zum Teekessel, den er auf einem Spirituskocher
hatte. Von den schwarzen Dienern war keiner mehr zu sehen. »Nun, um ehrlich zu
sein, wir haben uns mit Jenner in letzter Zeit ein wenig angefreundet. Wir
verbergen unsere Pläne nicht vor ihm.«
    Plötzlich lachte Appleby laut. »Warum sich verstellen? Warum
behaupten, Sie hätten George getreten – hm, Mr.   Jenner?« Er lachte noch einmal.
»Wir haben Sie doch längst durchschaut – Mrs.   Kittery und ich.«
    Einen Moment lang herrschte gespanntes Schweigen. Dunchue lehnte
sich in seinem Sessel zurück, und die rechte Hand wanderte verstohlen in die
Tasche. Hailstone hielt mit dem Kessel inne.
    »Und wir müssen nicht streiten.« Appleby blickte sich mißtrauisch um.
»Wir wollen ja nicht, daß es uns geht wie den Heavens – oder dem armen Burschen,
den wir heute morgen gefunden haben. Haben Sie dem auch Ihre Wilden auf den
Hals gehetzt?«
    Hailstone stellte den Kessel ab. »Ich verstehe nicht, worauf Sie
hinauswollen«, sagte er. »Wir haben mit keinem dieser Tode etwas zu tun.«
    »Nicht?« Es schien, als sei Appleby sich seiner Sache nicht mehr
sicher. »Sie würden nicht sagen, daß Heaven Bescheid wußte?«
    Wieder folgte eine Pause. Dunchue nahm die Hand aus der Tasche. Die
Anspannung im Raum ließ ein klein wenig nach. »Meinen Sie denn«, fragte
Hailstone, »wenn Heaven etwas erfahren hätte, hätten wir ihn deswegen
umgebracht? Es war ein Überfall der Eingeborenen, nichts weiter.«
    »Und daß sie Unumunu überfielen, wäre genauso ein Zufall gewesen?
Unumunu, der gewußt hätte, daß in dem Grab etwas anderes steckt als
Wikingerschätze?« Wieder lachte Appleby das Lachen eines Mannes, der sich
auskennt und der keine Skrupel hat. »Aber ich bin nicht hier, um über die Toten
zu reden.«
    Abrupt setzte Dunchue sich auf, mit einem Male nüchtern. »Sie hatten
uns zu verstehen gegeben, daß Sie Polizeibeamter sind. Wenn Sie tatsächlich
glauben, daß wir Leute aus dem Wege geräumt haben …«
    »Das sollte ich wohl besser erklären.« Appleby sah hinüber zu Diana.
    »Es hat sich viel in meinem Leben verändert, seit ich auf diese
Insel gekommen bin. Mrs.   Kittery hier – Diana.« Er reckte stolz das Kinn. »Wir
sind ein Paar.«
    Dunchue hob die Augenbrauen. Appleby vermerkte mit Sorge, daß es
nicht gespielt war. »Da wünschen wir Ihnen beiden alles Gute«, sagte er galant.
Er betrachtete Diana genauer. Diana machte einen Schmollmund, legte die Beine
aneinander und strich züchtig ihre Shorts glatt. Sie hatte verstanden.
    »Und ich will sie heiraten.«
    »Was sagt man dazu.« Dunchue, der erst vor kurzem drei Menschen in
den Tod geschickt hatte, gab sich spöttisch. »Und wir dürfen davon ausgehen,
daß sie Sie ebenfalls heiraten will?«
    »Keine Frage.« Appleby war störrisch, ein wenig gereizt. »Nur
Kittery steht uns im Wege. Ein abscheulicher Kerl. Und er will nicht in die
Scheidung einwilligen.«
    Hailstone goß den Tee ein. »Darf ich fragen«, fragte er sanft, »wie
Sie das in Erfahrung gebracht haben?«
    Appleby sah Diana an. Und Diana schniefte laut. »Es war schon einmal
so«, sagte sie – und blickte verschlagen von Hailstone zu Dunchue. »Das ist
doch nur natürlich, irgendwie.«
    »Aber mit dem werden wir schon fertig. Da machen wir uns keine
großen Sorgen. Nur beim Yard kann ich mich dann nicht mehr blicken lassen.«
    »Und ganz ohne Geld will ich ja nicht dastehen«, sagte Diana,
plötzlich streng und sachlich. »Das habe ich ihm auch schon gesagt.« Und sie
warf ihrem Galan einen Blick zu, der halb Hingabe, halb Zweifel war.
    »Sie sehen also« – Appleby hatte anscheinend Mühe, die rechte
Formulierung zu finden –, »wir müssen nehmen, was wir

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